Die Liste der hierzulande wirklich bekannten dänischen Bands ist überschaubar. Da wären zum einen Aqua, die 1997 mit Barbie Girl einen internationalen Erfolg verbuchen konnten und heute zumeist auf eben diesen Titel reduziert werden und Alphabeat, die mit dem Song Fascination 2008 den Nagel in ihren internationalen One-Hit-Wonder-Sarg schlugen. Und dann sind da noch Volbeat aus Kopenhagen, die in diesem Kontext durch zwei Merkmale herausstechen: Anhaltender Erfolg und ein anderes Genre, nämlich Rock. 2001 u.a. von Sänger und Gitarrist Michael Poulsen gegründet, hat sich die Band mit ihrem hymnischen und massentauglichen “Elvis-Metal” eine große Fanbase über die dänischen Landesgrenzen hinaus erspielt. Dabei erhielten die ersten drei der bisherigen 5 Alben jeweils den Titel “Bestes [Debüt-]Album” und 2014 erhielt das Quartett sogar den deutschen Echo als “Beste Gruppe Rock/Alternative”. Hut ab. Nun steht mit Seal The Deal & Let’s Boogie Album Nr. 6 in den Startlöchern und wippt dabei ungeduldig mit dem Fuß am Gas.
Dass Poulsen ursprünglich aus der Metal-Ecke kommt, lässt sich nicht verleugnen. Seine Gitarrensalven sind schnell und verspielt, jedoch ohne dabei allzusehr ins technische Gefrickel abzudriften. Als Referenzbands würde ich an dieser Stelle Social Distortion und Trivium heranziehen, die Mischung der beiden dürfte Volbeat in etwa Nahe kommen. Als weitere Charakteristik gilt Poulsens unverwechselbarer Gesang, bzw. seine außergewöhnliche Stimme, die ein bisschen klingt wie eine Schallplatte, die zu langsam abgespielt wird. So fühlt man sich als Volbeat-Anhänger auf der neuen Platte gleich mit den ersten Akkorden von The Devil’s Bleeding Crown heimisch, aber auch “Neulinge” dürften sich aufgrund der Eingängigkeit schnell einfinden. Dass die Band ein Freund von Fortsetzungen ist, hat sie bereits mit den “Geschichten” bewiesen, die sie in ihren Songs (Fire Song, Danny & Lucy, Mr & Ms Ness, Mary Ann’s Place) albenübergreifend erzählt. Ebenso konsequent wird bei sämtlichen Albentiteln darauf geachtet, dass sie entweder mindestens einen “/” oder ein “&” enthalten. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich auf dem kommenden Release erneut eine Zusammenarbeit mit Landsmann Johan Olsen hören lässt. Dieser wirkte bereits 2007 bei dem Song The Garden’s Tale mit und ist nun in For Evigt in seiner Landessprache zu hören, während Poulsen wie gewohnt auf Englisch singt. Ein weiterer Track mit Gastsänger ist Black Rose, an dem kein Geringerer als Danko Jones (Sänger und Gitarrist der gleichnamigen kanadischen Band) mit am Mikrofon steht. Außerdem “konsequent” ist das leicht abgedroschene Vokabel-Repertoire, aus dem Songschreiber Poulsen immer wieder schöpft. So trafen im Verlauf der Diskografie desöfteren Worte wie “Death”, “Glory”, “Heaven” & “Hell” die Gehörgänge.
Etwas innovativer ist zwar die Basketball-Analogie, mit der er in Rebound sein vergebliches Interesse an einem Mädchen besingt; allerdings handelt es sich hierbei um ein Cover von der Punkband Teenage Bottlerocket aus Amerika. Eine Schippe Melancholie wird bei Goodbye Forever draufgelegt, dass mit choral-angehauchter Unterstützung im letzten Drittel ein bisschen trendigen YOLO-Spirit versprüht, ehe der Titeltrack Seal The Deal nochmal auf die Tube drückt. Dabei könnte es sich mitunter als schwierig erweisen, der Aufforderung “Let’s boogie for a while” zu widerstehen. Battleship Chains kommt mit etwas mehr Rock’n’Roll Charme daher, ist jedoch auch nicht aus Poulsens Feder, sondern im Original von den Georgia Satellites und hat zum heutigen Zeitpunkt bereits 30 Jahre auf dem haarigen Buckel. Für einen runden Abschluss sorgt The Loa’s Crossroad, dass keinen Deut weniger treibend ist als die übrigen Songs auf dem Album und recht überraschend mit Dudelsack aufwartet, der sich sehr gut ins musikalische Geschehen einfügt.
Fazit: Betrachtet man das Album nicht im Zusammenhang mit seinen 5 Vorgängern, hat man mit Seal The Deal & Let’s Boogie eine solide, eingägige und vorallem festivaltaugliche Platte, die man getrost als Schnittstelle zwischen Rock und Metal bezeichnen kann. (Schließlich ist seit 2013 mit Rob Caggiano ein Ex-Anthrax-Leadgitarrist mit von der Partie!) Zieht man allerdings die bisherigen Werke der Band mit ein, könnte man aufgrund der mangelnden “Experimentierfreudigkeit” (abgesehen vom Dudelsack, der sich bei den Dropkick Murphys jedoch bereits bewährt hat) etwas enttäuscht sein. Andere schätzen aber vielleicht gerade diese Konsequenz, die die Band diesbezüglich an den Tag legt.
Tracklist VOLBEAT – Seal The Deal & Let’s Boogie
01. The Devil’s Bleeding Crown
02. Marie Laveau
03. The Bliss
04. The Gates of Babylon
05. Let It Burn
06. Black Rose
07. Rebound
08. Mary Jane Kelly
09. Goodbye Forever
10. Seal The Deal
11. Battleship Chains
12. You Will Know
13. The Loa’s Crossroad