Vasi Vallis tanzt gerne mal auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig. So war er am diesjährigen WGT mit seinem Electro-Projekt Reaper und seiner jüngsten Band Future Lied To Us vertreten. Im Interview spricht er unter anderem darüber, wie ihm die Pandemie zugesetzt hat, welche Auswirkungen die Neubesetzung des Sängers bei Future Lied To Us hatte und wann er eine neue Band gründen wird.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Wie oft warst du schon beim WGT?
Als Künstler wohl sechs Mal. Ich bin aber nicht mehr sicher, wenn ich ehrlich bin. Seit 2004 waren es zehn Mal.
Du hast einige Projekte am Start – mit welchem trittst du am WGT am liebsten auf?
Eigentlich sind es nur drei. Frozen Plasma, mein Hauptprojekt, Future Lied To Us, welches dieses Jahr wiederbelebt wurde, und Reaper, was seit Jahren eher ruht. Mit Frozen Plasma haben wir schon länger nicht mehr beim WGT gespielt. Das würde mich also am meisten freuen. Vielleicht in den kommenden ein, zwei Jahren. Mal sehen.
FROZEN PLASMA & BEYOND BORDER – Gelsenkirchen, Circus Probst (03.07.2021)
Was macht das WGT für dich besonders?
Viele bemängeln die hohe und in der Stadt verteilte Anzahl an Venues. Aber gerade das macht das WGT so besonders. Dadurch ist es dem Veranstalter möglich, sehr viele neue, talentierte, aufstrebende Bands auftreten zu lassen, statt nur die üblichen Verdächtigen. Ein M‘era Luna kann logischerweise auf nur 2 Bühnen nicht etliche, relativ unbekannte Bands buchen, da die Anzahl der Slots dafür einfach zu gering sind. Also gibt es beim WGT unzählige Acts zu entdecken. Dazu kommt noch ein internationales Publikum, die Möglichkeit, viele bekannte Menschen in lockerer Atmosphäre – auch außerhalb der Venues – zu treffen usw.
Was ist die beste Party am WGT?
Natürlich die Clubpartys und da insbesondere diejenige im Darkflower. Die Agra-Party mag ich nicht besonders. Da kommt für mich zu wenig Atmosphäre auf, sie erinnert mich an Großraumdiscos aus den 90ern.
Was möchtest du am WGT auf keinen Fall verpassen?
Tatsächlich die vielen, persönlichen Treffen mit anderen Künstlern. Insbesondere nach der langen Zwangspause freue ich mich doch, einige liebgewonnene Bekannte, die man ausschließlich auf Festivals traf, wieder zu sehen. Ansonsten nehme ich mir für ein WGT so wenig wie möglich vor, weil erfahrungsgemäß jede Planung schon bei der Ankunft nichtig wird und alles anders kommt als eben geplant.
Was war dein schönster Moment?
Spätabends an der Hotelbar. Mehrere Bandmitglieder und Techniker/Crew-Leute saßen teilweise drinnen oder draußen. Solche ruhigen Momente, in denen man sich außerhalb der Aufregung und dem Stress vor und nach der Show unterhalten kann, sind selten. Auch Backstage sind solche Momente selten. Deshalb ist das WGT, wie schon erwähnt, auf persönlicher Ebene so besonders. Wir haben uns über die zwei Jahre der Pandemie ausgetauscht, haben uns teilweise wieder aufgebaut, neue Pläne geschmiedet, gegenseitigen Support geplant und vieles mehr. Absolut wundervoll, da das Musizieren und der damit verbundene Idealismus und Lifestyle (zumindest für mich) nicht nur im Studio oder auf der Bühne gelebt wird. Viel mehr zählt das Zwischenmenschliche, die eigene oder fremde, schmerzliche oder positive Erfahrung, Schicksale, Glücksmomente usw. Kreativität entsteht aus Begegnungen, Erfahrungen, Wehmut, Schmerz und Entbehrung. Wie gesagt. Zumindest für mich.
Wer ist dein Lieblings-Act aus diesem Jahr?
Linea Aspera.
Was würdest du jemandem empfehlen, der zum erstem Mal zum WGT geht?
Keinen Plan machen, sondern sich treiben lassen.
Bei Future Lied To Us gab es einen Sängerwechsel. Was ist passiert und wie ändern sich die Band und Musik damit?
Mit dem Wechsel des Frontmanns ändert sich naturgemäß sehr viel. Damasius hat eine ganz andere Stimme, einen anderen Look, eine andere Bühnenperformance. Zudem ist er selbst Musiker und bringt neue Elemente in den Produktionsprozess rein. Das ist dann tatsächlich eine fast neue Band, auch wenn 2/3 dieselben Personen bleiben. Neue Impulse beleben eine Band außerordentlich. Auch wenn für die Fans so ein Wechsel nicht immer einfach ist, da die Stimme elementar für den Wiedererkennungswert einer Band ist. Bisher waren die Reaktionen jedoch so überwältigend, dass wir wahnsinnig motiviert sind, in die Zukunft der Band schauen.
Wann gründest du die nächste Band?
Wenn du so weit bist.
Wie hast du die 2 Jahre der Pandemie verbracht?
Katastrophal und mit zunehmender Dauer nahe an einer Resignation schlitternd. Erstmal etliche Fremdproduktionen gemacht, um über die Runden zu kommen. Schlussendlich hat es aber leider nicht gereicht und ich musste mein liebgewonnenes Studio in Hannover, welches ich erst kurz vor der Pandemie eingerichtet hatte, aufgeben, weil ohne Gigs die ganze Sache nicht finanzierbar war. Daran nage ich noch heute, denn dies hat mich sehr weit zurückgeworfen in Sachen Flexibilität beim Musizieren. Ich glaube auch nicht, dass es jemals wieder so wird, wie davor. Von daher bin ich noch immer 50/50 gespalten zwischen Resignation, Enttäuschung und kurzen Motivationsphasen. Letztere werden leider kürzer und seltener.
Was können wir in naher Zukunft von dir erwarten?
Das weiß ich selbst nicht. Ich versuche, wieder in meinen alten Rhythmus zu kommen. Der war sehr intensiv, mit hoher Schlagkraft und vielen Ideen. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht mehr daran. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
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