PORTMONEE – Gesichter ohne Menschen

PORTMONEE - Gesichter ohne Menschen
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8 Gesamtnote

Gesamtnote

8

Gewissermaßen ist Gesichter ohne Menschen ein Social Media-Album. Oder vielleicht gar eines für die „digital natives“? Zumindest die Gedanken hinter dem Albumtitel erwecken einen solchen Anschein, denn darum geht’s: Wir scrollen durch die Timeline, sehen tausende Gesichter, die irgendwie einen bekannten Anschein erwecken, obwohl wir sie eigentlich gar nicht kennen. Es sind nur Gesichter – und doch wirken sie bekannt. Was jedoch darüber wegtäuscht, dass sie hier einfach nur wie perfekte Menschen aussehen, was einen plötzlich selbst zu belasten beginnt: Kann man in seiner kleinstädtischen Mittelmäßigkeit hier denn überhaupt mithalten?

Klar, da bekommt man schon einmal Bad Feelings. So der Titel der ersten Single, die aus dem Album veröffentlicht wurde. Trotz des englischen Titels übrigens deutschsprachig, wie auch das gesamte Album. Ein munter nach vorne gehendes Stück deutschsprachiger Popmusik (mit Hang zum Rock), das eben genau dieses Gefühl besingt, dass man sich „wie Trottel“ fühlt, obwohl man es eigentlich gar nicht ist. Folglich bleibt das anschließende Perfekte Menschen auch thematisch in dieser Welt. „Ich hasse alle perfekten Menschen“ kommt es da trotz eigentlich gar nicht so pessimistischer Musik wütend aus der Band heraus. Man merkt, so scheint es, dass eben doch Hoffnung mitschwingt. Oder in dem Fall vielleicht auch einfach ein Stück objektiverer Beobachtung.

Wo das Album Gesichter ohne Menschen heißt, geht es eigentlich genau darum: um das Menschliche. Das, was man in den Gesichtern nicht sieht. Da passt dann auch ein ruhiges Stück wie Major Depression gut ins Bild. Nachdenklichkeit wird hier großgeschrieben. Es wirkt gerne mal ambivalent, was Portmonee hier spielen. Das zeigt auch Paradies, das einerseits eine ganz gut gelaunte Wirkung verbreitet, andererseits aber auch von der „fake world“ erzählt. Wenn das Album dann recht breitwandig, garniert mit Solo-Gitarrenläufen in Altar endet, ist man tatsächlich erst einmal ein wenig verunsichert. Was man weiß ist aber: Es hat gefallen!

Somit ist der Band ein ansprechendes Album der deutschsprachigen Popmusik gelungen, das auch mal ins Rockige driftet. Und da bietet es sich geradezu an, noch einmal auf den Albumtitel zu schauen: Die Band zeigt hier musikalisch ein gutes Gesicht, während sie sehr menschliche Themen behandelt.

Tracklist PORTMONEE – Gesichter ohne Menschen:

01. Entertainment
02. Bad Feelings
03. Perfekte Menschen
04. (kill me in the) midnight sun
05. Küss mich
06. IFDZ
07. Major Depression
08. Paradies
09. Sweet Botanik
10. Altar

Weblinks PORTMONEE:

Homepage: www.portmon.ee
Facebook: www.facebook.com/portmoneeband

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