MINISTRY + CONVERGE + GRAVE PLEASURES – Wiesbaden, Schlachthof (06.08.2018)

Fotos: MINISTRY
Ministry, © Sandro Griesbach
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Was für ein Package! Für ihre Tour holten sich die Industrial-Metal-Veteranen Ministry exzellente Unterstützung von Converge und Grave Pleasures. So auch im Schlachthof in Wiesbaden, der an diesem Abend mit 600 zahlenden Gästen zunächst überschaubar blieb. Als Grave Pleasures gegen 19:50 Uhr mit ihrem “Apocalyptic Post Punk” loslegen, treibt sich der Großteil des Publikums noch vor dem Schlachthof herum oder ist noch gar nicht da. Das ist für die in Finnland ansässige Band und Freunde düsteren Rocks gleichermaßen schade.

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Denn die aus Beastmilk hervorgegangenen Grave Pleasures überzeugen direkt mit großer Spielfreude. Die reißt auch nicht ab, als zu Beginn dafür die Saiten reißen und die zweite Gitarre ausfällt. Während Gitarrist Juho Vanhanen an seinem Instrument herumfriemelt, jammen seine Kollegen ein sphärisches Intermezzo, das zum Intro für den nächsten Song wird – dann wieder mit zwei Gitarren. Wie irre bearbeitet Schlagzeuger Rainer Tuomikanto die Hi-Hats und fällt bei den Refrains in die von Verlangen geprägte Stimme von Sänger Mat “Kvohst” McNerney ein. Das kleine Publikum spendet großen Applaus und mag, was es hört. Great Pleasures.

Setlist GRAVE PLEASURES @ Wiesbaden, Schlachthof (06.08.2018)

01. Mind Intruder
02. Fear Your Mind
03. Genocidal Crush
04. Infatuation Overkill
05. Love In a Cold World
06. Atomic Christ
07. Deadenders
08. Death Reflects Us
09. Haunted Afterlife

Zu Converge hat sich die Halle etwas gefüllt und vor der Bühne suchen sich die Fans aus dem vornehmlich älteren Publikum einen guten Platz zum Abgehen. Wie eine Bestie, die nach einer Woche Gefangenschaft in die Freiheit gelangt, legen die Mathcore-Pioniere los. Sänger Jacob Bannon schreit sich die Seele aus dem Leib, klatscht sich Wasser ins Gesicht, geht auf das Publikum ein und flitzt unentwegt auf der Bühne umher. Eine Herausforderung für Fotografen, denn Bannon ist schnell. Ein Wettlauf mit Napalm Deaths Barney Greenway wäre sicher ein interessantes Schauspiel. Zurück zu Converge, deren Bassist Nate Newton nicht weniger stimmgewaltig auffällt. Im Hintergrund grinst Drummer Ben Koller wie Animal von den Muppets; er wirft seine Drumsticks hoch, lässt sie von den Trommeln abprallen und fixiert sein Drumset zwischendurch mit Gaffa Tape. Converge liefern ein energiegeladenes Set, das Nackenschmerzen und nassgeschwitzte Leiber im Publikum zurücklässt.

Setlist CONVERGE @ Wiesbaden, Schlachthof (06.08.2018)

01. Reptilian
02. A Single Tear
03. Aimless Arrow
04. Heartless
05. I Can Tell You About Pain
06. Under Duress
07. Eagles Become Vultures
08. Dark horse
09. Eve
10. Reap What You Sow
11. Heartache
12. Concubine

Es wird voller vor der Bühne während die Ministry-Roadies selbige mit zwei übergroßen, aufblasbaren Hühnern dekorieren. Die Frisur der Viecher erinnert an Donald Trumps Haartolle, die Hühnerbrust zieren durchgestrichene Hakenkreuze. Und los. Ministry-Mastermind Al Jourgensen bestreitet das Konzert mit sechs Bandmates, die Stimmung ist direkt großartig. Das Publikum feiert jeden einzelnen Song lautstark, bejubelt die Ansagen von Jourgensen, der als Zeremonienmeister durch das Konzert führt, mit Gesten und Grimassen um sich wirft. Auf einer Leinwand untermalen Videoclips die Songs und natürlich ist niemand überrascht, dass hier meistens US-Präsident Donald Trump visuell und verbal einen Punch in the Face bekommt. Spätestens bei Señor Peligro, das Jourgensen mit einem Kommentar zu Immigranten in Deutschland und den USA einleitet, gibt es kein Halten mehr. Rechts vor der Bühne wird eine Mosh Pit ausgehoben, die bis zum Ende nicht mehr zur Ruhe kommt. Zu Antifa kommen Fahnenträger mit Antifa- und Anarchisten-Flagge auf die Bühne; das Publikum ballt die Fäuste. Zum Pogo spritzen verschüttetes Bier und Apfelwein in die ersten Reihen, aber mittlerweile sind hier ohnehin alle nass geschwitzt. Ministry präsentieren an diesem Abend eine fette Rock Show mit zündender Setlist und geben Stoff zum Nachdenken mit. “Wir singen noch immer die gleichen Sachen wie in den 90ern. Geändert hat sich nicht viel. Es zu ändern, das liegt an euch” (Jourgensen).

Kudos an die Endzeitrockerin mit passendem Outfit in der ersten Reihe.

MINISTRY - Why is now the right time for a new album? (OFFICIAL TRAILER)

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Setlist MINISTRY @ Wiesbaden, Schlachthof (06.08.2018)

01. I Know Words
02. Twilight Zone
03. Victims of a Clown
04. Punch in the Face
05. Señor Peligro
06. Rio Grande Blood
07. LiesLiesLies
08. We’re Tired of It
09. Wargasm
10. Antifa
11. Just One Fix
12. N.W.O.
13. Thieves
14. So What
15. Psalm 69 (Z)
16. Bad Blood (Z)

Galeriebilder: Sandro Griesbach

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