Spricht man über Augsburg-Oberhausen, so merkt man auch heute noch, dass der Ruf nicht gerade der Beste ist. Die Drogenszene am Stadtteil-Bahnhof, eine vermeintlich hohe Kriminalität… Dabei ist das längst nicht alles, wie auch schon die Augsburger Allgemeine in einem Plädoyer vor etwa einem Jahr feststellte. Was das Plädoyer auch lobend hervorhob: den Sommer am Kiez. Ausgerichtet von Bob’s Fast and Slow Food mit Kiezgarten und großer Bühne mitten auf dem Heinrich-Haller-Platz gibt es fünf Wochen lang Konzerte und mehr. Eines davon war der Auftritt von Knorkator am 21.07.2018. Nachdem es lange nicht geregnet hatte, war ausgerechnet an diesem Tag der Regen stark. Und doch: Kurz vor Einlass klarte es auf, zumindest für eine Weile.
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Gut für den Support-Act Plan B, eine Augsburger Punk-Band, für die es eine große Ehre war, hier zu spielen. Seit 2005 sind sie „unterwegs in Sachen Lärm“, anderthalb Jahre nach Release des aktuellen Albums spielten sie nun hier den größten Gig ihrer Karriere. Auch wenn es musikalisch nicht hundertprozentig zu Knorkator passte, so hatte nicht nur die Band Spaß, sondern auch das Publikum, als Plan B mit Anekdoten loslegte. Im Mittelpunkt stand dann auch vor allem das Album In Sachen Lärm, das druckvoll in Trio-Besetzung agiert und mit Stücken wie Weil es sich lohnt die Publikums-Sympathien auf seiner Seite hatte. Dies hatten sie aber nicht nur durch ihre Stücke, sondern auch durch ihre Ansagen. Nachdem vor kurzer Zeit die AfD in Augsburg ihren Bundesparteitag abhielt, war die Botschaft für Plan B klar: Augsburg ist bunt, Augsburg ist Friedensstadt – niemand braucht die AfD! Gefolgt von Die Stadt gehört uns. Das Wetter war weiter gut, es folgten Stücke wie Dieses Eine Prozent und nach dem Schluss mit Exzess ging ein für alle Seiten gelungener Auftritt zu Ende.
Setlist PLAN B – Augsburg, Sommer am Kiez (21.07.2018):
01. Anekdoten
02. Leere Zeiten
03. Die besten Dinge
04. Weil es sich lohnt
05. Freistil
06. Wieder Sinn
07. Die Stadt gehört uns
08. Dieses Eine Prozent
09. Scheißstadt
10. Berlin
11. Exzess
Wenig später dann waren Knorkator an der Reihe, die Reihen inzwischen gut gefüllt. Betrachtet man, dass die Bandgründung im Jahr 1994 war, so ist eine gewisse Selbstironie darin zu sehen, dass sie mit Alter Mann eröffneten. Aber für die Selbstironie der Band braucht es keinerlei Subtilitäten dieser Art, sind Knorkator doch die Band-gewordene Selbstironie, ohne dabei auf hintergründigen Tiefgang zu verzichten oder eben einfach aus dem Leben gegriffen zu erzählen. Und das live auch gerne mal mit Überraschungen. Die harten rockigen bis metallischen Klänge überzeugen in Stücken wie Ich lass mich klonen, Die Geschichte von den schwarzen Buben, Narrenkappe und wie sie alle heißen deutlich, bei allem Witz ist das musikalische Können nicht zu überhören.
Dies bemerkte man nicht nur in Eigenkompositionen, sondern auch bei den eingestreuten Cover-Versionen. Highway To Hell beispielsweise erklingt plötzlich in einem phasenweise gar klassisch anmutenden Gewand. Oder auch bei der Puhdys-Interpretation von Geh zu ihr, mit dem sie auch ihrer Berliner Herkunft huldigten. Überraschungen gab es aber auch bei den Eigenkompositionen gerne mal. Wer beispielsweise hätte beim voller Ehrlichkeit steckenden Niveau-Klassiker Ich will nur fickn auf einmal Jazz-Klänge erwartet? Eben. Immer wieder für eine Überraschung gut, diese Band. Aber auch, wenn sie in gewohnten Gefilden blieben, war es weiterhin abgefahren und begeisternd. Da juckte es auch nicht, dass es im Laufe des Sets gravierend wieder zu regnen anfing. Da wurde einfach weitergefeiert, ggf. mit einem Regencape, das der Veranstalter für einen Euro verkaufte.
Nach A, dem einst ersten veröffentlichten Stück der Band, wollte man dann auch nicht Schluss machen. Eh das Publikum böse würde, eröffneten Knorkator ihre Zugabe mit Böse, der beliebten Aneinanderreihung skrupelloser Alltagsboshaftigkeiten. Insgesamt vier Stücke Zugabe waren es, wobei als viertes Stück Wir werden alle sterben den Abend beendete. Ein Abend, der der Band eindeutig Spaß gemacht hat, versicherten sie doch in der Zugabe, das Set unbedingt zu Ende spielen zu wollen und notfalls auch Strafgebühr bei Überziehung zu zahlen (der Sommer am Kiez findet schließlich mitten in der Stadt statt). Das Publikum wusste dies zu schätzen und feierte die Band trotz der Wetterwidrigkeiten euphorisch. Ein gelungener Konzertabend, bei dem man eine eventuell aufgekommene Erkältung hinterher auch gerne in Kauf nimmt.
Setlist KNORKATOR – Augsburg, Sommer am Kiez (21.07.2018):
01. Alter Mann
02. Ich lass mich klonen
03. Der ultimative Mann
04. Ich bin der Boss
05. Die Geschichte von den schwarzen Buben
06. Du nich
07. Fans
08. Narrenkappe
09. Highway to hell
10. Buchstabe
11. Konflikt
12. Geh zu ihr
13. Eldorado
14. Du bist kein Mensch
15. Ich will nur fickn
16. Du bist schuld
17. Zähne putzen, Pullern und ab ins Bett
18. A
19. Böse (Z)
20. Weg nach unten (Z)
21. Eigentum (Z)
22. Wir werden alle sterben (Z)
Weblinks PLAN B:
Homepage: www.planb.band
Facebook: www.facebook.com/planbrockt
YouTube: www.youtube.com/channel/UCLtVMTZfhiRZ6KKdiMUkjVg
Weblinks KNORKATOR:
Homepage: www.knorkator.de
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