Mit ihrem Debütalbum Modern Cults ließen Holygram im vergangenen Jahr mächtig aufhorchen. Der Mix aus Post-Punk, Shoegaze und Dark Wave mit einem Hauch Krautrock heimste nicht nur bei uns Bestnoten ein, nun geht die Kölner Band um Sänger Patrick Blümel erstmals auf eine größere Headliner-Tour (Daten siehe unten). In den letzten zwei Jahren waren Holygram schon mit Größen wie OMD und zuletzt VNV Nation auf Konzertreise – uns erzählten sie nun von ihren Erlebnissen und dem, worauf man sich als Konzertgast auf der Modern Cults-Tour freuen darf.
Jungs, wie fühlt man sich so kurz vor der ersten Headliner-Tour? Aufgeregt, nervös oder empfindet Ihr einfach nur Vorfreude?
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Wir freuen uns alle total auf die Tour. Nachdem wir in den letzten zwei Jahren vor allem als Support für OMD und VNV Nation unterwegs waren und viele Live-Erfahrungen in Europa und Nordamerika sammeln konnten, ist es aufregend, jetzt endlich wieder selber als Headliner Konzerte zu spielen. Mit der Tour wollen wir die Intensität und Bandbreite des Debütalbums nun auf die Bühne bringen – inklusive einiger Überraschungen.
Wer Euch noch nie zuvor gesehen hat: Wie würdet Ihr eine Holygram-Liveshow beschreiben, was erwartet die Besucher?
Wir lieben Gegensätze! Das spiegelt sich in vielen unserer Songs wider und damit unweigerlich auch in unserer Live-Performance. Wir lieben noisige Gitarren und sägende Synthesizer, aber auch poppige Songs, die direkt ins Ohr gehen und dich mitsingen lassen. Wer auf unsere Konzerte kommt, der muss offen für sehr unterschiedliche Musikstile sein. Über allem schweben die Begriffe „Postpunk“ oder „Shoegaze“, was aber auch nur Schubladen sind, in die wir uns irgendwann einmal einordnen mussten. Wie vermittelt man sonst seine Musik an Menschen, ohne ihr ein Label aufzudrücken? Wer also durchaus auch was mit Psychedelic, Techno oder Kraut anfangen kann, der ist bei uns gut aufgehoben. Darüber hinaus sind wir eine sehr visuelle Band. Bei uns geht nichts ohne Nebel und das richtige Licht. Auf der kommenden Tour werden wir diesen Aspekt noch einmal völlig neu ausschöpfen.
Es ist ungewöhnlich, dass eine so junge Band wie Ihr die Chance bekommt, nicht nur Szene-Acts wie She Past Away auf Tour zu begleiten, sondern gleich mit internationalen Schwergewichten wie OMD und VNV Nation zu touren. Wie kam es eigentlich dazu?
Andy und Paul von OMD haben uns aktiv als Support für die Tour 2017 angefragt und wir haben natürlich nicht lange gezögert. Wir sind selber Fans der Band und mit ihren Hits groß geworden. Wer kennt nicht Electricity oder Enola Gay?! Umso aufregender war es dann, das erste Mal persönlich auf die Band zu treffen. Während der Tour hat sich ein sehr freundschaftliches Verhältnis entwickelt, so dass wir regelmäßig Backstage abgehangen und uns ausgetauscht haben. Wir konnten bei den Shows wichtige Erfahrungen sammeln, immerhin haben wir z.B. in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf vor 6000 Menschen gespielt. Man muss sagen, dass die Bandmitglieder trotz der großen Erfolge sehr bodenständig geblieben sind und bis heute den jugendlichen Elan von damals behalten haben. Die Energie bei den Shows war sehr beeindruckend und inspirierend für uns.
Bei der ersten Show der Tour mit OMD in Hamburg haben wir Ronan von VNV Nation kennengelernt, der im Publikum war. Er war von unserer Performance so angetan, dass er uns letztes Jahr mit auf die Tour in Europa und Nordamerika nehmen wollte. Ende 2017 hatten wir gedacht, dass man die Tour mit OMD nicht toppen könnte, aber es kam alles anders als erwartet. Die zwei Monate mit VNV Nation waren der absolute Wahnsinn!
Wie waren die Publikumsreaktionen? Der typische Holygram-Sound weicht ja recht stark vom nicht selten partyorientierten Klang bei VNV Nation ab …
Das Publikum auf der Tour war toll. Es ist natürlich für uns eine große Herausforderung gewesen, einem Publikum mit Gitarre und Bass gegenüber zu treten, das den elektronischen Sound von VNV Nation erwartet. Umso mehr hat uns dieses Publikum jeden Abend überrascht, denn wir haben ausnahmslos positives Feedback während der Konzerte und auch danach erhalten. Die Idee hinter dem Line-Up war, die Bandbreite der musikalischen Szene, mit der beide Bands identifiziert werden, zu demonstrieren, Abwechslung zu schaffen und Erwartungen aufzubrechen. Das Konzept ist – wie wir finden – vollends aufgegangen . In Nordamerika wurden die Shows sogar noch um den Retro-Synth-Act The Rain Within erweitert, der eine zusätzliche Facette hinzugefügt hat. Wenn man etwas aus der Tour lernen kann, dann, dass man niemals das Publikum unterschätzen sollte.
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Erzählt doch mal, wie Eure Tagesabläufe in den USA waren. Blieb ausreichend Zeit für Sightseeing und wart Ihr überhaupt vorher schon mal dort?
Der Touralltag insbesondere in Nordamerika war für uns alle eine völlig neue Erfahrung. Die meisten von uns waren noch nicht in den USA oder Kanada und dementsprechend nachhaltig sind die vielen unterschiedlichen Eindrücke. Natürlich entwickeln sich gewisse Muster, die täglich ablaufen, wenn man über einen Monat fast jeden Tag in einer anderen Stadt spielt: Aufstehen, Fahren, Aufbauen, Soundchecken, Essen, Performen, Einladen, Fahren, Schlafen. Das klingt so jetzt erst einmal sehr automatisiert, aber theoretisch läuft jeder Tag fast identisch ab. Die kleinen Details machen dabei den großen Unterschied aus und jeden Gig, den wir gespielt haben, zu etwas Besonderem. Jede Stadt, die wir gesehen haben, hatte einen eigenen Charakter, ihre unverwechselbaren Menschen, eine einzigartige Atmosphäre. Und die Landschaft hat einem natürlich eh permanent die Sprache verschlagen. Fünf bis sechs Stunden Autofahrt am Tag sind mit der entsprechenden Kulisse ganz gut zu ertragen. Ab und zu haben wir sogar auch Sightseeing machen können. Wir waren z.B. in Snoqualmie, wo die Serie Twin Peaks gedreht wurde, oder auf dem Empire State Building in New York City. Das hat alles wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Modern Cults wurde ja nicht nur bei uns über den grünen Klee gelobt. Was zieht Ihr aus den Kritiken? Wünscht man sich nicht auch mal etwas negatives Feedback, um daraus womöglich neue Inspirationen und Motivation zu ziehen?
Positive Kritik ist natürlich erst einmal super, wenn man ein Debütalbum rausbringt. Gerade nach unserer EP von 2016, die von vielen Seiten sehr gut besprochen wurde, sind wir etwas unter Druck gewesen. Die Reaktionen zeigen aber, dass der Funke, der uns zum Schreiben der neuen Songs veranlasst hat, auch auf das Publikum übergesprungen ist und unsere Musik etwas mitbringt, das begeistert. Etwas Besseres kann man sich einfach nicht wünschen. Und da wir selber unsere größten Kritiker sind, bedarf es keines externen negativen Feedbacks, um stets an uns und unserem Sound zu arbeiten. Inspiration und Motivation ziehen wir aus so vielen Dingen, ein Verriss in der Presse ist da nicht vonnöten.
Läuft bei Euch zuhause oder im Tourbus eigentlich Musik, die Eurem Sound ähnelt? Beschreibt man die Musik von Holygram, landet man ja doch immer wieder bei denselben Bands als Vergleichswert …
Wir hören alle recht unterschiedliche Musik, was auch den Sound von Holygram sehr geprägt hat. Im Tourbus hat normalerweise der Fahrer das Recht, die Musik zu wählen, die gespielt wird. So hat jeder die Chance, den anderen Bandmitgliedern seine Neuentdeckungen oder All-Time-Favourites vorzuspielen. Da gab es durchaus schon einige überraschende Momente. Selbstverständlich sind auch immer wieder Bands dabei, deren Sound unserem eigenen ähnelt. Wir haben uns nicht ganz willkürlich in der Szene verortet. Fun Fact: Auf der Tour mit OMD lief bei uns im Bus immer mal wieder Whole Again von der Girlgroup Atomic Kitten, die von den Bandmitgliedern Andy McCluskey und Stuart Kershaw gegründet und produziert wurde.
Was macht Ihr eigentlich, wenn Ihr nicht gerade tourt oder an Musik werkelt? Davon leben könnt Ihr ja wahrscheinlich (noch) nicht, oder?
Wir haben alle Jobs, die uns die zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten geben, Musik auf einem gewissen Niveau zu machen. Die Nordamerika-Tour hat diese Flexibilität in unseren Jobs schon sehr ausgereizt, aber das war es auch wert. Surreal ist es meistens nur dann, wenn man z.B. nach zwei Monaten Tourleben plötzlich wieder am Schreibtisch sitzt und seiner Arbeit nachgeht. Dann wird einem bewusst, dass man eigentlich ein Doppelleben führt.
Welchen einen Song von Euch würdet Ihr jemandem empfehlen, der noch nie etwas von Euch gehört hat?
Still There verkörpert vieles von dem, was Holygram ausmacht, aber unser Sound ist so unterschiedlich, dass ein Song ihm nicht gerecht werden würde. Aber als Einstieg ist er gut. Das Video gibt auch schon einen ganz guten Eindruck von dem, was einen live bei uns erwartet: Nebel und Stroboskoplicht.
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Zu guter Letzt vervollständigt bitte diesen Satz: Holygram werden in zehn Jahren …
13 Jahre alt sein.
Termine HOLYGRAM Tour 2019
08.02.2019 Bielefeld, Nr. z.P
09.02.2019 Bochum, Rockpalast
10.02.2019 Hannover, Lux
15.02.2019 Dresden, Reithalle Strasse E
16.02.2019 Berlin, Urban Spree
20.02.2019 Hamburg, Logo
28.02.2019 München, Backstage Club
01.03.2019 Leipzig, Moritzbastei
Weblinks HOLYGRAM
Homepage: holygram.band
Facebook: www.facebook.com/holygram.official