Reingehört: COPPICAT, FRANC MOODY, HUNZGRIPPE, JANOU, THE HAPPY FITS, TWIN TOOTH

Reingehört: NEW ORDER, THERAPY?, DISTRICT 13, LIFE ON MARS, SECOND STILL, ISOLATED YOUTH
Geschätzte Lesezeit: 4 Minute(n)

Immer wieder erreicht uns eine Vielzahl von Neuveröffentlichungen und getreu des Mottos „So many records – so little time“ würden die meisten davon untergehen. In unserer Rubrik >Reingehört< stellen wir Euch daher einige Releases im „Schnelldurchlauf“ vor:

COPPICAT – Widerstände

Falls einem da etwas bekannt vorkommen sollte: Ja, Rafael Triebel war musikalisch auch einst bei Radiopilot aktiv. Lang isses her, der Musik ist er treu geblieben und veröffentlicht nun sein Debüt als CoppiCat, wobei Coppi der Coppistraße in Berlin-Lichtenberg entlehnt ist, wo Triebel seit je her wohnt. Man könnte ihn dort beim Reparieren treffen, sagt der Opener Triff mich beim Reparieren – und spielt darauf an, dass selbst große Acts in Zeiten von Streaming und co. nicht mehr unbedingt von der Musik leben können. Versöhnliches zum „Brotjob“, wenn man so will, musikalisch verpackt in deutschsprachigen Indie-Rock. Das ist ein markanter Unterschied zu Radiopilot-Zeiten: Es ist kantiger, was als CoppiCat veröffentlicht wird. Und es hat mehr Message, wenn man so will. Eine Single der Marke Ja! wir haben Probleme zeigt diese bspw. gerne auf. Aber auch persönlich Erlebtes wird verarbeitet. Wenn in Nächte diejenigen Nächte besungen werden, die am schönsten waren, weil man nicht mit ihnen gerechnet hat, schafft CoppiCat einen Moment, den wohl ein jeder kennt. Die elf Stücke des Albums leisten sich keine Aussetzer, lediglich die Albumlänge ist mit gut 36 Minuten recht kurz ausgefallen. Aber da wollen wir mal nicht so sein. (Homepage: www.coppicat.com) – Marius Meyer

Lass Dir den Beitrag vorlesen:
CoppiCat - "Ja! Wir haben Probleme" (official video)

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FRANC MOODY – Into The Ether:

Nachdem das Debüt von Soul, Funk und Space-Disco geprägt war, der Band unzählige Fans bescherte und auch jetzt schon wieder ausverkaufte Shows auf der Agenda stehen, wollte man das Konzept für dieses Album ein bisschen umkrempeln, hin zu Inspirationen von Spaghetti-Western-Soundtracks und Filmen wie Mad Max und Lawrence von Arabien. Ein Disco-lastiger Pop-Sound aber ist dennoch geblieben, und steht der Band auch weiterhin gut zu Gesicht. Die Single I’m In A Funk bspw. mit seinem Groove nimmt einen direkt mit. Das Stück gibt dabei eine gute Marschroute vor, denn der tanzbar-poppige Stil zieht sich wie ein roter Faden durch das Album und verbreitet gute Laune. Auch wenn bei Raining in LA der Regen im Titel mitschwingt: Ein dynamischer Synthie-Sound begegnet, die Richtung ist klar nach vorne und man fühlt sich mittendrin. Der cineastische Aspekt der genannten Inspirationen ist dabei aber auch gut verarbeitet: Ein Stück wie Here Comes The Drop bspw. zeigt gut den breitwandigen Klang, der daraus entstanden ist. Insgesamt ein sehr gelungenes Electropop-Album. (Homepage: www.francmoody.com, Facebook: www.facebook.com/francmoody) – Marius Meyer

Franc Moody - I'm In A Funk (Official Video)

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HUNZGRIPPE – Into The Woid:

Das kann funktionieren, muss aber nicht: Musik in Mundart. Was bei manchen furchtbar nach hinten losgeht, ziehen Hunzgrippe selbstbewusst wie selbstverständlich durch und zeigen es als klaren Bestandteil ihrer Musik, dass diese eben auf Bayrisch gesungen wird. Musikalisch schlägt das in eine sehr rockige Kerbe, wie man schon früh auf dem Album merkt, bspw. bei der aktuellen Auskopplung Nachttischlambal, das hymnisch nahelegt, optimistisch nach vorne zu schauen und zu erkennen, dass diese Welt trotz allem auch Positives beinhaltet. Dieser rockige Sound klingt zumeist gut gelaunt, teilweise driftet er gar bis ins Metallische ab. Wenn de Gipfen heid Nacht sterbn ist so ein Stück, das mit harten Riffs agiert, während das folgende Breggalhuastn mit elektronischen Einsprengseln arbeitet und recht düster wirkt. Insgesamt dominieren aber die Konstanten „rockiger Sound“ und „positive Grundstimmung“ auf dem Album. Wer gut gemachten Rock mag und zudem dem Dialekt nicht völlig abgeneigt ist, kann das hier gut mal antesten. (Homepage: www.hunzgrippe.de, Facebook: www.facebook.com/hunzgrippe) – Marius Meyer

Hunzgrippe - "Nachttischlambal" (Offizielles Puppet Video)

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JANOU – Fluid Ground (EP):

Ein Lebenszeichen von Janou. Statt darauf zu warten, bis ein Album voll ist, wurde mit Fluid Ground schon einmal eine EP veröffentlicht, die sechs Stücke plus eine Akustik-Version enthält und damit musikalisch wie inhaltlich vielseitig erscheint. Stücke über das Danach, die Zukunft und – in heutigen Zeiten aktueller denn je – das Ungewisse. Genau hierfür steht auch der Titel Fluid Ground: das Gefühl, dass einem die Welt wie Wasser durch die Finger rinnt. Das liest sich erst einmal verkopft, ist es aber eigentlich gar nicht. Stattdessen präsentieren Janou auf ihren Stücken angenehme Pop-Klänge, die mit Beats arbeiten, aber auch akustischen Elementen arbeiten. Das kann mal positiver klingen und mal nachdenklicher, klingt mitunter leichtfüßig, manchmal aber schwingt auch eine Portion Schwermut mit. Was hierbei auf jeden Fall gelingt: Die Kombination der Arrangements und der ausdrucksstarken Soulstimme weiß zu berühren. Wer auch gerne mal im poppigeren Metier unterwegs ist, findet mit dieser EP gute Unterhaltung, die trotz Leichtigkeit niemals in die Beliebigkeit abdriftet. (Homepage: www.janoumusic.com, Facebook: www.facebook.com/janoumusic) – Marius Meyer

Janou - Down (official Video)

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THE HAPPY FITS – Under The Shade of Green:

In Sachen Musik hat die Pandemie sicher einiges getan… Auf der einen Seite die lange Zeit ohne Konzerte, auf der anderen Seite Zeiten alleine im „Homestudio“, aber – wie das mit schlechten Zeiten oft so ist – auch Inspiration für neue Musik, wie bei der Single Around and Around von The Happy Fits. Ein Stück, das davon handelt, wie sich die Tage als Endlosschleife anfühlen. Dabei klingt das eigentlich musikalisch sogar ganz gut gelaunt, was das Alt/Indie-Pop-Trio hier spielt. Verzerrte Gitarren gehen druckvoll nach vorne, das Tempo reißt einen mit und man mag gar nicht an pandemische Zeiten denken. Überhaupt ist der gut gelaunt rockende Sound das Kernmerkmal dieses Albums, wie man immer wieder merkt. So bspw. auch in Changes, das zwar in den Strophen noch ein wenig Moll bietet, aber nie die Hoffnung verliert. Was hier ungewöhnlich erscheint: Es gibt einen Cellopart. Das ist ein bisschen ein Alleinstellungsmerkmal von The Happy Fits, dass sie bei allem Rock auch gern mal das Cello mit einbringen. Aber ob mit oder ohne Cello: Wer gut gelaunte Rockklänge zu schätzen weiß, dürfte auch bei The Happy Fits nicht so verkehrt sein. (Homepage: www.thehappyfits.com, Facebook: www.facebook.com/TheHappyFits) – Marius Meyer

The Happy Fits - Around And Around (Official Music Video)

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TWIN TOOTH – Cusp:

Irgendwie weit auseinander, aber doch nah. Mit dem Zug rund 8 Stunden, mit dem Nonstop-Flug schon in 70 Minuten, aber digital geht es schließlich in Echtzeit: So groß ist die Distanz zwischen Wien und Berlin eigentlich gar nicht, die Anna Kohlweis und Jan Preißler für die Musik ihrer neuen Band Twin Tooth zu überbrücken haben. Nach Distanz hört er sich auch gar nicht an, dieser „Dark Oriented Adult Pop“, auch wenn sie es gerne als Krisenmusik bezeichnen. Ein Stück wie Gap year kann durchaus Wärme ausstrahlen, auch wenn ein kühler Drumloop im Hintergrund agiert. Die Synthie-Melodien, der eingängige Gesang, das klingt harmonisch und nicht nach Krise – eher nach einer geglückten Krisenbewältigung. Auch in nachdenklicheren Momenten ist die Harmonie zu spüren, bspw. im mittleren Tempo bei Vertigo, das dramatischer Komponente aufwartet und einen schönen Spannungsbogen aufrechterhält. Überhaupt: Besagter Spannungsbogen ist nicht nur in Vertigo zu finden, sondern spannt sich gekonnt über Cusp. Die genannte Bezeichnung „Dark Oriented Adult Pop“ passt dabei sehr gut, sodass ein Reinhören im Grunde genau jenen empfohlen werden kann, die sich von dieser Genre-Bezeichnung angesprochen fühlen. (Facebook: www.facebook.com/twintoothband) – Marius Meyer


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