Wollte man an diesem Abend im Circus Krone das Tourposter kaufen, so fand man dieses in Märchen und Mythen-Optik am Merchandise-Stand, das aktuelle Album jedoch hieß inzwischen schon Pagan. Kein Wunder, war es doch wieder einer dieser Abende, wie wir sie derzeit so häufig haben: ein Konzert, das mehrfach verschoben wurde. Aber auch eines, für das kurz vorher „ausverkauft“ gemeldet werden konnte. Neugierde und Vorfreude auf waren gleichermaßen groß und die verbindende Wirkung der Musik, wie die Band sie in einer Ansage beschwor, lag in der Luft.
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Der aufmerksame Leser wird es bemerkt haben, was auch die Band bei der Begrüßung noch einmal herausstellte: Nein, wer zum – parallel im Olympiastadion stattfindenden – Konzert der Guns n’ Roses wollte, war hier falsch. Da nach diesem „Wir sind nicht die Guns n’ Roses“ niemand verzweifelt den Saal verließ, schienen hier aber richtig gewesen zu sein und dem Pagan-Folk beiwohnen zu wollen. Und obgleich es die Märchen und Mythen-Tour mit dem neuen Album Pagan im Gepäck war, zündeten Faun hier vor allem ein Best Of-Feuerwerk. Da war es gut, dass Sänger Oliver SaTyr früh klarstellte, dass es zwar ein bestuhltes Konzert sei, aber aufstehen und tanzen erlaubt seien. Es ließe sich schließlich eh nicht vermeiden, dass im weiteren Verlauf alle unbekleidet durch den Saal laufen würden.
Spätestens bei dem an vierter Stelle gespielten Walpurgisnacht wurden auch Teile dieser Vorhersage wahr. Die Kleidung war weitestgehend am Körper, aber getanzt wurde ausgiebig und man merkte, dass das Publikum in Feierlaune war. Dazu passte gut, dass die Stücke, die auf den Alben teilweise eher ruhig wirken, in der Live-Darbietung teilweise ordentlich an Schwung gewannen, ohne dabei ihren Gänsehaut-Charakter zu verlieren. Man merkte, dass der Alltag draußen bleiben sollte. In Kombination mit der Atmosphäre der gut gewählten Halle und der Lichteffekte lag in der Tat eine magische Atmosphäre in der Luft, als nach Holla zunächst einmal eine Pause von 25 Minuten anstand.
Frisch gestärkt oder auch mit Merchandise eingedeckt, ging es anschließend mit einem Lauten-Intro wieder los, bei dem nicht nur das Lautenspiel erklang, sondern auch die Darbietung von Kilian, der mit schwebenden Kugeln hantierend für Begeisterung sorgte, hinzukam. Die Aufmerksamkeit war wieder da, es folgte ein ruhigerer Teil mit akustischen Darbietungen von Tamlin und der Rabenballade. Ein ruhiger Start also in die zweite Hälfte des Abends, dessen Ruhe kurz darauf mit einem Trommelsolo aufgebrochen wurde, auf das die Fortsetzung des Best Ofs folgte. Immer wieder – auch das ist ein angenehmes Merkmal dieses Abends – mit gut gelaunten Anmoderationen durchsetzt, begeisterte die Band weiter mit Stücken wie Odin oder auch Galdra, spielte anmutigen bis treibenden Folk und wollte sich dann plötzlich mit Rhiannon verabschieden. Oder auch nicht, denn ein „Wir sind sehr beeinflussbar“ war vor dem Gang von der Bühne zu vernehmen.
Und natürlich: Die Band kam wieder. Wenn wir uns wiedersehen als erste Zugabe war dementsprechend programmatisch und zeigte auch vor der Bühne, dass die Feierlaune nicht verflogen war. Vier Stücke, verteilt auf zwei Zugabenblöcke, wurden insgesamt noch gespielt, bei denen Fort den Schlusspunkt setzte. Ein wirklich schöner Konzertabend ging vorbei und entließ die Zuschauer in diese Freitagnacht. Nicht, ohne vorher noch ein Geheimnis zu lüften: Es wird nicht allzu lange dauern, bis die Band wieder im Circus Krone sein wird: Das Finale der Pagan-Tour wird sie im Mai 2023 erneut an diesen Ort führen. Vermutlich sind sie nicht die einzigen, die dann ein weiteres mal vor Ort sein werden.
Setlist FAUN – München, Circus Krone (08.07.2022):
01. Iduna
02. Nacht des Nordens
03. Alba
04. Walpurgisnacht
05. Baldur
06. Diese kalte Nacht
07. Pearl
08. Holla
25 Minuten Pause
09. Intro
10. Tamlin
11. Rabenballade
12. Trommelsolo
13. Odin
14. Feuer
15. Galdra
16. Hagazussa
17. Rhiannon
18. Wir werden uns wiedersehen (Z)
19. Wind und Geige (Z)
20. Thalia (ZZ)
21. Fort (ZZ)
Weblinks FAUN:
Homepage: www.faune.de
Facebook: www.facebook.com/FaunOfficial
Fotos: Moritz Jendral