Interview: SCHEUBER

Interview: SCHEUBER
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Schon im Interview zum zweiten Album Changes sprach Dirk Scheuber davon, dass er bereits an Stücken für das dritte Album sitzt. Jetzt, etwa anderthalb Jahre später, stehen wir vor vollendeten Tatsachen: Das dritte Album Shades hat das Licht der Welt erblickt und bietet dabei neben den gewohnten Klängen auch einiges an Neuerungen. Da lag es nahe, einmal zum Telefon zu greifen und den Künstler mit einem Schwung Fragen zum Album, dessen Entstehen, den Stücken, der ersten Headliner-Tour und zu weiteren Themen zu stellen. Es ergab sich ein ausführliches Gespräch mit vielen interessanten Einblicken.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Das letzte Interview haben wir vor anderthalb Jahren geführt. Was ist seitdem passiert im Hause Scheuber?
Ich bin umgezogen, es war eine Project Pitchfork-Tour dazwischen, einige Festivals, viele Stunden Songwriting… Das ist eigentlich hauptsächlich passiert. Es standen viele Reisen mit der Bahn an, das ist wirklich erwähnenswert. (lacht) NCN hab ich gespielt, WGT habe ich gespielt… Ansonsten nur alltäglicher Wesenswahnsinn.

Du hast das Songwriting erwähnt. Anlass des Interviews ist natürlich auch das Album Shades. Wie würdest Du Unterschiede und Neuerungen gegenüber dem Vorgänger Changes beschreiben?
Das ist schwierig zu sagen. Eigentlich ist die Vorgehensweise immer dieselbe: Ich mach mir da von vornherein erst einmal keine großartigen Gedanken beim Song schreiben. Wenn ich anfange, weiß ich noch gar nicht, wo die Reise hingeht. In kreativen Momenten sammeln sich schnell mal ein paar Ideen an, denen man nach und nach an die Gräten geht. Aber generell ist mehr Know-how dazugekommen. Ich weiß, in welche Richtung das gehen soll und bringe immer mehr Sachen ein, die auch meinem breit gefächerten Musikgeschmack entsprechen. Das können auch mal Gitarren sein, String-Flächen, unterschiedlichste Melodie-Elemente, vielleicht auch mal orchestraler, mal ein paar Beats unterschiedlicher Genre – da mache ich mir gar nicht so viele Gedanken. Wenn ich merke, dass ich einen Song habe, der funktioniert, der sich für mich gut anfühlt, dann ist die Sache für mich rund. Bezüglich der Musik habe ich mich noch nie analysiert oder kategorisiert. Ich mache sie einfach. So ist das auch heute noch. Ich sitze jetzt schon an neuem Material und probiere mich an vielem aus und bringe meine eigene Note rein und verlass mich auf mein Gefühl. Ich folge da auch keiner bestimmten Art von Szenemusik. Wenn man sich durch meine Songs angesprochen fühlt, freut mich das natürlich, letzten Endes zählt, ob man den Hörer abholt oder mitnimmt, egal, welches musikalische Umfeld bevorzugt, eben auch Leute, die mit der Szene vielleicht gar nichts zu tun haben. Ich habe ja auch viele poppige Elemente drinnen, es ist auch sehr atmosphärisch, hat einen gewissen melancholischen Touch. Ich bin da im Songwriting völlig entspannt.

Interview: SCHEUBERIch habe mir mal das Cover angeschaut und fand das ganz interessant: Beim ersten Album sah man Dein rechtes Auge auf dem Cover, beim zweiten Album das linke Auge, diesmal werden die Augen zugehalten. Ist das Zufall oder steckt da irgendwie was hinter?
Stimmt, das ist ganz lustig, da steckt jetzt kein Konzept oder ähnliches dahinter. (lacht) Ich finde das selber immer putzig, wie man Dinge anfängt zu interpretieren. Im Endeffekt ist die Ästhetik entscheidend. Man geht ja mit offenen Augen durchs Leben und stößt auf Sachen, die einen ansprechen. Ich bin nicht der Typ, der an Zufälle glaubt, sondern eher an eine Bestimmung, aber bei The Me I See fand ich das schon interessant und mir geht es da um die Ästhetik. Da mache ich mir nicht wirklich einen Kopf. Ich hatte im Vorfeld schon überlegt, ob man sich eine lustige Geschichte dazu ausdenken könnte. So ist es aber nicht, für mich ist das der ästhetische Aspekt. Letztendlich geht es für mich darum: Es muss ein Eyecatcher sein, es muss irgendwie auffallen. Ich möchte nicht einfach nur mein Gesicht da aufs Cover setzen, das ist mir zu langweilig, da kann man ästhetisch ja auch anders arbeiten. Gesichter und vor allem Augen sind ja auch interessant. Man sagt ja, Augen seien das Fenster zur Seele. Meine Texte sind melancholisch und sehnsuchtsvoll auf eine gewisse Weise. Das hat ein bisschen was Romantisches, ein bisschen was Lyrisches – das sind alles Sachen, die das Gesamtkonzept unterstützen. Das passt für mich. Ich bin mit der Shades jetzt richtig glücklich. Von The Me I See über Changes bis hin zu Shades ist das mit diesen ersten drei Alben für mich jetzt eine richtig runde Sache. Da bin ich echt glücklich.
Wie sich das in der nächsten Zeit weiter entwickelt, weiß ich noch nicht genau. Ich fühle mich erst einmal ziemlich befreit. Ich wollte die drei Alben ja unbedingt schnell hintereinander haben, das habe ich jetzt geschafft und stehe mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Ich bin gewappnet für die Wege, die da kommen, fühle mich ziemlich gut und ich weiß in etwa, wo ich mit meiner Musik stehe.

Das Album, haben wir schon gesagt, heißt Shades. Was steckt hinter dem Titel?
Ich wusste genau, dass Du mir diese Frage stellst und hab mir schon überlegt, was ich Dir da antworten soll.

Und, bist Du zu einem Ergebnis gekommen?
Schattierung. Wie soll ich das beschreiben? Das ist immer schwer, selber zu erklären. Das sind Gefühlssachen, das kennst Du ja sicher selber. Sitzt da rum wie Stulle und plötzlich kommt da ein Gefühl vorbei, und schenkt Dir Inspirierendes (lacht), in welcher Hinsicht auch immer, zumindest wenn Du für so etwas empfänglich bist. Du hast ja unterschiedliche Stimmungen, hat ja jeder. Von Traurigkeit bis zur Freude etc. Es steht dann neben Dir im Raum und du brauchst es bloß noch einzuladen, sich mit Dir zu vereinen. Und mit dieser Emotion diese Schattierung, die man gar nicht so richtig greifen kann. Ich bin nicht der Typ, der sich da immer unbedingt erklären will. Es ist ein Gefühl, ein Moment, der mal länger oder kürzer in einem verweilt. Ich hab vor einem Dreivierteljahr damit angefangen, hab mich darauf eingelassen, und es hat sich gut anfühlt. Das passt mit The Me I See, mit Changes, der Veränderung, dann Shades. Die Schattierungen lassen den Weg erkennen. Beim vierten Album scheint mir dann die Sonne aus den, äh, Ohren… (lacht)

Ich habe auch mal ein paar Stücke ausgewählt, über die ich gerne reden möchte. Eines ist Smoker. Wer ist dieser Raucher? Oder geht es da eigentlich um etwas ganz anderes?
Es gibt da so einen Raucher, aber Smoker ist eher ein Pseudonym. Ich rauche ja seit sieben Jahren nicht mehr. Damals, als ich mit dem Saufen aufgehört habe, habe ich auch aufgehört zu rauchen. Ich habe heutzutage ein Problem mit Rauchen. Das ist wirklich so, dass diese ehemaligen Raucher die schlimmsten sind, aber das ist wirklich eklig, ich kann das nicht mehr riechen und ich kann das auch nicht mehr ab. Wenn jemand in meiner Nähe raucht oder nach Rauch riecht, ist das für mich schon ein bisschen anstrengend. Ich trinke ja auch nicht mehr, ich muss da ganz nüchtern durch. Smoker kann man als Pseudonym benutzen für etwas, das einen abstößt, das man nicht mehr gut heißt. Vielleicht ist es natürlich auch ein altes, abgehalftertes Seelenleben von mir. Ich habe da gar keine bestimmte Deutung oder wen bestimmten vor Augen. Das ist wieder so eine Gefühlssache. Man versucht etwas, das man nicht mag, das einen anwidert, ein Gesicht zu geben. Irgendwie kommt das dann zu sowas. Wie findest du denn den Song?

Interview: SCHEUBERGut, hat mir sehr gefallen. Ich kenn ihn ja auch schon aus dem Live-Programm.
Aber er klingt jetzt auf dem Album etwas anders.

Ja, jetzt klingt er „fertiger“, finde ich.
Auf jeden Fall, das ist eine runde Sache! Es wird nachdem das Album veröffentlicht ist, noch ‘ne Smoker EP geben. Mit ein paar Remixen – von Funker Vogt, von Faderhead, von Zeromancer, von Transmitter und von We Are Temporary. Das sind coole Mixe geworden. Eben ‘ne runde Sache. Zu dem Song wird es dann auch ein Video geben.

Wenig später auf dem Album kommt dann Coloured Rays. Eine Neuerung hierbei in Deiner Musik ist die weibliche Stimme. Wie kam es dazu? Und wer singt da?
Das ist Lilli, die Tochter einer guten Bekannten, auch eine langjährige Begleiterin in dem Pitchfork-Umfeld und man lernt sich ja über die Jahre auch kennen. Der Gesang ihrer Tochter wurde mir zugetragen, sie singt auch in einer Rock & Pop-Coverband. Ich habe schon länger vorgehabt, mal etwas mit einer weiblichen Stimme zu machen. Der Song war bisher nicht so gegeben. Ich hatte überlegt, verschiedene Sängerinnen zu fragen, aber das sind Adressen, an die man natürlich schwer ran kommt. Es gibt viele Sängerinnen, die gut singen können, für meinen Geschmack aber oft ähnlich. Die gleiche Theatralik, die gleiche Frisierung und manchmal auch mit einer sehr ähnlichen Ästhetik im Klang. Manchmal sind die Stimmen mir auch ein bisschen zu gerade und zu glatt. Es hat wenig Ecken und Kanten. Aber ich mag das ganz gerne, wenn ich merke, dass eine Stimme lebt, Charisma, Charakter und Klang hat. Bei der Lilli war das so, das hat mir die Freundin mal vorgespielt und ich dachte: Wow, das ist genau die Stimme, die ich mir vorgestellt habe. Da habe ich mal vorsichtig angefragt, ob das möglich ist, da sie noch relativ jung ist und ich natürlich auch die Erlaubnis brauchte. Das war kein Problem und ich bin da total happy damit. Ich werde mit ihr auch auf dem nächsten Album noch einmal arbeiten. Sie singt sehr viel, die Stimme entwickelt sich ja noch, aber sie hat einfach Persönlichkeit einen tollen Charakter. Selbst Gerrit hatte bei den Vocal-Aufnahmen kleine Phasen, wo er Gänsehaut bekam. Das ist ein gutes Zeichen, weil es berührt. Da muss man sich nicht immer riesige Namen suchen, um eine Stimme zu finden, die besonders ist.

Ich bin gespannt, wie das so angenommen wird, wenn das Album draußen ist.
Ich bin sowieso gespannt, wie das Album angenommen wird. Man weiß es vorher ja nicht. Meine Sachen klingen ja immer ein bisschen für sich. Es ist kein typischer Elektro, Dark Wave, whatever – es ist eher ein Indie-Wave-Style mit vielen Anleihen drin. Yeah, gib mir Schubladen. (lacht) Da bin ich gespannt, es ist heutzutage immer schwierig. Ich weiß auch nicht, ob die Leute die Zeit und den Kopf für neue Musik haben und doch eher das nehmen, was sie kennen und sich bei neuen Sachen schwer tun oder nicht den Entdeckungsdrang haben. Ist ja bei mir auch so. Wenn Du mit P. Pitchfork in einer Band vertreten, die eine riesige Nummer ist, steht Scheuber trotzdem etwas für sich. Es wird sich entwickeln, man muss mal schauen, was passiert. Für mich ist immer wichtig, dass ich meinen Spaß daran habe. Mir muss das gefallen. Ich merke auch, dass es bei den Leuten ankommt. Es dauert manchmal etwas länger. Aber ich erwarte ja auch nichts. Ich will meinen Spaß haben und ich glaube, heutzutage wäre es auch schlimm, wenn man mit Erwartungen daran geht. Man kann das nicht einschätzen.

Interview: SCHEUBERAber ist es wirklich so, dass Du gar nichts erwartest? Wenn das am 11. Januar dann rauskommt…
Beim ersten Album war es schon so, beim zweiten war es eher „mal gucken“, jetzt kann ich es halt nicht einschätzen. Ich sag es ganz ehrlich: Mit einem gesunden Menschenverstand ist es auch Blödsinn, etwas zu erwarten, weil man am Ende da sowieso nicht drinsteckt. Du kannst das nicht beeinflussen. Klar, kann man es ein bisschen promoten, wir haben das Zeitalter von Social Media, Du kannst ein Video machen, aber man weiß heutzutage ja auch gar nicht immer, wie man die Leute eigentlich erreicht. Wenn man eine Facebook-Seite hat und ein bisschen was postet, nervt Facebook gleich rum, Du sollst da was promoten und Geld reinballern… Hab ich nicht. Das möchte ich nicht. Dann kannst Du nur darauf hoffen, dass die Leute das annehmen, ein bisschen teilen und es sich ein bisschen rumspricht. Das heißt dann immer noch nicht, dass jeder gewillt ist und Lust und Laune hat, ein Album zu kaufen. Tendenziell ist es bei neueren Acts auch eher so, dass die Leute sich auf Singles einschießen und man eher bei größeren Geschichten gewillt ist, auch das Album zu kaufen. Das ist aber eher eine Vermutung, das weiß ich nicht. Aber erwarten kann man nichts. Für mich ist es wichtig, dass es stimmig ist, dass ich glücklich bin und wenn es ein paar Leute happy macht, freut mich das tierisch. Wenn die Leute zu den Konzerten kommen und es ihnen gefällt, ist das super. Ich mache ‘ne kleine Tour, jetzt im Frühjahr, und weiß auch da nicht, was mich erwartet. Wahrscheinlich werden auch da nur 30, 40 Leute hinkommen, wenn überhaupt. Aber trotzdem mache ich es, weil ich da einfach Spaß dran habe und das ist entscheidend. Ich kann ja nicht sagen: Kommt keiner, also mach ich es nicht. Das ist dann auch Selbstbetrug. Ich habe das Bedürfnis, live zu spielen. Und wenn dann nur 20 kommen, dann sind es halt nur 20. Dann habe ich eben Spaß mit 20 Leuten, ist doch in Ordnung. Da ist die Leidenschaft, da kommst du nicht drumrum, wenn man da drin steckt, steckt man da drin. Ich will das nicht einfach sein lassen, weil ich etwas erwarte. Wenn ich jetzt denken würde, ich müsste 8.000 Einheiten verkaufen – das wäre Blödsinn. Du weißt ja, wie schwierig das ist. Und hey, ich gehe auf die 50 zu, ich habe vielleicht noch 20 Jahre, wenn ich halbwegs lustig bin und möchte da meinen Spaß und mein Vergnügen haben. Musik ist ein Lebensinhalt für mich und gibt mir unheimlich viel Kraft. Aber Ich verliere mich nicht dabei. Das ist entscheidend!

Du hast nun schon erwähnt, dass Du auch live spielen wirst. Es sind die ersten Headliner-Shows. Warum, würdest Du sagen, war jetzt der richtige Zeitpunkt dafür, eben nicht mehr als Support, sondern als Headliner aufzutreten?
Das kann ich gar nicht sagen, das hab ich jetzt einfach gemacht. Wenn ich ehrlich bin, bin ich in einer Situation, in der ich noch gar nicht einschätzen kann, ob das überhaupt funktioniert. Weil ich diese Scheuber-Sache nicht einschätzen kann. Ich weiß nicht, wie weit das bekannt ist, wie weit die Leute sich darauf einlassen… Das muss ich jetzt probieren. Wenn ich gar nicht rausgehe, erfahre ich es ja nie, also spiele ich jetzt ein paar Sachen als Headliner und bin selber gespannt, was mich erwartet. Ich habe Bock drauf, freue mich tierisch darauf und ich denke, es wird auch ganz charmant werden. Ich habe einige Shows gespielt, habe langsam das Gefühl dafür auch als Frontmann zu agieren. Mit Markus und Rossi habe ich zwei Leute dabei, die Bock drauf haben, die auf jeden Fall mit dabei sind. Mir ist es wichtig, da wen bei zu haben, der richtig Lust darauf hat. Vor allem aber auch Spaß an der Sache zu haben. Die sollen sich da auch ein bisschen mit identifizieren können und dahinter stehen.

Interview: SCHEUBERAls Support sind Gimme Shelter und Loewenhertz dabei. Warum fiel die Wahl auf die beiden Bands?
Das habe ich mir nicht ausgesucht, das hat meine Bookerin gemacht. Die hat die einfach mal mit dazu gepackt. Ich kannte die gar nicht. Gimme Shelter war auch in Aldenhoven mit dabei, die kommen glaub ich aus Leipzig und sind aus dem Umfeld von Daniel Myer, wenn ich mich nicht täusche. Loewenhertz hab ich noch gar nicht gehört, muss ich gestehen, das muss ich die Tage mal nachholen. Die Bookerin hat die Bands vorgeschlagen und so kam das zusammen. Ich finde das auch gut, so als Package. Dann ist man da nicht alleine und wenn es nicht funktioniert, sind die anderen schuld. (lacht) Nein, Spaß.

Warum würdest Du denn sagen, sollte man unbedingt zu Deinen Shows kommen?
Weil ich extrem sexy bin. Stripper, alles dabei. Ich habe sogar ein Mammut mit auf der Bühne, drei lustige weiße Königstiger, die eine kleine, süße Robbe stricken… Ein lustiges Unterhaltungsprogramm. (lacht)
Nein, ich sag mal: Wer Lust auf Musik, bisschen Gefühl und einen guten Sound hat und einen charmanten, netten Abend erleben will, kann vorbeikommen. Ich würde gerne auch ein bisschen was mit visuellen Elementen machen, aber ich weiß nicht, ob das immer nötig ist. Ich mache das lieber etwas trockener, mit Show, mit ein bisschen Entertainment. Die Leute sollen vorbeikommen und einen schönen Abend haben. In der Kategorie kann ich noch keine großen Wunder versprechen, da kann man auch mal ehrlich sein. In der Hinsicht hat das einen gewissen Rock’n’Roll-Charakter. Ich geh einfach mal rauf und gucke, was passiert.

Als wir das letzte Mal sprachen, meintest Du, Du wolltest es nach dem dritten Album erst einmal sacken lassen. Bist Du noch beim Sackenlassen oder schon wieder aktiv am Planen?
Ich bin schon beim vierten Album, von daher ist das sozusagen schon durchgesackt. Mal gucken, wie ich es schaffe, vor meinem fünfzigsten Geburtstag vier Alben fertig zu stellen. Das kannste nicht sacken lassen. Ich habe Bock gerade. Ich dachte auch erst, mal gucken, wie das so läuft, aber letzten Endes habe ich total Lust, Musik zu machen. Das war vielleicht da in einer Situation, wo ich etwas müde war, da hat man so Gedanken, aber eigentlich fängt man sich da schnell. Da schaltet man den Rechner ein, startet sein Programm und probiert, tobt sich aus und guckt, was dabei rumkommt. Ich habe da kein direktes Ziel, ich merke schnell, ob ein Song aufgeht oder nicht. Wenn ich einen guten Beat und ‘ne coole Basslinie habe, versuche ich mich gleich an einer Gesangslinie. Wenn das funktioniert, gehe ich die nächsten Schritte an. Da merke ich, wie weit ich damit komme. Wenn es gar nicht funktioniert, lasse ich es und probiere etwas anderes aus. Da lasse ich mich einfach treiben. Da versteife ich mich auch auf nichts. Wenn ich merke „ist nicht“, dann ist es nichts. Wenn man in einem Flow ist, bleibt man dran und es kommt automatisch eins zum anderen.

Interview: SCHEUBERDas war es fast mit meinen Fragen. Zum Schluss würde ich gerne wissen: Das neue Jahr steht vor der Tür. Was wünschst Du Dir für 2019?
Ich wünsche mir vor allen Dingen viel Gesundheit, das ist vorrangig. Dann wünsche ich mir viel Vernunft und viel Einsehen und ich wünsche mir verdammt nochmal Frieden! Das ist für mich echt bedenklich im Moment, das wird mir draußen etwas zu skurril gerade. Ich hoffe, dass da die Vernunft einkehrt und sich die Leute etwas bewusster werden, worum es eigentlich geht und sich nicht so schnell von irgendwelchen Dramen beeinflussen lassen, sondern versuchen, nüchtern zu bleiben. Das wünsche ich mir, ein bisschen mehr Einsehen und ein bisschen mehr Vernunft der menschlichen Spezies. Das ist alles so durcheinander gewürfelt. Der eine hat eine Meinung, der andere versteht es falsch, obwohl er eigentlich vielleicht sogar derselben Meinung ist. Es reden alle so schnell aneinander vorbei, weil scheinbar keiner mehr Zeit hat, dem anderen zuzuhören. So kommt mir das manchmal vor. Das finde ich ein bisschen erschreckend. Es ist ja insgesamt unglaublich schnelllebig alles und keiner nimmt sich mehr Zeit. Es gibt zu wenig Besinnung. Ein paar Jahre hätte ich gerne noch, ich habe viele Leute, die mir sehr am Herzen liegen, besonders meine Familie, Freund und Bekannte, da hätte ich gerne noch eine Weile was davon. Vielleicht rettet uns ja letztendlich die Musik. Wer weiß das schon?

Weblinks SCHEUBER:

Homepage: www.scheuber-music.de
Facebook: www.facebook.com/ScheuberMusic

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