Man könnte das jetzt ganz reißerisch angehen und von der „großen Suchtbeichte“ sprechen. Und das auch noch auf der Bühne. Nur würde es eigentlich von dem ablenken, worum es so wirklich geht und was für Folgen es hatte… Denn weder hing Katie Melua an der Flasche noch an der Nadel, sondern stattdessen an ihrer Leidenschaft, der Musik. All das, auch bereits in der Entstehungsgeschichte des aktuellen Albums Love & Money thematisiert, führt dennoch zur Feststellung „I’ve been addicted“, die in einem der vielen sympathischen Momente des Konzerts fällt, die sich darin äußern, dass da spürbar jemand stand, der nicht nur seine Musik machen wollte und schnell wieder weg, sondern auch Spaß daran hatte.
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Tatsächlich erzählte sie davon, wie sie sich zusehends unwohl fühlte, wenn sie auf Feiern war, um sich herum Geschichten aus dem Leben hörte, von Nachwuchs gesprochen wurde, während sie nur noch ihre Musik im Kopf hatte. Eine Phase, die so offensichtlich überwunden ist, dass sie auf dem Albumcover bereits mit Babybauch posierte und auch sonst klar aufzeigte, dass sie das richtige Gleichgewicht wiedergefunden hat. Was man dem Album auch anhört in seiner Ausgeglichenheit und seinem Optimismus. Und nicht nur dem Album, sondern auch dem Konzertabend, der kennzeichnenderweise mit Joy eröffnet wurde. Ja, sie hatte wirklich Freude an dem Abend, in dem Wissen, den Nachwuchs wohlbehütet hinter der Bühne zu wissen.
Mit ihrer gut eingespielten Band hatte sie sowohl das aktuelle Album als auch viele ihrer Klassiker im Gepäck, was bereits ein früh gespieltes Nine Million Bicycles zeigte, das in viele zufriedene Gesichter in der Philharmonie blicken ließ. Aber auch Material wie Golden Record, der ruhige Opener des neuesten Werks fügten sich gut ein und zeigten auch auf der Bühne gut diese neue alte Katie Melua und ihre innere Ausgeglichenheit, wobei man „alt“ nun eigentlich so überhaupt nicht sagen dürfte, denn nach über 20 Jahren Karriere wirkt sie immer noch erstaunlich jugendlich. Zudem ist sie weiterhin für Überraschungen gut, wie u.a. ein Philipp Poisel zeigt. Ihn im Bonusmaterial auf dem Album zu haben, ist das eine, ihn aber mal eben auf die Bühne zu holen und zusammen Remind Me To Forget zu spielen (in der deutschen Version Dann erinner ich), was ganz anderes.
Insgesamt waren es am Ende rund zwei Stunden, die Katie Melua hier begeistern konnte. Die Setlist gut gefüllt mit neuem Material, den Klassikern und dem gelungenen Cover von Wonderful Life, zudem durfte auch Philipp Poisel solo akustisch noch Halt mich fest performen, was ihm sichtlich Spaß machte und sich erstaunlich gut einfügte. Ganz logisch nach all dem also, dass Those Sweet Days nicht den Schlusspunkt setzen konnte. Stattdessen gab es noch zwei Zugaben, die weit zurückgingen in der Zeit: Mit Call Off The Search verabschiedete sich zunächst die Band, bevor Katie Melua mit I Cried For You den Abend alleine beendete. Ein schöner Moment zum Abschluss, der noch einmal das zeigte, was man immer wieder spürte: Es war ein Abend mit Herz und Seele!
Weblinks KATIE MELUA:
Homepage: www.katiemelua.com
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Twitter: www.twitter.com/katiemelua
Bild: Mariam Sitchinava