Heute war nun der große Tag gekommen. Es ist der 17.11.2015 und ich hatte die große Ehre meine Lieblingsband Mono Inc. in Dresden vor ihrem Konzert zu treffen – Man war ich aufgeregt. Mit meinen Fragen und tausenden von zwiespältigen Gefühlen kamen wir dann an der Reithalle in Dresden an. Der Termin war für 18:30 Uhr angesetzt und wir hatten noch etwas Zeit. Bereits jetzt standen schon ein paar Fans vor dem Eingang, während im Inneren schon Mono Inc. für Probeaufnahmen für den heute anstehenden Live-Videodreh auf der Bühne standen. Ursprünglich war ein Interview mit Sänger Martin Engler geplant, doch da dieser etwas angeschlagen war und seine Stimme für die nachfolgende Show schonen musste, trafen wir uns stattdessen mit Gitarrist Carl Fornia und Bassist Manuel Antoni, die bereitwillig einsprangen. Ich nahm auf einer roten Ledercouch Platz und nach und nach legte sich auch meine Aufregung als es klopfte und Carl Fornia den Raum betrat. Er setzte sich zu mir und erklärte, dass Manuel etwas später zu uns stoßen würde und wir schon einmal anfangen können. Alles total entspannt!
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Claudia: Vielen Dank, dass ihr und heute Rede und Antwort stehen möchtet. Ich würde gerne noch einmal mit euch über euer aktuelles Album Terlingua und natürlich über die laufende Tour plaudern. Wir von Monkeypress hatten ja eine kontroverse CD-Rezension veröffentlicht, eine Pro-Terlingua und eine Kontra-Terlingua. Und neben vielen positiven, gab es ja auch andere Rezensionen, die ebenfalls nicht so gut waren. Wie geht ihr mit diesem Thema um und wie nehmt ihr negatives Feedback auf?
Leute die stänkern wollen, spielen sich auch immer in den Vordergrund
Carl Fornia: Welches Album? Das ist ja jetzt schon so lange her. Also ich möchte nicht arrogant klingen, aber wir richten uns nicht danach. Das wäre die diplomatischere Antwort auf so eine Frage. Wenn man als Künstler Bilder malt, Filme dreht oder Musik macht, wird es immer Leute geben, die das toll finden oder auch nicht. Wenn man aber anfängt es allen recht zu machen, hast du letztendlich bereits verloren, weil in der Fülle an Geschmäcker gehst du sonst unter. Wenn man lange genug Musik macht, hat man auch ein Gefühl dafür und Leute, die das Missfallen zum Ausdruck bringen, die sind immer deutlich lauter zu hören, als die, die es gut finden. Das ist ja auch ein Grundprinzip, dass Leute die stänkern wollen, sich auch immer in den Vordergrund spielen. Die Leute die das toll finden, kaufen sich die CD, das Ticket oder schauen sich die Videos an. Nicht jeder ist dazu berufen zu sagen „ihr macht das aber toll”. Deshalb ist man glaube ich als Künstler gut beraten, sich darauf nicht einzulassen. Man kann das ab und an mal lesen und Martin fragt dann auch „hast du das schon gelesen?“. Ich sage dann „nein, habe ich nicht“. Ich kann euch beruhigen, wir geben uns dann nicht die Kugel. Unsere Keimzelle ist diese Band und wenn wir zu viert irgendetwas cool finden, dann ist das unser Zentrum, um das sich dann eine Stilistik, ein Song, ein Artwork oder Cover dreht und fertig. Bei diesem Album hatten wir erstmalig eine Abstimmung intern mit unserem erweiterten Umfeld vom Label, von der Promotion und der Crew. Da gab es eine Tabelle mit vierzehn, fünfzehn Songs und alle gaben ihre Bewertung ab und kurioser Weise, war unser Geschmack der Gleiche wie der des Umfelds. Deshalb ist die Platte so wie sie ist und wir finden es schön.
Claudia: Jetzt ist auch Manuel zu uns gestoßen. Komm einfach mal mit auf unsere Couch und mach es dir gemütlich. Heute seid ihr ja hier in Dresden. Die 10. Station auf eurem doch eher straffen Konzertplan. Seit Anfang November seid ihr nun unterwegs, jeden Tag in einer anderen Stadt, erzählt mal ein bisschen aus dem Mono Inc. Tour-Alltag.
Carl Fornia: *lacht* Der Tour-Alltag ist mittlerweile sehr angenehm für uns geworden. In den Anfangsstadien von Mono Inc. haben wir noch alles selbst gemacht. Da hatten wir nur zwei, drei Leute dabei, die zum Gelingen der Show beigetragen haben. Mittlerweile ist es so, wenn man nicht will, muss man nicht einmal mehr seine Tasche tragen. Da darf man sich vielleicht höchstens selbst einmal die Zähne putzen, weil überall nette freundliche Hände sind. Ich persönlich stehe trotzdem um 11:00 Uhr auf. Ich genieße die Gemeinsamkeit mit der Band und der Crew, zu frühstücken und die Zeit zu nutzen, wenn sie noch nicht Aufbauen. Da kann man das eine oder andere Gespräch führen über den Vortag. Wenn die Crew dann aufbaut, dann setze ich mich meist vor den Rechner, gehe spazieren oder schlafe noch eine Runde bevor wir dann den Soundcheck haben. Manuel zum Beispiel sieht man den ganzen Tag nicht, wenn man es will.
Manuel Antoni: Genau *lacht* Ich komme gar nicht mehr zurecht. Ich schlafe eigentlich ganz lange, gehe nur noch auf die Bühne, spiele und gebe danach Autogramme. Nein, so ist das nicht. Aber ich habe gemerkt, wie sich das entwickelt hat. Ich habe das Equipment bei meinen Rückenschmerzen selber getragen und seit dem bekomme ich nichts mehr hin. Ich habe einen Soundcheck gemacht und spiele Bass. Martin läuft über die Bühne und geht zu meinem Verstärker. Er hält sein Ohr daran, denn anscheinend kommt nichts raus. Ich sage zu ihm „keine Ahnung“. Er ruft den Techniker, dieser kommt angelaufen und drückt auf den Ein-Schalter. Das ist dann doch ein bisschen peinlich. Ich bin da raus.
Claudia: Das ist dann ja eher eine lustige Begebenheit. Wenn man so beengt auf kleinem Raum im Tour-Bus „zusammenlebt“, eckt man da auch mal mit dem einem oder anderen an?
Manuel Antoni: Selten, eher selten. Wir kennen uns ja über zehn Jahre, kennen die Charaktere. Klar hat man auch unterschiedliche Standpunkte, aber die klärt man dann unter einander und dann ist das auch vorbei. Auch solche Diskussionen wie „mach mal kälter oder wärmer“ im Tourbus.
Claudia: Ja stimmt, das habe ich ja in eurem Tour-Tagebuch gehört. Bei über 34 Grad wurdest du gegrillt.
Manuel Antoni: Ja, da hatte ich eine ganz schreckliche Nacht und konnte nicht schlafen und der Rest wurde Schock gefroren.
Carl Fornia: Die Busfahrer müssen schon einiges Aushalten. Sie wissen meist nicht, wann mache ich es kälter und wann wärmer. Wenn man schlafen will, soll es kälter sein.
Schlagzeile: Mono Inc. bricht Tour ab – Kein Satelliten-TV!
Manuel Antoni: Ach ja, unser Satelliten-TV geht nicht. Habe ich gerade gehört.
Carl Fornia: Da müssen wir die Tour jetzt aber wirklich abbrechen. *lacht*
Claudia: Sollen wir das jetzt als Aufmacher bringen? „Mono Inc. bricht Tour ab – Kein Satelliten-TV!“ Ihr habt ja auf eurer Tour noch ein neues, kleines „Bandmitglied“ dabei. Wie gefällt dem Kleinen denn der aufregende Road Trip und wie organisiert ihr den „Alltag“ zwischen Soundcheck, Show und Windelnwechseln?
Carl Fornia: Katha hat eine Nanny dabei und verbringt selber viel Zeit mit ihm und ich glaube er ist verdorben fürs Leben. Alles dreht sich nur um ihn. Alle machen Spaß mit ihm und wenn er dann wieder zu Hause im normalen Alltag ist, dann wird er wohl vermissen, dass der große Bahnhof um ihn herum nicht mehr da.
Manuel Antoni: Ich finde das Ganze tiefenentspannt. Wir bekommen kaum etwas mit, kein Geschrei, auch wenn er nachts eine Flasche will. Der Bus ist ja auch komplett umgebaut mit Kinderbett. Für den Notfall habe ich aber auch Ohrstöpsel.
Claudia: Heute, hier in Dresden in der Reithalle, habt ihr ja etwas ganz Besonderes für eure Fans geplant. Was genau wird das sein?
Carl Fornia: Was meinst du mit Besonderes?
Manuel Antoni: Na unser neues Baby, das hier geboren wird.
Carl Fornia: Ja stimmt! Live-DVD! Blu-Ray! Das heißt wir nehmen das erste Mal eine ganze Show auf. Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut. Aus den Reihen der Fans wurde es immer lauter, doch mal eine Live-DVD heraus zu bringen. Jetzt sind wir ja erwachsen genug und da können wir auch einmal in die Vollen hauen. Wir haben die Halle umgebaut und es wirkt eher wie ein Fernsehstudio. Sehr imposant und das ganze Konzert wird heute Abend hier aufgezeichnet. Wenn dann alles fertig und hübsch ist, wird es herausgebracht. Hoffe ich… Für uns wird es auf alle Fälle eine spannende Erfahrung sein.
Manuel Antoni: Ich habe gehört, dass man dann auch auswählen kann, ob man das Konzert als Ganzes sehen möchte oder dazwischen auch noch Bonus-Material von der Tour. Somit bekommt man nicht nur das Konzert, sondern noch ein bisschen mehr.
Claudia: Ich sehe mir ja fast täglich euer Tour-Tagebuch an und ich glaube in Folge 227, war Martin relativ erschüttert, dass Chasing Cars von Snow Patrol mittlerweile die Radio-Playlisten entert. Ich selbst finde den Titel total klasse, vielleicht macht euch das ja auch noch einmal bekannter und man hört eure Lieder verstärkt auch im Radio.
Manuel Antoni: Es ist natürlich schön, wenn man zehn Jahre Musik macht und die Radiosender sagen „eure Musik ist zu düster, zu melancholisch, die Stimme zu tief“ und jetzt auf einmal, mit einem Cover, kommt man ins Radio, mit der gleichen Stimme von Martin und dem gleichen Sound und auf einmal ist das toll. Das ist doch schade, oder?
Carl Fornia: Mir ist das egal. Das ist jetzt kein großartiger Ritterschlag, ob der Song jetzt im Radio läuft oder nicht. Deshalb ist er doch nicht besser oder schlechter.
Claudia: Auf euren Tour–Tagebüchern lasst ihr die Fans moderieren. Wie ich hören konnte, sind das Meet & Greet–Fans. Wie bekommt man als Fan die Gelegenheit, euch bei einem Meet & Greet kennenzulernen?
Manuel Antoni: Das kann ein Meet & Greet sein oder dass wir einfach nach draussen gehen und einfach sagen „du bist jetzt dran“.
Carl Fornia: Das ist nach Lust und Laune, wie es der Kamera gerade einfällt. Ich selber habe es noch nicht gemacht, ich bin so Kamerascheu.
Manuel Antoni: Kamerascheu bin ich doch eigentlich.
Claudia: Nächstes Jahr stehen ab Anfang März weitere Termine auf der Terlingua Tour 2016 an. Zwischen diesen beiden „Tourneen“ ist ja ein bisschen Platz im Terminkalender. Macht ihr dann erst einmal Urlaub? Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?
Carl Fornia: Wir fahren glaube ich in die Schweiz bis Mitte Dezember und da will mich meine Familie haben. Von Mitte Dezember bis ungefähr 10. Januar 2016 sind wir dann komplett außer Landes, einfach den Kopf frei bekommen und wenn man dann Mitte Januar wiederkommt, dann sind es ja nur noch 6 Wochen bis zur nächsten Tour. Dann kann man sich ja mal wieder treffen zum Proben. Vielleicht fallen uns dann auch ein paar neue Lieder ein, aber einen echten Plan haben wir nicht. Man versucht sich etwas zurückzulehnen und an sich zu denken. Aber es gibt keine neuen Pläne über eine neue Platte. Wir wollen alles einfach einmal sacken lassen, denn wir haben einiges geleistet in letzter Zeit und deshalb gönnen wir uns auch etwas Ruhe.
Claudia: Wenn du im Urlaub bist, welche drei Dinge musst du unbedingt dabei haben und auf welche drei Dinge kannst du verzichten?
Manuel Antoni: Meinen WLAN-Hotspot, eine Gitarre fürs Lagerfeuer, Fußball und Sonnencreme würde ich mit nehmen und verzichten würde ich auf Stress und große Pläne glaube ich. Bloß nicht alles komplett durchgeplant, einfach mal treiben lassen. Das wäre gut.
Carl Fornia: Bücher würde ich noch mitnehmen und die rudimentären Dinge, die einem einfach Freude bringen.
Manuel Antoni: Ich lese nicht.
Carl Fornia: Das ist eben der Unterschied zwischen uns. Deshalb bin ich der Gitarrist und du der Bassist *lacht*
Claudia: Wird es wieder einen Rückzugsort wie Terlingua geben, um sich wieder neu zu erfinden, neue Eindrücke zu gewinnen und sich inspirieren zu lassen?
Carl Fornia: Da haben wir uns noch keine Gedanken drüber gemacht. Es ist durchaus möglich, dass man dies wiederholt, da das Ergebnis für uns ja gut war. Es hat uns sehr gut getan. Allerdings hallt das jetzt noch nach. Diese Form des zentrierens hat uns so weit genutzt, dass dies jetzt noch spürbar für uns ist.
Claudia: Eigentlich wollte ich euch schon noch fragen, wann der Fan mit einem neuen Album rechnen kann? Du hattest ja schon eben quasi eine Antwort gegeben *lacht*.
Carl Fornia: Diese Frage stellst du bitte nicht *lacht* Hatten wir vorhin nicht darüber gesprochen, dass wir heute eine Live-DVD/Blu-Ray aufnehmen werden? Wahrscheinlich ist die nicht prädestiniert dafür, dass sie in der Schublade bleibt. Heute sind einige Leute von der Plattenfirma da und die hätten sich garantiert nicht auf den Weg aus Hannover gemacht, wenn sie geplant hätten, das Ding nur für die Schublade zu produzieren. Irgendwann gibt es dann die Nachricht und das Ding kommt raus…
Carl Fornia: Ich würde gerne mit Billy Idol ein Bier trinken
Claudia: Mit wem würdet ihr gerne einmal im Duett singen wollen oder zusammenarbeiten?
Carl Fornia: Ich würde gerne mit Billy Idol ein Bier trinken, ob ich mit ihm zusammen arbeiten will, weiß ich nicht. Aber den Typen finde ich über die Jahre hinweg richtig cool. Ein Duett, da gebe ich die Frage weiter.
Manuel Antoni: Ich hatte da immer eine Standardantwort drauf. Das wäre Avril Lavigne, aber das ist jetzt auch schon 10 Jahre her und ich bin älter geworden. Sie aber auch. Keine Ahnung, mit Kurt Cobain vielleicht? *lacht* DAS wäre cool.
Carl Fornia: Mit Joachim Witt, aber das haben wir ja schon.
Claudia: Das klingt ja schon recht spannend, was ihr für die Zukunft so vorhabt…
Carl Fornia: Langweilig wird es bei uns komischerweise nie.
Claudia: Da wären wir soweit am Ende mit meinen Fragen. Ich danke für eure Zeit und eure Mühen und wir sehen uns dann beim Konzert.
Carl Fornia: Dankeschön und bis später.
Manuel Antoni: Bis später.
Fotos und den Konzertbericht vom MONO INC. Konzert in Dresden findet ihr bei uns.
Mono Inc. werden ihre Terlingua-Tour auch 2016 noch fortsetzen. Die Termine für den zweiten Teil der Tour lauten:
10.03.2016 Wuppertal
11.03.2016 Erfurt
12.03.2016 Magdeburg
17.03.2016 Münster
18.03.2016 Karlsruhe
19.03.2016 Kaiserlautern
20.03.2016 Augsburg
07.04.2016 Cottbus
08.04.2016 Leipzig
09.04.2016 Herford
14.04.2016 Lüneburg
15.04.2016 Rostock
16.04.2016 Potsdam
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