Moment… Da steht ja „Berlin Serie“ auf dem Cover und ergänzt somit den Titel Geisterbahn. Dabei verortet man Die Buben im Pelz doch eigentlich in Wien. Hier muss man einen Bogen zu den Einstürzenden Neubauten schlagen, denn diese begeistern die Wiener Band seit je her. Alexander Hacke als Bassist der Neubauten wiederum mag Die Buben im Pelz und so ergab es sich, dass die Band im späten 2019 nach Berlin reiste und mit Hacke am Album saß. Dass es nun eine Weile dauerte, bis die Scheibe auch wirklich erschien, ist auf die Pandemie zurückzuführen, aufgrund der viele Musiker ihre Veröffentlichungen verschoben hatten, so eben auch die Wiener, die hier musikalisch und auch inhaltlich zwischen den Städten und Stilen liegen.
Postpunk, Wienerlied, Rock’n’Roll, Chanson – dazu Todtraurigkeit und Humor. Das ist in etwa das Rezept der Band, was sich konfus lesen mag, aber am Ende Sinn ergibt. Im eröffnenden Fieber atmet der Klang eine gute Spur 60s Rock’n’Roll. Treibendes Tempo, zielstrebige Gitarrenakkorde und Solo-Momente geben einem einen guten Einstieg ins Album. Eines, bei dem die Dynamiken gerne wechseln. Während bspw. Frühlingsgespenster das 80er-Berlin durch schimmern lassen, schimmert beim folgenden Kodachrome verhangene Velvet Underground-Momente mit durch – was angesichts des einstigen Debüt-Albums, das als Die Buben im Pelz und Freundinnen „eingewienerte“ Album The Velvet Underground & Nico, nicht weitergehend verwundert.
Und überhaupt: das Wienerische! Das ist auf dem Album nicht zu überhören und ein wichtiges Element zudem. Vor allem bei den überraschenden Coverversionen. Das Partisanenlied Bella Ciao wird an die Donau verlegt und mit Macht kaputt, was euch kaputt macht erweist man Ton Steine Scherben alle Ehre. Eine rauchige Coverversion mit Wiener Schmäh, die eindeutig nicht nur ein Cover ist, sondern als Interpretation durchgeht. Ein gewisser Humor schwingt dabei auch gerne mit, was man in der in seinem Verlauf immer rockiger werdenden Nummer Gott straft das Internet gut merkt, wenn man humorvoll an Internet-Trolle denkt.
Am Ende hat man zehn Stücke, die es in sich haben und gute Brücken schlägt zwischen den genannten Genres und Einflüssen. Ganz grob ist es am Ende vor allem deutschsprachige Rockmusik mit Wiener Dialekt, aber ganz so grob lässt es sich eben auch nicht einordnen. Da erfreut man sich lieber an der Vielseitigkeit, die dennoch ein harmonisches Ganzes ergibt. Ein wirklich gelungenes Album, bei dem man bloß gerne länger als die knapp 40 Minuten zugehört hätte. Aber irgendwas ist ja immer.
Tracklist DIE BUBEN IM PELZ – Geisterbahn:
01. Fieber
02. Geisterbahn
03. Frühlingsgepenster
04. Kodachrom
05. Bella Ciao
06. Saurer Regen
07. Einsame Gammler
08. Gott straft das Internet
09. Macht kaputt, was euch kaputt macht
10. Sterben am Strand
Weblinks DIE BUBEN IM PELZ:
Homepage: www.diebubenimpelz.com
Facebook: www.facebook.com/DieBubenImPelz