WGT 2022 Interviews: 11 Fragen an ESA & Jo Hysteria

ESA & Jo Hysteria © Stephan Sutor
ESA & Jo Hysteria © Stephan Sutor
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Zum mittlerweile zweiten Mal hat Jamie Blacker alias ESA: Electronic Substance Abuse auf dem WGT gespielt und dem Publikum im Haus Leipzig mit seiner Mischung aus Industrial, Techno und Rhythm&Noise ordentlich eingeheizt. Für einen Song hat er sich Verstärkung von Jo Hysteria geholt – wie es zu der Zusammenarbeit gekommen ist und wieso die Pandemie nicht nur schlecht war, verraten die beiden im Interview.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:

JAMIE BLACKER:  

Wie oft warst du schon beim WGT?
Das ist mein zweites WGT. Das letzte Mal war 2015 oder 2017. Ich komme bei ungeraden Zahlen durcheinander. Ich habe in der Moritzbastei gespielt und es war fantastisch.

Was macht das WGT für dich besonders?
Es bringt eine Menge Leute zusammen, die so frei wie möglich fühlen können, um das zu machen, zu sagen und zu tragen, was sie wollen.

Was ist die beste Party am WGT?
Ich hatte jede Menge Spaß im Kätz.

Was möchtest du am WGT auf keinen Fall verpassen?
Gary Numan.

Was waren deine schönsten Momente?
Die ersten Momente, als ich am ersten Abend in der Moritzbastei alle meine Freunde wiedergesehen habe, die ich jahrelang nicht gesehen habe.

Wer ist dein Lieblings-Act aus diesem Jahr?
Bedless Bones.

Was würdest du jemandem empfehlen, der zum erstem Mal zum WGT geht?
Nutze den wunderbaren Straßenbahndienst so viel wie möglich.

Wie hast du die 2 Jahre der Pandemie verbracht?
Die erste Phase der Pandemie war hart für mich, weil ich mein Gehör verloren hatte. Das hatte nichts mit Corona zu tun, aber ich war trotzdem isoliert. Das war eine ungewöhnliche Erfahrung und ich dachte nicht, dass das wieder heilen würde. Gott sei Dank habe ich mein Gehör wieder. Der Rest der Zeit war für mich eine beruhigende Erfahrung. Ich habe von zu Hause aus gearbeitet. Ehrlich gesagt habe ich mir damit nicht sonderlich schwer getan.

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In der Zeit hast du auch ein Album, Designer Carnage, herausgebracht.
Ja, ich habe damit angefangen. Die meiste Zeit habe ich aber mit dem Drehen von Musikvideos verbracht – ganze drei an der Zahl. Während der Pandemie hatten viele Künstler und Musiker – oder um welche Kunst auch immer es geht – Zeit, in der sie reflektieren, an sich selbst und ihrer Kunst arbeiten konnten. Für viele Menschen war es eine schmerzliche und traumatische Zeit, aber ich persönlich war nicht betroffen.

Welche Einflüsse hast du in diesem Album verarbeitet?
Es ist definitiv kein Konzeptalbum wie meine letzten, aber es konzentriert sich auf die Idee von Fakes, Täuschung und der Oberflächlichkeit der Superreichen und Berühmten. Daher kommt auch der Name „Designer Carnage“ – für mich ist das Konzept vom Designerprodukten absurd, die Idee, dass etwas oder jemand viel besser als andere ist. Die Kluft zwischen arm und reich ist riesig und ich denke, dass die Superreichen alles dafür tun, dass diese Kluft immer da ist.

Was können wir in naher Zukunft von dir erwarten?
Ich habe für den Rest des Jahres noch einiges zu tun. Ich gehe auf US-Tournee mit ca. acht Konzerten, danach spiele ich in Litauen und im November in Wien. Ich freue mich riesig auf die Konzerte in den USA, natürlich auch auf die Shows, aber vor allem auf meine Freunde, die ich seit über drei Jahren nicht gesehen habe.

JO HYSTERIA:

Wie oft warst du schon beim WGT?
Das muss mein fünftes oder sechstes sein.

Was macht das WGT für dich besonders?
Das unglaublich vielfältige Angebot. Auf keinem anderen Festival auf der Welt kann man mit einem Ticket so viele tolle Sachen machen. Es gibt jedes Mal auch abseits von Konzerten und Partys so viel zu tun, dass das WGT von mir aus auch ruhig zwei Wochen dauern könnte.

Was ist die beste Party am WGT?
Konkurrenzlos Moritzbastei. Es ist sehr schade, dass sie diesmal nur an zwei Abenden geöffnet war, denn da ist für jeden und jede Stimmung etwas dabei: Man kann die beste Spinatlasagne der Welt essen, es gibt drei Dancefloors, die alles von Classics bis hin zu hartem Techno abdecken, oder man kann in Ruhe im Garten etwas trinken und sich fragen, was diese alten Mauern schon alles gesehen haben.

Was möchtest du beim WGT auf keinen Fall verpassen?
Die Konzerte meiner wundervollen Freunde von Combichrist, Future Lied To Us und iVardensphere. Einen Met zum Frühstück im Heidnischen Dorf und mir danach auf der Agra etwas Absurdes kaufen, das ich dann nie tragen werde.

Was war dein schönster Moment?
Der erste Abend am Donnerstag in der Moritzbastei. Als ich da hingekommen bin und die unzähligen schwarz gekleideten Gestalten gesehen habe, wusste ich, dass ich endlich wieder zu Hause bin.

Wer ist dein Lieblings-Act aus diesem Jahr?
Natürlich meine oben genannten Freunde. Und Winterkälte.

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Was würdest du jemandem empfehlen, der zum erstem Mal zum WGT geht?
Man darf sich nicht damit stressen, gleich beim ersten Mal alles zu sehen. Und man sollte sich damit abfinden, dass man sich im Wirrwarr der Moritzbastei nie wirklich auskennen wird.

Wie ist es zur Zusammenarbeit zwischen dir und Jamie gekommen?
Wir haben einander kennengelernt, als wir zusammen ein Konzert in Brno gespielt haben. Jamie hat mich auf mein Darkthrone-T-Shirt angesprochen und plötzlich waren wir beste Freunde. Und wenn man als Musiker einen anderen Musiker mag, will man diese Zuneigung immer mit einem gemeinsamen Song besiegeln.

Neben deiner Band Massenhysterie hast du jetzt solo ein Hip-Hop-Projekt. Was hat diesen Stilwechsel bewirkt?
Ich bin meistens rastlos, habe Tausende Ideen und probiere gerne Neues aus. Im Hip Hop hat man gegenüber anderen Genres sehr viele Freiheiten. Ich kann unterschiedlichste Einflüsse wie Reggaeton, Dance, Drill, Trap oder Pop verarbeiten, mal schnell, mal mellow, ich kann Latex oder einen Jogginganzug tragen. Ich fühle mich, als müsste ich meine Musik und die dazugehörigen Visuals wie Videos und Fotos nicht einem Format anpassen, sondern als könnte ich in all meinen Facetten ich selbst sein.

Wie hast du die zwei Jahre der Pandemie verbracht?
Nachdem ich alleine wohne, habe ich in der ersten Phase der Pandemie niemanden gesehen und mein Highlight des Tages war der Gang zum Supermarkt. Ich bin normalerweise viel unterwegs, reise viel, denn meine Freunde und Familie sind auf der ganzen Welt verstreut, und spiele natürlich auch Konzerte, was am Musizieren das Schönste ist. Auf einen Schlag wurde mir das alles genommen. Erst jetzt fühle ich mich langsam wieder so, als würde ich wirklich leben.

Was können wir in naher Zukunft von dir erwarten?
Ich habe bereits einige fertige Songs in der Pipeline, für die ich in den kommenden Tagen Videos drehen werde, um sie dann endlich mit der Welt zu teilen. Einige Live-Termine sind ebenfalls in Planung, aber dazu in Kürze mehr!

Weblinks ESA

Homepage: https://electronicsubstanceabuse.com
Facebook: www.facebook.com/ElectronicSubstanceAbuse
Instagram: www.instagram.com/jamie_esa_official

Weblinks JO HYSTERIA

Facebook: www.facebook.com/johysteria
Instagram: www.instagram.com/johysteria

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