Blicken wir gute 20 Jahre zurück: Ein Teenager entdeckt die Welt der Musik abseits des Formatradios und landet bei der Single The Memory Remains von Metallica. Anno 2018 weiß der Ex-Teenager natürlich längst, dass da nicht eine x-beliebige Gaststimme mit am Werk war, sondern eine gestandene Musikerin, die vieles miterlebt hat, aktiv wie passiv. Das eigene Leben mit Krebs, Drogensucht, Obdachlosigkeit und vielen Tiefpunkten, aber eben auch das Zeitgeschehen, beispielsweise das auf dem Album ebenfalls thematisierte Bataclan-Attentat in Paris… Auf düstere Weise reflektiert Marianna Faithfull mit ihren 71 Jahren auf dem neuen Album, erzählt musikalisch von einem Leben, in dem sie immer wieder aufgestanden ist, beleuchtet auch die musikalische Vergangenheit noch einmal neu… Kurzum: Es gibt so einiges zu hören!
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Ruhig ist das weitestgehend, was uns Frau Faithfull da präsentiert. Wie man es von einer – inzwischen – gesetzten alten Dame erwarten kann. The Gipsy Fairie Queen beispielsweise brilliert als mit Melancholie getränkte Ballade, inklusive Streichern und Klavier. Ein Stück, das sich gut in eine Reihe stellt mit einem ihrer Klassiker: As Tears Go By, damals an der Grenze der Volljährigkeit aufgenommen, wird hier noch einmal neu interpretiert. Mit klaren Gitarrensounds, harmonischer Instrumentierung und betonter Stimme fließt hier ein ganzer Schwung Lebenserfahrung mit rein. Dabei wildert sie nicht nur in ihrer eigenen Musikhistorie auf dem Album, sondern nimmt sich auch Bob Dylans vor It’s All Over Now, Baby Blue vor. Es gelingt ihr dabei, dem Stück ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Musiker wie Falco und Element of Crime coverten es bereits, aber auch diese Version ist eine weitere Bereicherung.
Auch musikalische Zeitgenossen kommen auf dem Album zu Wort. Ein gewisser Nick Cave beispielsweise gibt sich im nach 1979 neu interpretierten Witches Song die Ehre. Auch hier wieder gegenwärtig sind die Streicher, die die melancholische Wirkung des Albums immer wieder untermauern. Betontere Klänge wiederum begegnen in They Come At Night, gemeinsam geschrieben mit Mark Lanegan. Es wurde uraufgeführt im Jahr 2016 im Pariser Bataclan und ist das deutliche Statement der Künstlerin zur Thematik. Druckvoll geht sie hier nach vorne und man merkt: Hier ist jemand, der etwas zu sagen hat, aktiv!
Die zehn Stücke des Albums klingen am Ende trotz aller verschiedenen Thematiken und Epochen wie aus einem Guss. Wer die nachdenklichen und balladesken Klänge mag, wird auch dieses Album mögen. Wer Marianne Faithfull bisher mochte, sowieso. Ein würdiges Album, ein gelungenes Alterswerk. Respekt, Frau Faithfull!
Tracklist MARIANNE FAITHFULL – Negative Capability:
01. Misunderstanding
02. The Gipsy Faerie Queen
03. As Tears Go By
04. In My Own Particular Way
05. Born To Live
06. Witches Song
07. It’s All Over Now, Baby Blue
08. They Come At Night
09. Don’t Go
10. No Moon In Paris
Weblinks MARIANNE FAITHFULL:
Homepage: www.mariannefaithfull.org.uk
Facebook: www.facebook.com/mariannefaithfullofficial
Twitter: www.twitter.com/Faithfull_M