Viel ist seit der Veröffentlichung des Albums Four im August 2012 im Hause Bloc Party passiert. Bassist Gordon Moakes und Drummer Matt Tong verließen die Band und wurden durch Justin Harris und Louise Bartle ersetzt. In der neuen Besetzung spielte das Duo mit Sänger Kele Okereke und Gitarrist Russell Lissack ein neues Album ein, welches Ende Januar unter dem Titel Hymns erscheinen wird. Und dass mit den beiden neuen Bandmitgliedern ein ganz neuer Stil zu erwarten (oder besser: zu befürchten) ist, davon konnten sich die knapp 1.500 Besucher in der seit Monaten ausverkauften Live Music Hall in Köln-Ehrenfeld selbst überzeugen.
Bevor das Quartett jedoch gegen 20:15 Uhr auf die Bühne kam, präsentierte sich eine Solokünstlerin namens Steve. Nur mit Drumcomputer und Gitarre „bewaffnet“, wirkte die Engländerin, die stimmlich nicht allzu weit von Björk einzuordnen ist, mit ihrem Experimental-Electrorock auf der recht großen Stage etwas verloren. Eine durchaus als interessant einzuordnende 30-minütige Performance, die einen Großteil des Publikums allerdings eher verstimmte, als dass es ihnen einheizte.
Und so viel sei vorweg gesagt: So richtig heiß wurde es leider auch im weiteren Verlaufe des Abends nicht mehr. Löste schon die Hymns-Vorabsingle The love within bei vielen Fans Magenverstimmungen aus, dürfte sich die Vorfreude auf eine neue LP bei denjenigen, die bei einem der zwei Deutschland-Gigs zugegen waren, nun eher in Furcht umwandeln. Die gespielten neuen Songs, sechs an der Zahl, konnten –mit Ausnahme des viel gescholtenen The love within– in keinster Weise den Eindruck erwecken, ähnliche Partystimmung aufkommen zu lassen, wie es Klassiker wie Banquet, Helicopter oder Flux schafften. Fast durchweg in ruhigen Downtempo-Tönen gehalten, fungierten die unbekannten Stücke wie The Good News oder Different Drugs immer wieder als Ausbremser, wenn die dicht gestaffelten Reihen vor der Bühne gerade warmliefen. Dass die Reaktionen alles andere als euphorisch waren, blieb auch Kele Okereke nicht verborgen, der immer wieder die gesetzte Atmosphäre in der LMH ansprach.
Das viel größere Problem war aber, dass der gesanglich gewohnt stark abliefernde Frontmann in Sachen Mathematik wohl noch mal etwas Nachhilfe gebrauchen könnte. Seiner Ankündigung vor dem Ende des Hauptsets “This is the end…of the first half” ließ die Band nach Flux nur noch vier weitere Songs folgen. Somit endete der mit Spannung erwartete Gig nach nur geradezu lächerlichen 70 Minuten Netto-Spielzeit, manch einer spottete, dass die anschließende Wartezeit in der Garderobenschlange länger war als das eigentliche Konzert. Und so manch einer wird sich wohl überlegen, ob er für eine der 2016er-Shows, die Bloc Party sicher in Deutschland spielen werden, nochmal über 30 Euro auf den Tisch legen wird. Mal sehen, was sich Kele und seine Jungs dafür einfallen lassen…
Setlist BLOC PARTY @ Köln, Live Music Hall (27.11.2015):
01. Eden
02. She’s Hearing Voices
03. Virtue
04. The Good News
05. Waiting for 7:18
06. Song for Clay
07. Banquet
08. One More Chance
09. Different Drugs
10. Octupus
11. So He Begins to Lie
12. Ratchet
13. Flux
14. The Love Within (Z)
15. Exes (Z)
16. Helicopter (Z)
17. This Modern Love (Z)
1 Comment