Gehen wir zurück zum 16. Juni 1997: The Verve veröffentlichen ihre Single Bittersweet Symphony. Eine Band, die man bis dahin hierzulande kaum auf dem Schirm hatte, war durch einen Song plötzlich in aller Munde. Platz 37 in den Single-Charts klingt nicht direkt populär, aber in ebendiesen Charts 22 Wochen zu verharren, ist als Indie-Band dann doch respektabel. Denn eben das waren The Verve dereinst. Für die Charts vielleicht in der Form ein One-Hit-Wonder, für die Band eher ein Resultat langer Arbeit. Denn auch, wenn die zur bittersüßen Symphonie gehörige Urban Hymns so etwas wie den Durchbruch darstellte, lohnt sich ein Blick auf die Vorgeschichte. Vor allem zum Zweitling A Northern Soul, der zwar international wenig Beachtung fand, aber Großbritannien auch schon die 13 entern konnte.
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Alles andere als unberechtigt also, nebst dem Debüt A Storm In Heaven auch den Zweitling A Northern Soul mit einem umfangreichen Re-Release in einer Deluxe Box zu wieder zu veröffentlichen. Darin enthalten: Album, EP-Tracks, B-Seiten, Sessions, außerdem ein umfangreiches gebundenes Booklet, Fotos sowie ein Poster – all das in edler Aufmachung. Hauptbestandteil natürlich auch beim Re-Release: A Northern Soul als Album an sich. Eröffnet mit A New Decade, das sich erst einmal langsam anschleicht und dann einen Einstand als druckvoller BritPop im MidTempo-Bereich feiert. Gefolgt von der ersten Single This Is Music, die mit hektischem Schellenreif agiert und im Indie-Sound mitreißen kann.
Bevor die numerische Vorgehensweise durchbrochen werden soll, ist da aber dann doch Titel Nr. 3: On Your Own. Gitarren in Moll, cleane BritPop-Gitarren, Hinterfragen, Reflexion, Melancholie im Gesang… All das die Zutaten für einen Song für die Ewigkeit. Einer von zweien auf dem Album. Denn mit seinen Streichern und der Dramaturgie wird History zu einem Highlight. Erfreulich an der Veröffentlichung ist dennoch am Ende auch die Tatsache, dass man Titel wie diese nicht als Erfolgsrezept genutzt hat. Sie waren präsent, aber nicht dominant. Der Soundscape-lastige Titelsong mit seinen sich stets wieder aufbauenden Gitarrenwänden zeigt es, verhangene Tracks wie No Knock On My Door zeigen es, fast-psychedelische Stücke wie Life’s An Ocean (das erst im Chorus aus sich rausgeht) zeigen es. Ein Meilenstein des BritPop am Ende!
Dass die Band damals in einer guten Verfassung war, zeigen indes auch die EP-Tracks und B-Seiten, die sie auf der zweiten CD der Box präsentieren. Nimmt man beispielsweise eine Nummer wie You And Me, so begegnet eine entspannte Indie-Gitarren-Nummer, die den Sound von The Verve zu besagter Zeit repräsentiert, aber auch zu erstaunlich früher Zeit schon – so wirkt es im Rückblick – erahnen lässt, wohin die Reise ein Album später gehen könnte. Tatsächlich ist dies aber vor allem im Rückblick möglich, denn Grey Skies beispielsweise ist von A Northern Soul wiederum eher eine Reise zurück zum Sound von A Storm In Heaven.
Dass der Schritt zur Urban Hymns aber dennoch schlüssig ist, lässt sich auf der dritten CD, der Unreleased Studio and BBC Sessions gut feststellen. Funky Jam steht dabei Pate für The Rolling People auf dem Nachfolger (und wurde auch in der Tracklist mit einem „AKA“ entsprechend gekennzeichnet). Auch Come On ist bereits ein unerwarteter Vorbote. Vor allem aber ist logischerweise auch bei dieser Bonus-CD zum Album die A Northern Soul im Vordergrund. Gerade bei dieser ist es eine Freude, die Stücke in einer auf kleine Besetzung heruntergefahrene Version zu hören. Ein Gewand, das vielen der Titel unerwartet gut steht. Life’s An Ocean beispielsweise ist schon auf dem Album an sich minimalistisch, aber lässt sich auch ohne Wirkungsverlust auch in den Sessions noch einmal dezent verkleinern.
Im Endeffekt stellt man wieder fest: Wer BritPop sagt, muss auch The Verve sagen. Und um die Glaubwürdigkeit zu unterstreichen, sollte auch noch A Northern Soul fallen. Denn was für einen Meilenstein die Band damals geschaffen hat, belegt auch die frische Deluxe Box noch einmal eindrucksvoll.
Tracklist THE VERVE – A Northern Soul (Album):
01. A New Decade
02. This Is Music
03. On Your Own
04. So It Goes
05. A Northern Soul
06. Brainstorm Interlude
07. Drive You Home
08. History
09. No Knock On My Door
10. Life’s An Ocean
11. Stormy Clouds
12. (Reprise)
Tracklist THE VERVE – A Northern Soul (EP-Tracks & B-Sides):
01. Let The Damage Begin
02. You And Me
03. I See The Door
04. Little Gem
05. Dance On Your Bones
06. History (Radio Edit)
07. Back On My Feet Again
08. On Your Own (Acoustic)
09. Monkey Magic (Brainstorm Mix)
10. Grey Skies
11. Life’s Not A Rehearsal
Tracklist THE VERVE – A Northern Soul (Unreleased Studio and BBC Sessions):
01. Brake Lights (Loco Studio Session)
02. Mover (Loco Studio Session)
03. Funky Jam (aka The Rolling People) (Loco Studio Session)
04. Echo Bass (Loco Studio Session)
05. Muhammad Ali (Loco Studio Session)
06. Come On (Loco Studio Session)
07. King Riff (aka This Is Music) (Loco Studio Session)
08. On Your Own (Radio 1 Session 1995)
09. So It Goes (Radio 1 Mark Radcliffe Session 1995)
10. A New Decade (Radio 1 Mark Radcliffe Session 1995)
11. This Is Music (Radio 1 Mark Radcliffe Session 1995)
12. Life’s An Ocean (Radio 1 Mark Radcliffe Session 1995)
13. Come On (Radio 1 Mark Radcliffe Session 1995)
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