Am 21. Februar 2016 luden Solar Fake und Beyond Obsession in Kölns YUCA-Club im Rahmen der ‘Another Manic Episodes‘-Tour ein – für mich war es das erste Mal, dass ich beide Bands live erleben durfte. Der winzige Club war frisch renoviert und bestach mit hippen Wandbemalungen und schmalen Neonröhren, die an der Wand befestigt waren und den Konzerten ein besonderes, einzigartiges Feeling verleihen. Allgemein war an dem Abend Wohnzimmer-Feeling Programm, denn nach Einlass füllte sich der Raum rasch mit Leuten, die fröhlich miteinander plauschten und spekulierten, wie sich ihre Lieblingsmusiker zum Besten geben würden. Natürlich habe ich mich mit der Musik schon vor dem Konzert ein wenig auseinandergesetzt und war somit umso gespannter, wie die beiden Bands sich live präsentieren würden. Vor allem Nils Upahls tiefe, voluminöse und hingebungsvolle Stimme hatte es mir bereits auf der CD mächtig angetan und ich hoffte inständig, dass sein Livetalent meine Erwartungen erfüllen würde.
Und ich wurde nicht enttäuscht, denn sobald Beyond Obsession als erster Act die winzige Bühne bestiegen, kommunizierte die Band erfolgreich ihre Liebe zur Musik mit dem Publikum. Am bemerkenswertesten ist wohl die Freude, die Beide, Nils und Andre, auf der Bühne versprühen – egal, ob sich Leute im Saal bewegt haben (was sie taten, wenn auch anfangs etwas schüchtern) oder nicht, man sah beide total in der Musik aufgehen und vor allem Nils hörte nicht auf, zum Rhytmus ihres düster-erheiternden Synth Pops zu tanzen. Auch Nils’ Stimme war genauso bezaubernd wie auf der Platte – und ich war wahrscheinlich nicht die Einzige im Raum, die an Martin L. Gore denken musste. Dass der Depeche Mode-Mastermind einen großen Einfluss auf das Schaffen von Beyond Obsession hat, spiegelte sich in dem Cover von ‘Never Turn Your Back on Mother Earth’ und Nils’ Äußerem wider, der um die Augen Glitzer aufgetragen hatte und auch in der Körpersprache mit seinen weißen Stiefelchen dem britischen Blondschopf sehr ähnlich sah.
Beyond Obsession waren wohl für einige BesucherInnen das Highlight, denn als die letzten Töne von ‘Tokyo Underground verklungen waren, wurden Zugaberufe laut, die unterstrichen, wie gelungen der raffinierte Synth Pop von Beyond Obsession ist, der moderne sowie alte, aus den 80er Jahren stammende Einflüsse, clever miteinander kombiniert.
Der charmante Sven Friedrich ist seit jeher ein fester Bestandteil der Gothic-Szene, bekannt geworden durch Dreadful Shadows und Zeraphine, welche beide eher gitarrenlastig ausfallen. Das Projekt Solar Fake ist hingegen dafür gedacht, um auch mal in dem Electro/Synth Pop-Baukausten rumzuwühlen zu können und dort etwas Kreatives zu schaffen. Trotz nicht unbedingt immer innovativer Elemente verzaubern Solar Fake mit ihren melancholischen Stücken, die von kühlen Synthesizern, einer in Blau getauchten Bühne und vor allem Sven Friedrichs tiefer, rauchigen Stimme unterstrichen werden. So lauschten die BesucherInnen vor allem den Klängen und nur zum Schluss der Show wurde dann frenetisch und zelebrierend geklatscht und getanzt. Nennenswert ist auch die Mühe, die Solar Fake in ihre Bühnenpräsenz gesteckt haben: so griff die Band nicht nur auf die Lichtausstattung des Clubs zurück, sondern hatte im Hintergrund Lichtreflektoren- und Projektoren installiert, welche die Bühne dann auch mal in ein warmes Gelb eintauchen ließen oder auch mal das Gesicht des Sängers auf den Bildschirm projizierten. Vielleicht lag der beizeiten etwas fehlende Schwung daran, dass die Dezibel ab 22 Uhr reichlich zurückgefahren werden mussten; trotzdem überzeugten Solar Fake und verließen die Bühne unter tosendem Jubel.
Setlist SOLAR FAKE & BEYOND OBSESSION @ Köln, Yuca Club (21.02.2016):
01. Not What I Wanted
02. Fake To Be Alive
03. No Apologies
04. Here I Stand
05. All the Things You Say
06. Parasites
07. More Than This
08. Under Control
09. Observer
10. I Don’t Want You In Here
11. Gods & Monsters (Lana Del Rey cover)
12. I Hate You More Than My Life
13. The Race Of The Rats
14. Reset to Default
15. Somebody Told Me (The Killers cover)
16. Heroes (David Bowie cover)
17. My Spaces
18. Stay
19. Under the Skies (Z)
20. (You Think You’re) Radical (Z)
21. Where Are You (Z)
22. If I Were You (ZZ)
23. Until It’s Over (ZZ)
24. The Pages (ZZ)
Fotos: Frank Güthoff
Ich lese da gar nicht raus, dass zuvor nicht geklatscht wurde, sondern einfach nur, dass zwischendurch etwas Schwung wegen der Lautstärke fehlte und dass sie am Ende mit tosendem Applaus verabschiedet wurden. Zum Klatschen zwischen dem Set ist nichts gesagt… Mich freut jedenfalls, dass du viel Spaß hattest Katharina!
Ehrlich gesagt haben wir zwei völlig unterschiedliche Konzerte erlebt. Beyond Obsession waren toll, aber das Publikum hat nach jedem Song von Solar Fake gejubelt ubd laut mitgesungen! Es war eine großartige Stimmung. Zu behaupten, dass nur am Ende geklatscht wurde ist maßlos untertrieben.