Faun haben es wieder einmal geschafft: Wie schon die vorherigen Studio-Alben konnten sie auch mit dem neuen Album Märchen & Mythen in die Top Ten einsteigen. Man sieht: Qualität setzt sich eben manchmal doch durch. Wir haben das neue Album zum Anlass genommen, ein ausführliches Gespräch mit den beiden Musikerinnen Laura Fella und Fiona Rüggeberg zu führen. Dabei ging es natürlich um das Album, dessen Entstehung und die Inspirationen dahinter, die kommende Tour und weitere Themen.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Mit Märchen & Mythen ist jüngst Euer neues Album erschienen. Seit dem Vorgänger Midgard sind gut drei Jahre vergangen. Was ist in der Zwischenzeit so passiert?
– Laura: Seit dem Release von Midgard ist sehr viel passiert.
– Fiona: Zum Beispiel ist Laura Feller in die Band gekommen. Das war eine sehr wichtige Sache.
– Laura: Für alle Beteiligten. (beide lachen) Ich bin 2017 zur Midgard-Tour eingestiegen, da waren wir ganz schön viel unterwegs. Dann kam Anfang 2018 die Best Of.
– Fiona: Genau, da haben wir eine Best Of mit Faun herausgebracht, um sozusagen ein Zwischenresümee von unserer Band-Geschichte zu ziehen – 500 Jahre Faun. (lacht) Das sollte natürlich nicht bedeuten, dass die Band zu existieren aufhört, sondern wir sind zusammen mit Laura weitergegangen und haben nun unser schönes Album Märchen & Mythen produziert.
Ihr habt Euch für das Album diesmal von heimischen Märchen inspirieren lassen. Wonach habt Ihr bei dem neuen Album ausgewählt, was Ihr vertont und welche Themen Ihr angeht?
– Laura: Wir bringen alle Songideen in die Band und dementsprechend fließen auch persönliche Präferenzen in die Märchen- und Mythen-Auswahl ein. Ich muss hier auch sagen, dass Seemann tatsächlich eine schwedische Ballade ist und gar keine Vertonung eines heimischen Märchens. Auch Die weiße Dame ist nicht nur in heimischen Gefilden angesiedelt, da kann die Fiona mehr erzählen.
– Fiona: Das ist auch eigentlich mehr ein Mythos als ein Märchen, aber das ist ja auch im Titel des Albums mit abgedeckt, dass wir gelegentlich Mythen aufgreifen.
Das wäre auch eine Frage gewesen. Wer ist denn Die weiße Dame?
– Fiona: Das gibt ganz viele verschiedene Erzählungen von weißen Damen. Übrigens nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt und handelt sich immer um geisthafte Erscheinungen, die auch sehr viele Menschen tatsächlich sehen. Wenn man etwas in das Thema einsteigt, dann erfährt man von so einigen Leuten, dass sie sowas tatsächlich schon gesehen haben. Mich hat das Thema immer fasziniert und ich habe mich dann etwas auf die Figur der Hellenja konzentriert. Die geistert in Seeland rum und wurde da als alte Göttin verehrt. Sie ist da die Schutzherrin der Fährmänner und geistert als weiße Dame herum und geleitet sie durch die Flüsse in die andere Welt, durch die Nebel. Dieser Mythos hat mir einfach sehr gut gefallen.
Wie würdet ihr generell die Unterschiede zwischen dem Vorgänger und dem Märchen & Mythen beschreiben? Was ist neu und was ist anders?
– Laura: Midgard war ja eine Platte, zu der Fiona wohl mehr sagen kann, da ich da noch nicht beteiligt war, aber die nur in den Norden in die Mythen der Germanen und der Edda gereist ist.
– Fiona: Genau, wir haben uns einfach thematisch in den Norden begeben und auch musikalisch haben wir Melodien aus Schweden und Norwegen aufgegriffen. Der ganze Themenkreis handelte von nordischer Mythologie, auch ein bisschen rein in den keltischen Raum, aber hauptsächlich war es auf die alte germanische Kultur bezogen. So versuchen wir bei jedem Album, einen bestimmten Zirkel abzustecken und thematisch einzugrenzen. Wobei natürlich jedes Thema dann auch grenzenlos erforschbar ist. Sowohl die nordischen Mythen als auch das Thema Märchen bieten ja einen unerschöpflichen Fundus an Inspirationsquellen, in die man sich reinbegeben kann.
Auch wenn das Album sehr geschlossen wirkt, habe ich mal ein paar Stücke ausgewählt. Eines ist Seemann. Was fasziniert Euch an der See? Worum geht’s hier?
– Laura: Seemann war eine Songidee von Stephan. Es geht, wie der Titel schon verrät, um einen Seemann, beziehungsweise auch um eine holde Jungfrau, der er das Rot von den Wangen stiehlt. Das Ganze ist tatsächlich ein ganz traditionelles Stück aus Schweden. Das hat Stephan in einem Workshop direkt von einem Schweden gelernt und dann ins Deutsche übertragen und noch eine letzte Strophe hinzugefügt, die der ganzen Story einen Twist gibt. Wir verraten jetzt natürlich nicht genau, was da passiert. Da muss man sich den Song anhören.
Gerade jetzt in der Weihnachtszeit begegnet gerne mal Aschenbrödel. Warum war Aschenbrödel auch für Euer Album ein Thema?
– Fiona: Wahrscheinlich weil es so ein Kultfilm ist und tschechische Märchenfilme an sich einige aus unserer Gruppe schon sehr lang faszinieren. Da liegt diese sehr schöne Musik von Karel Svoboda zugrunde und da hatten wir uns als Faun gedacht, dass es schön wäre, die Melodien mal mit einem Text zu beleben und in eine gesungene Geschichte umzuwandeln. Gerade wir mit unseren ganzen mittelalterlichen Kostümen – das passt alles ganz gut zusammen, haben wir uns gedacht, und deswegen haben wir daraus ein Lied gemacht.
Drei Wanderer habt Ihr zusammen mit Versengold eingespielt. Was verbindet Euch mit der Band?
– Laura: Ich würde mal sagen viele Feiern. (lachen) Man begegnet sich während des Festivalsommers bei mehreren Gelegenheiten. Wir hatten Flo auf der Best Of-Tour dabei, das ist wirklich ein Teufelsgeiger, der das Ganze unglaublich bereichert hat – und da lag es irgendwie auch nahe, sie auch in einem unserer Songs auftreten zu lassen. Das war echt eine tolle Kooperation.
Wie würdet Ihr die Zusammenarbeit für das Stück beschreiben? Habt Ihr gemeinsam an den Ideen gefeilt? Inwieweit haben Versengold ihre Note in das Stück eingebracht?
– Fiona: Was dazu noch zu sagen ist: Dass der Malte eine wirklich faszinierende Erzählerstimme hat, eine sehr lyrische. Da dieses Märchen eine sehr interessante Geschichte erzählt, war er eigentlich die perfekte Besetzung dafür. Die Melodie ist eine traditionelle Melodie, von dem her haben wir da gar nicht so sehr den musikalischen Part zusammen komponiert, aber wie gesagt: Seine spezielle Klangfarbe in der Stimme war einfach die perfekte Besetzung für das Lied.
Wie würdet Ihr generell sagen, habt Ihr Euch die Themen auf dem Album zu Eigen gemacht?
– Fiona: Zum einen, dass wir sehr tief in die jeweiligen Hintergründe eingetaucht sind und eher spirituelle Wurzeln auch ausgegraben haben, weil das auch unser aller Bedürfnis ist. Aber zum anderen auch die Sichtweise, aus der wir die Märchen wiedergeben, erzählen und darüber singen. Und dann eben auch die ganz besondere Klangfarbe von Faun, die mittelalterliche Instrumente mit elektronischer Musik verbindet.
Mit The Lily findet sich ein Titel wieder, der für Euch ungewöhnlich ist, da er auf Englisch ist. Wie kam es dazu?
– Fiona: Ich sag mal so: Ungewöhnlich ist das eigentlich nicht, da Faun auf früheren Alben schon auf ganz vielen unterschiedlichen Sprachen gesungen hat. Wir haben auch einige englische Lieder, aber in den letzten Jahren waren das nicht mehr ganz so viele, daher war es auch mal wieder an der Zeit, was auf Englisch zu machen, da wir auch international sehr bekannt sind. Ob das nun Nord- oder Südamerika oder auch Russland ist. Dann ist es eben schön, wenn man das Publikum mit einem Lied abholt, dass sie auch selber verstehen.
– Laura: …und mitsingen.
Könnt Ihr Euch vorstellen, zukünftig auch wieder häufiger englische Titel einzuspielen?
– Laura: Ja, nicht nur Englisch…
– Fiona: …vielleicht auch mal Mittelhochdeutsch. Das ist auch so eine schöne Sprache, weil man die Texte eigentlich nur assoziativ versteht. Man bekommt ein Wort mit und dann wieder nicht und damit entsteht bei jedem so eine eigene Geschichte im Kopf. Das mag ich eigentlich sehr gern.
Das Album ist nun bereits einige Tage draußen. Wie habt Ihr die bisherigen Reaktionen erlebt? Wie habt Ihr Rezensionen und das Feedback der Hörer empfunden?
– Laura: Seit der Veröffentlichung eigentlich sehr sehr positiv. Die Rezensionen machen uns eigentlich durch die Bank sehr stolz und glücklich. Und was natürlich noch viel wichtiger ist, sind die Reaktionen von den Fans.
– Fiona: Von den Fans kamen wirklich enorm positive Rückmeldungen. Viele haben gesagt, dass es die Seele unserer Band widerspiegeln würde, was auf dem ganzen Album zu hören ist. Das macht einen dann schon froh, wenn man merkt, dass man den Geschmack des Publikums und der Menschen trifft, die einen seit vielen Jahren unterstützen.
Wie ist das generell mit der Erwartungshaltung? Hat man nach all den Jahren noch Erwartungen? Spürt man da Druck, nachdem die letzten Alben hoch in den Charts waren?
– Fiona: Daran denk ich persönlich jetzt nicht so viel, an die Charts oder so. Es geht mehr um eine musikalische Messlatte. Und immer wieder das musikalische Ziel, find ich, sich selbst treu zu sein und Lieder zu machen, die einem selber auch was sagen. Dass es einem selbst etwas bedeutet, was man da tut. Ich denke, dann wird eine Musik auch interessant.
Ein Thema, das mit Euren Alben, auch dem aktuellen, immer einhergeht, ist die Naturverbundenheit. Würdet Ihr sagen, in Zeiten von Klimakrise und co. ist diese wichtiger denn je? Wie steht Ihr dazu?
– Laura: Absolut! Ich glaub, die Naturverbundenheit war für jeden von uns schon immer ultrawichtig. Dementsprechend kann ich für mich nicht sagen, dass sie wichtiger ist denn ja. Für andere vielleicht schon. Ich fand sie schon immer unfassbar wichtig. Ich finde es auch schön, wenn wir durch die Musik einen schönen Zugang zu den Menschen haben und das noch einmal ein bisschen auf eine subtilere und gleichzeitig sensiblere Art und Weise antriggern können.
Auf der einen Seite ist da natürlich das Geschehen in der Welt. Wie wichtig findet Ihr es, eben auch in mystische und märchenhafte Welten abtauchen zu können?
– Fiona: Das finde ich sehr wichtig. Und zwar nicht im Sinne von Realitätsflucht, wie das oft so gerne gesehen wird, sondern weil ich finde, dass diese Märchen und Mythen, die wir auch auf dem Album aufgreifen, oft so Seelenbilder aussprechen. In einer Bildsprache, die man auf einer ganz tiefen Ebene verstehen kann und die Wahrheiten enthalten, die ganz ganz viele Menschen ansprechen. Ob das jetzt Alt oder Jung ist. Beziehungen, Entwicklungsstadien, Erlebnisse… Das alles wird darin ausgedrückt. Deswegen finde ich das sehr wichtig, sich damit zu befassen.
Im März und April geht Ihr mit dem Album auch auf Tour. Was kann der Hörer erwarten? Warum sollte man unbedingt Eure Konzerte besuchen?
– Laura: Faun-Shows sind einfach immer ganz ganz speziell. Wir versuchen, wirklich noch einmal etwas ganz Besonderes auf die Bühne zu bringen und das Ganze zu einem unvergesslichen Live-Erlebnis zu machen und zu gestalten. Unter anderem wird auch wieder Flo Janoske, der Geiger von Versengold, wieder mit auf Tour sein und Kelvin Kalvus, ein Artist. Wir werden eine ganz spezielle Lichtshow am Start haben und geben uns jetzt schon größte Mühe, allein schon mit der Ideensammlung für das Bühnenbild.
– Fiona: Dass das Publikum so richtig in eine eigene Welt abtauchen kann. Das wird ein intensives Gesamterlebnis für alle Sinne. Das ist eigentlich immer unsere Vorgabe für eine Tour.
Zum Schluss gefragt… Es ging nun ums Album und die kommende Tour. Gibt es schon Pläne für das, was danach kommt? Wie geht es weiter im Hause Faun?
– Fiona: Das ist eine sehr gute Frage. Die Antwort liegt noch ein bisschen im Ungewissen. Wir haben ja erst einmal im nächsten Jahr die große Tour durch Deutschland. Und Ende des Jahres werden wir einmal um die Ostsee fahren – Frankreich, Spanien, Italien, da werden wir eine richtige Acht über Europa legen und dann ist das Jahr eigentlich schon vorbei. Was in der Zeit passiert, kann man jetzt eigentlich noch nicht sagen. Wahrscheinlich werden wir uns ein kleines bisschen mehr Zeit lassen, dadurch, dass wir nächstes Jahr auch mehr touren als dieses Jahr. Aber man darf auf jeden Fall gespannt bleiben. Es wird nicht unser letztes Album gewesen sein!
Weblinks FAUN:
Homepage: www.faune.de
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Bilder: We Love Music/Universal Music (CD-Cover), Rekii Fotografie (Bandfoto)