Manchmal fühlt sich Unvoreingenommenheit nahezu komisch an. Im Falle von Julia Stone ist es so. Der Name begegnete mir in all den Jahren immer mal wieder, auch in Kombination mit Bruder Angus Stone, aber es blieb – wie es bei der ungeheuren Menge an Musik leider allzu oft der Fall ist – eher beim „den Namen hab‘ ich schon mal gehört“. Nun aber wurde das Album Sixty Summers angekündigt. Also die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, das Album angehört, begeistert gewesen und bei näherer Beschäftigung bemerkt: Das ist also alles offenbar ganz anders als die bisherigen Alben. Wenn man nun von Folk und Indierock ausgeht, ist man auf Sixty Summers tatsächlich weit davon weg. Aber das muss ganz und gar nicht schlecht sein, wie der poppige Sound des Albums eindrucksvoll zeigt.
Unterstützend im Entstehensprozess mit dabei waren übrigens Thomas Bartlett (auch unter Doveman firmierend) und Annie Clark (noch besser als St. Vincent bekannt) dabei. Eine Kombination, die vieles verspricht – und es auch einhält. Auch, wenn diese Erkenntnis zu Beginn des Albums noch etwas holprig daherkommt. Auch, wenn die ersten Worte „So I left and started dancing under the street light“ etwas Symptomatisches für das Album an sich haben, ist der Opener Break noch etwas verhalten und lässt Skepsis, obgleich man beschwingte Sounds hört. Der Titeltrack lässt einen dann mitwippen, ist zweifelsohne solide, aber so richtig startet das Album erst danach durch. Zunächst einmal mit einem Rezept, das zumeist aufgeht: Mit Matt Berninger (The National) als Gastsänger holt die Ballade We All Have den Hörer sehr gut ab.
Ab hier läuft es. Substance als angenehm tanzbarer Poptrack mit melancholischem Einschlag schafft es, dass man sich fallen lassen kann und irgendwie hat man das Gefühl, ab hier geht alles Hand in Hand. Free beispielsweise zeigt, dass Julia Stone sich hier tatsächlich sehr frei gefühlt zu haben scheint. Nachdenklich in den Strophen und indie-poppig in den Strophen berührt sie einen als Hörer. Die tanzbare Leichtigkeit steht der Künstlerin gut, dennoch bleiben die ruhigen Momente nicht aus. Ein Stück wie Easy beispielsweise zeigt das gut, man spürt, dass das Album ihr ein wichtiges Anliegen war. Zum Ende hin kommt dann in I Am No One gar doch noch einmal die folkige Gitarre zum Vorschein. Ein Kreis schließt sich, wenn man so will.
Wobei: Das ist nicht ganz das Ende. Zwar ist es der letzte neue Titel des Albums, aber mit der „French Version“ von Dance darf noch einmal leicht nachdenklich getanzt werden. Es funkelt und glitzert noch einmal, diesmal mit Strophen auf Französisch. Nach einer knappen Dreiviertelstunde hat man ein außerordentlich gutes Album beendet, das zwar leichte Anlaufschwierigkeiten hat, dann aber ordentlich durchstartet.
Tracklist JULIA STONE – Sixty Summers:
01. Breath
02. Sixty Summers
03. We All Have (feat. Matt Berninger)
04. Dance
05. Free
06. Who
07. Fire In Me
08. Easy
09. Queen
10. Heron
11. Unreal
12. I Am No One
13. Dance (French Version)
Weblinks JULIA STONE:
Homepage: www.juliastone.com.au
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Twitter: www.twitter.com/juliastonemusic