Klischee-Bedienung? Selbstironie? Oder gar irgendetwas dazwischen? Da ist auf der einen Seite dieser bärtige Typ mit dem Cowboy-Hut auf dem Cover zu sehen (übrigens der Vater von Chase Rice), auf der anderen Seite der Albumtitel, der I Hate Cowboys beinhaltet. Und das von einem, der Country-Musik macht. Ob das nun selbstironische Klischee-Bedienung ist oder aber ob der Künstler selbst um die Country-Klischees weiß und sie ihn nerven, weiß man nicht. Ober ob es ihm vielleicht eigentlich auch egal ist und er das Ganze eigentlich tatsächlich einfach nur wegen Optik und Sound macht… Fest steht auf jeden Fall, dass man das Klischee des angestaubten alten Mannes mit dem Banjo erst einmal vergessen sollte, wenn man sich dem Album nähert.
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Man merkt es schon im Opener Walk That Easy, dass es eben vor allem gut gemachte Gitarrenmusik ist, die Chase Rice hier bietet. Es baut sich langsam auf, geht rau nach vorne mit Percussion und Fingerpicking und startet im Chorus den Weg in den Rock. Der Einstand ist gelungen. Das folgende All Dogs Go To Hell ist da schon eher Country, wobei sich aber erneut zeigt: Der Begriff und sein negatives Image sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Das gut gelaunte Stück Musik mit seinem klaren Sound kann sich hören lassen. Wobei Chase Rice wohl nicht wirklich etwas gegen Hunde haben dürfe (zum Glück), hört man sich Bench Seat an: Eine äußerst eingängige Ballade, die davon handelt, wie ein Hund ihn einst aus einer sehr dunklen Stimmung holte und ihm vielleicht somit gar das Leben rettete.
Überhaupt ist viel Selbstreflektion auf dem Album zu hören. Life Part Of Livin‘ bspw. als Midtempo-Rock-Nummer, wie Rice die Dinge hinnimmt, die um ihn geschehen, die Guten wie auch die Schlechten. Wohl das, was man geheimhin Lebenserfahrung nennt. Was ihn aber nicht davon abhält, auch heute noch gern mal die Sau rauszulassen, wie im rauen Rocker Bad Day To Be A Cold Beer. Oder auch in Oklahoma (zusammen mit der Read Southall Band), das sich zum Ende hin im Gitarrensolo verliert und dabei freundlich in Richtung Neil Young winkt. Ganz nebenher vergrößert es auch das Abwechslungsreichtum noch einmal.
Was auch immer uns Chase Rice damit sagen will, dass er Cowboys hasst und alle Hunde zur Hölle gehen soll: Es versteckt sich wirklich gute Gitarrenmusik dahinter, die zumeist am Rock kratzt und zeigt, dass Country eigentlich gar nichts so Schlimmes ist. Und überhaupt wusste schließlich schon ein großer Getränkefabrikant einst: Image ist nichts!
Tracklist CHASE RICE – I Hate Cowboys & All Dogs Go To Hell:
01. Walk That Easy
02. All Dogs Go To Hell
03. Way Down Yonder
04. Key West & Colorado
05. Bench Seat
06. Life Part Of Livin’
07. Bad Day To Be A Cold Beer
08. Oklahoma (feat. Read Southall Band)
09. I Walk Alone
10. Sorry Momma
11. If I Were Rock and Roll
12. Goodnight Nancy (feat. Boy Named Banjo)
13. I Hate Cowboys
Weblinks CHASE RICE:
Homepage: www.chaserice.com
Facebook: www.facebook.com/ChaseRiceMusic
Twitter: www.twitter.com/chasericemusic