ME AND THAT MAN – New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1

ME AND THAT MAN – New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1
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9

Gesamtnote

9

Der coolste und gotteslästerlichste Pitch in diesem Jahr

Vor drei Jahren versuchte sich Adam Darski bereits zum ersten Mal auf dem staubigen, weiten Feld der Dark Americana, und des Dark Chanson, als er zusammen mit dem britischen Wahlpolen John Porter Songs Of Love And Death herausbrachte. Das Ergebnis war ganz nett, will sagen: Es brachte uns durch den damals doch sehr heißen, knochentrockenen Sommer und die langen Autofahrten zum Strand. Es hat wirklich wenig geregnet in diesem Jahr. Allerdings kam das Debüt nicht an jene ran, in dessen Œu­v­re es sich selbst gern gesehen hätte. Jene, die bereits seit Jahren da waren: Johnny Cash selbstverständlich oder der von mir doch sehr oft kritisierte King Dude. Aber auch solche, die just in dem Jahr ebenfalls aufgetaucht sind – hier werde ich nicht müde die unfassbaren The Dark Red Seed und ihr Debüt Stands With Death zu nennen – ließen Herrn Darski und den anderen Mann eher blass da stehen.

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Niemand weiß so richtig, was aus dem (also dem anderen Mann) geworden ist. New Man (eigentlich sollte es New Men heißen), News Songs, Same Shit, Vol. 1 präsentiert sich uns ohne John Porter, dafür aber mit einem wahren Who is Who der oberen Hälfte des sogenannten Undergrounds. Es kommt einem beinahe so vor, als hätte Polens liebster Kinderschreck alles versammelt, was da Rang und Namen hat oder gerade irgendwie angesagt ist. Die Aufgabenstellung war klar: Macht es blasphemisch, macht es melancholisch, düster, mit einer Mischung aus Meskalin und schwarzem Filz. Stellt Euch Akustik-Gitarren vor und eine staubige Kreuzung in Memphis, wo Ihr dem Teufel für den besten oder wenigstens einen passablen Blues-Akkord in einer schwülen Sommernacht Eure Seele verkauft. Eine Prise Tod, unerfüllte oder verflossene Liebe, vergeudete Chancen und ein schweres Leben. Und das wichtigste: Vergesst mir nicht die Kirchenkritik! – Immerhin arbeitet Ihr ja schließlich mit Nergal, dem Leibhaftigen, zusammen!

Elf Songs sind so entstanden, einen davon hat Darski komplett allein eingespielt. Das in polnischer Sprache gesungene, aber ansonsten eher blasse Mestwo ist tatsächlich der schwächste Beitrag auf der Platte. Der Rest ist einfach nur bezaubernd und macht, obwohl hier nichts am jeweiligen Genre neu erfunden oder sich irgendwie ernsthaft um Authentizität bemüht wird. Genau genommen macht das aber den Charme von New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1 aus. Alles, was man irgendwie im musikalischen “wilden Westen” vermutet, sei es jetzt der Blues, Bluegrass, Gospel, Country Rock, Classic Rock, Dark Americana, findet seinen Song auf der Platte. Dabei kommen wirklich beinahe ausnahmslos coole Schätzchen heraus. Nehmen wir beispielsweise By The River: Haben wir Ihsahn jemals berührender und schöner singen gehört? Der ganze Song ist ein einziges bluesiges Gospel-Gebet, bei dem wir noch nicht einmal auf die virtuose Gitarrenarbeit des Emperor-Akademikers verzichten müssen.

In leicht abgedrehter Manier, irgendwo zwischen Moritaten-Nick Cave und durchgeknalltem Mariachi erzählt uns dann Hexvessels Mat McNerney, warum ihm die Feuer der brennenden Kirchen seinerzeit das Licht der Erleuchtung gewesen seien. Und er schlägt damit mal nebenbei den Bogen von der Second Wave of Black Metal zum Buße- und Bekenntnis Blues. Ganz großes Kino ist auch der Gospel Surrender, bei welchem wir mit Dead Soul gleich eine komplette Band zu hören bekommen. Wer die Schweden und ihren Dark Electronic Industrial Doom Blues bisher noch nicht gehört hat, hat schlicht etwas verpasst. Hier bei Surrender jagt einem nicht nur die Timbre-schwangere Stimme von Sänger Anders Landelius die Gänsehaut über den Nacken, auch das Solo von Rob Caggiano (Volbeat) in der Mitte des Songs ist allererste Sahne.

In summa absolvieren alle geladenen Helferlein den Pitch äußerst zufriedenstellend. Bis auf einen: Jerome Reuter schreibt mit Man Of The Cross einfach einen unfassbar guten Rome Song, unterlegt ihn mit einer noch rauchigeren Stimme und einem Weihrauch-verachtenden Thema und zeigt uns in lässiger Ernsthaftigkeit, dass er längst in einer Liga spielt mit Cash, Cave und Cohen.

New Songs, Same Shit, Vol. 1 ist am 27. März bei Napalm Records erschienen.

Me and That Man - By The River feat. Ihsahn (Official Music Video)

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Tracklist ME AND THAT MAN – New Man, New Songs, Same Shit, Vol. 1:

01. Run With The Devil, feat. Jørgen Munkeby (Shining NO)
02. Coming Home, feat. Sivert Høyem (Madraguda)
03. Burning Churches, feat. Mat McNerney (Grave Pleasures & Hexvessel)
04. By The River, feat. Ihsahn (Emperor)
05. Mestwo
06. Surrender, feat Dead Soul & Rob Caggiano (Volbeat)
07. Deep Down South, feat. Johanna Sadonis (Lucifer) & Nicke Anderson (Entomed)
08. Man Of The Cross, feat. Jerome Reuter (Rome)
09. You Will Be Mine, feat. Matt Heafy (Trivium)
10. How Come?, feat. Corey Taylor (Slipknot / Stone Sour), Rob Caggiano (Volbeat) & Brent Hinds
11. Confession, feat. Niklas Kvarforth (Shining SE)

Weblinks ME AND THAT MAN:

Official: https://www.meandthatman.com
Facebook: https://www.facebook.com/meandthatman
Bandcamp: https://meandthatman.bandcamp.com
Label: https://napalmrecords.com/me-and-that-man

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