Am Freitagmittag um 13:00 Uhr war es in Gelsenkirchen soweit – Rock Im Revier öffnete seine Türen und feierte mit Zehntausenden Besuchern, das erste Festival im Ruhrpott. Insgesamt 62 nationale und internationale Acts gaben sich bis Sonntagabend auf drei Bühnen die Ehre und sorgten für Festivalstimmung und großartige Momente. Unter anderem waren dabei: Metallica, The Hives, Muse, Kiss, Incubus, Faith No More, Within Temptation, Limp Bizkit, Accept, Eskimo Callboy, Bonaparte, Eisbrecher, Anti-Flag, The Darkness, Airbourne, Judas Priest, Five Finger Death Punch, Triggerfinger, Paradise Lost, Sick Of It All und viele mehr. Die Veranstalter zeigen sich angesichts der widrigen Umstände und der kurzen Planungsphase zufrieden, das Gesamtkonzept ist grundsätzlich aufgegangen, was auch die Erfahrungen des zeitgleich ausgetragenen Rockavaria 2015 in München zeigen. Auch im nächsten Jahr wird es Rock im Revier an gleicher Stelle wieder geben und der Pott wird dann wieder zum Kochen gebracht.
Freitag, 29.05.2015:
Der erste Tag startete verregnet und kalt, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Zu groß war die Freude auf Metallica, die abends auf der Big Stage spielten. Und so strömten immer mehr Besucher auf das Gelände rund um die Veltins Arena. Immerhin versprach das Line-Up am Premierentag viel Abwechslung, denn insbesondere auf der Open Air Bühne, der Bang Stage, ging es mit Acts wie Dir En Grey, Anathema oder Gojira äußerst abwechslungsreich zu. Auf der Bang Stage in der Emscher-Lippe-Halle reagierte hingegen der Metalcore und die Fans feierten dort ausgelassen zu ihren heftigen Helden. Höhepunkt war hier natürlich der Headlinerauftritt der Lokalmatadoren von Eskimo Callboy, die der Bühne zunächst Strandflair einhauchten, bevor sie sie mit ihren Songs fast in Schutt und Asche legten. Die Big Stage in der Veltins Arena startete wiederum mit einigen härteren Kalibern, denn Exodus und Testament stehen für Old School Thrash Metal ohne Kompromisse. Am späteren Nachmittag enterten dann Within Temptation die Big Stage und konnten mit ihrer Gothic Metal Power zwar begeistern, doch war der Zuschauerzuspruch hier zumindest noch ausbaufähig. Dennoch kam der Sound des Quintetts, der durch Monitoreinblendungen von Gästen wie Tarja (Paradise (What About Us) oder Xzibit (And We Run) veredelt wurde, an und natürlich spielten sie auch ihre großen Nummern wie Mother Earth und sorgten für gute Stimmung. Zum Schluss gab es dann auch noch mal ein Feuerwerk, bevor sie die Bühne für Faith No More räumten. Bei der Crossover Band sah es dann schon viel besser aus. Vielleicht lag es auch an der schön dekorierten Bühne, die sich in ein buntes Blumenmeer verwandelte und immer mehr Besucher anzog. Dass Faith No More seit 2009 wieder gemeinsam auftreten, ist wohl einer der spektakulärsten Re-Unions der letzten Jahre, nachdem sich die Band zunächst vor elf Jahren eigentlich entschied, getrennte Wege zu gehen. Gegen 18:30 Uhr war es dann soweit Mike Patton, Jon Hudson & Co. betraten in weißen Anzügen die Bühne und begeisterten die Menge mit ihren Songs. Alte Klassiker wie Epic oder Midlife Crisis durften dabei natürlich nicht fehlen und wurden sehnsuchtsvoll von den Fans erwartet. Als die Band dann noch ihren wohl bekanntesten Song Easy anstimmte, brach großer Jubel aus und Faith No More wurden gefeiert, als ob sich niemals weggewesen wären. Metallica [komplette Galerie] füllten nicht nur die Arena, sondern auch die Ränge und sorgten für viel Lärm, während draußen und auf der Bühne ein gewaltiges Unwetter tobte. Zum Glück bekamen die Fans davon nicht viel mit und feierten bei geschlossenem Arenadach zu Bretter wie Lords Of Summer, Sad But True oder Master Of Puppets im Trockenen. Klassiker wie Nothing Else Matters oder Enter Sandman durften dabei natürlich ebenfalls nicht fehlen und wurde von den Fans verlangt, bevor sie nach zwei Stunden die Bühne verließen. Verausgabung und wahre Spielfreude wurden von Metallica als musikalischer Fachbegriff verstanden und verwirklicht. Ihre leidenschaftlichen Fans bekamen fast alles aus 30 Jahren Bandgeschichte zu hören, darunter auch viele Songs, die zuvor nur selten oder gar nicht performt wurden. Nach mehr als zwei Stunden kehrte wohl jeder Festivalbesucher glücklich und zufrieden zu seinem Zelt oder in sein trautes Heim zurück und feierte noch bis in die frühen Morgenstunden.
Bildergalerie: Rock im Revier 2015 – Freitag (29.05.2015)
Samstag, 30.05.2015:
Auch der zweite Tag zeigte sich wettertechnisch nicht unbedingt von seiner schönsten Seite, immerhin ließ sich aber ab und zu die Sonne blicken. Festivalstimmung kam trotzdem bei den Besuchern auf, dafür sorgten schon allein die Schwedenrocker The Hives, denn nicht nur auf der Bühne, sondern auch vor der Bühne brachten sie die Stimmung zum Kochen. Sänger Pelle strotzte nur so vor Selbstbewusstsein, fegte über die Bühne, sprang auf Lautsprecherboxen und nahm immer wieder ein Bad in der Menge. Natürlich hatten die Schweden auch eine gut sortierte Setlist dabei, bei der Songs wie Tick,Tick Boom, Walk Idiot Walk, Main Offender oder Kracher wie Hate To Say I Told You So nicht fehlen durften und die Stimmung nochmals steigerten. The Hives sind halt eine typische Festivalband auf die man sie einfach verlassen kann. Als nächstes ging es auf der Big Stage und nachdem sich die Menge von den grandiosen Konzert der Schweden wieder erholt hatte, mit der Alternative Rockband Incubus aus Kalifornien weiter. Gut gelaunt betraten sie die Bühne und brachten sogar die Sonne mit, die sich nun zeitweise zeigte. Mit dabei hatten der hübsche Frontmann Brandon Boyd und seine Mitstreiter eine gut sortierte Setlist aus 16 Jahren Bandgeschichte. Wish You Were Here, Dig, Megalomaniac oder ihr große Nummer Love Hurts waren natürlich fester Bestandteil in der Setlist. Demnächst erscheint Album Nummer sechs If Not Now When?, man darf also gespannt sein und ganz bestimmt, kommen sie dann auch wieder für ein paar Konzerte nach Deutschland. Derweil fanden sich die Freunde der härteren Gangart heute an der Bang Stage wieder, wo Kvelertak und Konsorten für ordentlich Dampf sorgten. Ein lustiges Stelldichein verschiedener Stilarten gab es zudem wieder auf der Boom Stage, wo das Spektrum von den Gothicmetallern Paradise Lost über die wirklich aufsehenerregenden Baby Metal aus Japan führte. Gerade ihre an Cheerleader erinnernde Show polarisierte das Publikum, fand aber vor allem in den vorderen Reihen großen Zuspruch, die Stimmung war jedenfalls richtig gut. Für Alex Wesselsky und seinen Eisbrecher war es danach zudem kein Problem, dieses Niveau zu halten, zumal er sich glücklicherweise nicht ebenfalls in ein japanisches Manga-Kostüm gezwängt hatte, sondern gewohnt den Kapitän mimte. Mit alten und neuen Hits und vielen lockeren Sprüchen unterhielt er sein Publikum und stellte es bestens auf den Headliner der Boom Stage ein: Limp Bizkit. Die Amerikaner wurden richtig abgefeiert und verwöhnten ihre Zuschauer im Gegenzug mit einem Best Of Set, das sich gewaschen hatte. Kaum einer wollte da die Open Air Veranstaltung verlassen, so dass man auf der Big Stage sogar extra wartete, bis der Auftritt vorbei war, ehe man dort dann Muse als weiteren Festivalheadliner von der Leine lies. Die Briten lieferten einen wirklich gigantischen Auftritt vor gut 10.000 Rockfans in der Arena ab. Gekonnt kombinierte das Trio neue Songs wie Psycho, Dead Inside oder Mercy mit älteren Songs wie Supermassive Black Hole, Hysteria, Starlight oder Knights Of Cydonia, die die Stimmung endgültig zum Höhepunkt der Show trieben. Zum Schluss regnet es noch Konfetti, Luftschlangen und große schwarze Luftballons wanderten durch die Arena… was für ein großartiges Konzert!
Bildergalerie: Rock im Revier 2015 – Samstag (30.05.2015)
Sonntag, 31.05.2015:
Am letzten Tag ging es nochmal richtig laut und hart mit Bands wie Orchid, Airbourne, Judas Priest und den Weltstars Kiss zu. Auf den Zeltplätzen herrschte derweil Aufbruchstimmung, die ersten bauten ihre Zelte ab und packten die Taschen, aber nur um noch genug Zeit für die letzten Acts des Tages zu haben und die waren nochmal sehr vielversprechend. Bereits am frühen Nachmittag spielte die deutsche Heavy Metal Band Accept, die seit zwanzig Jahren auf den großen Bühnen rockt. Vor vier Jahren meldete sich die Band spontan mit einen neuen Album Blood Of The Nations nach langjähriger Pause zurück und knüpft seitdem an alte Erfolge an. So auch vor der Big Stage, wo die Menge zu Songs wie Princess Of The Dawn, I’m A Rebel oder zu der Nummer Balls To The Wall rockte. Auf der Boom Stage waren derweil, nachdem zuvor Beyond The Black und Epica nicht nur musikalisch, sondern auch optisch zu überzeugen wussten und auch The Darkness ihr Set beendet hatten, Tubonegro aus Oslo am Start und begeisterten mit Songs wie Fuck The World, Sell Your Body oder High On The Crime und sorgten für ordentlich Stimmung vor der Bühne. Die Band mischte gekonnt Heavy Metal, Rock und Punk zu etwas wahrlich Explosivem und sorgte für eine wilde Live-Show. Fast zeitgleich betraten die Heavy Metal Rocker Judas Priest um Metal God Rob Halford die Big Stage und spielten das Beste aus vierzigjähriger Bandgeschichte, darunter Turbo Lover, Breaking The Law oder Living After Midnight, und ließen die Herzen der Metal Rocker höher schlagen. Die australische Hardrock-Band Airbourne betrat im Anschluss gut gelaunt die Boom Stage und legte auch gleich los. Die Australier wissen genau, wie man rockt und lieferten eine heiße Bühenshow mit Songs wie Running Wild, Live It Up oder ihrer bekannten Nummer Too Much Too Young Too Fast ab und auch der obligatorische Bierdosenbruch am Kopf von Frontmann Joel O‘Keeffe durfte natürlich nicht fehlen.
Und bevor Sick Of It All auf der Bang Stage einen Tag voller Punkrockbrettern -u.a. mit Anti-Flag, Ignite und den Mad Caddies– in der Emscher-Lippe-Halle beendete, stand auf der Big Stage der letzte Headliner von Rock Im Revier 2015 auf dem Programm: Kiss legten ordentlich los und boten eine wirklich bemerkenswerte Show. Immer wieder posierten die Musiker, leckte Gene Simmons seine Gitarrensaiten ab oder sprühten Funken und Feuer über die Bühne. Den ganzen Tag war an der Konstruktion gebastelt worden, jetzt spielte die Bühne ihre Trümpfe mit sich bewegenden Elementen und vielem mehr ebenso gut aus, wie Kiss es mit Hits wie I Was Made For Loving You oder Rock And Roll All Nite taten. Ein Konfettiregen sorgte dann für den krönenden Abschluss des Festivals.
Man muss vor den Veranstaltern wirklich den Hut ziehen, denn was sie hier in gerade einmal 6 Wochen gezaubert haben, ist wirklich aller Ehren wert. Ganz sicher kann noch einiges verbessert werden, aber für einen solch kurzfristigen Umzug klappte schon eine ganze Menge wirklich gut und man darf gespannt sein, wie sich Rock Im Revier im nächsten Jahr bei der Fortsetzung und mit deutlich mehr Vorlaufzeit präsentieren wird. Wir sind schon sehr gespannt…
Bildergalerie: Rock im Revier 2015 – Sonntag (31.05.2015)
Fotos: Frank Güthoff & Michael Gamon
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