Es ist ein ungemütlicher, typischer Novembertag. Trotzdem ist die Schlange vor den Toren des Stahlwerks bereits beeindruckend lang, als wir dort ankommen. Mit seinem industriellen Charme und der flexiblen Raumaufteilung bietet das Stahlwerk eine ideale Location für vielseitige Events. Heute Abend wird sich eine der bekanntesten britischen Ska-Bands die Ehre geben: Madness besuchen das Stahlwerk auf ihrer „House of Fun“ Tour. Schon jetzt fällt auf, das heutige Konzert zieht eine bunte Mischung an Menschen verschiedener Generationen, Kleidungsstilen und Couleur an. Drinnen werden wir von viel zu warmer Heizungsluft begrüßt. Trotz der ursprünglich langen Schlange, füllt sich die Halle nur langsam. „Gut so, mehr Platz zum Tanzen“, denke ich noch. Besonders positiv ist mir übrigens aufgefallen, dass die Rollstuhl fahrenden Gäste direkt eine abgesicherte Pole Position am rechten Bühnenrand erhalten haben. So konnten diese das Konzert ganz in Ruhe genießen und ihre Band ohne Probleme feiern.
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Apropos feiern. Ausgesprochen pünktlich und überaus rhythmisch betrat um 20:00 Uhr die Nürnberger Band Eskalation die Bühne um mit ihrem bunt gemischten Repertoire aus Ska, Alternative und seltsam stimmigen House-Klängen das Publikum auf den Abend einzustimmen. Als ob es nicht schon heiß genug gewesen wäre, legten die Jungs und Mädels eine Show auf die Bühne, bei der man einfach tanzen musste. Bestes Beispiel dafür war übrigens, dass nicht einmal ihr eigener Drummer dauerhaft sitzen bleiben konnte. Ja, die Jungs und Mädels da oben hatten wirklich Spaß, das zeigte nicht zuletzt die mit vollem Eifer präsentierte Choreografie. Erstaunlich, dass ihnen da noch genug Luft für ihre Blasinstrumente blieb. Das Publikum feierte mit und spätestens bei dem Titel Görlitz (übrigens aus der Feder des tanzenden Drummers) wurde wie mit einer Stimme der einprägsame Refrain „Du bist zwar ganz nett, aber das wird nichts. Wär‘ ich Saint-Tropez dann wärst du Görlitz“ gesungen. Irgendwie hat mir der Song einen bleibenden Ohrwurm beschert. Nach einer guten halben Stunde räumten Eskalation dann das Feld und überließen die Bühne den Roadies und Technikern um die letzten Handgriffe für die Show von Madness vorzubereiten.
Setlist ESKALATION @ Düsseldorf, Stahlwerk (01.11.2017)
- Im Rausch
- Bau dir deine Wahrheit
- Lemon Tree
- Görlitz
- Degenration
- Kleinstadt
Zwar nicht mit Schirm, dafür aber mit Charme und Melone betraten um 21:00 Uhr dann die Briten Madness die Bühne und wurden von ihren Fans mit frenetischem Applaus begrüßt. War zuvor noch das Keyboard von Mike Barson mit seinem Schachbrettmuster der absolute Hingucker auf der Bühne, sorgten Madness nach One Step Beyond, einem mitreißenden Prince Buster Cover mit einem tollen Lichtvorhang, für eine großartige Stimmung während der Show. Sowieso waren die Lichter den ganzen Abend über ausgesprochen gut eingesetzt und haben uns in einiges Staunen versetzt. Mittlerweile war es vor der Bühne richtig voll geworden, ohne dass es zu Platzmangel kam. Das Publikum sang gemeinsam, tanzte gemeinsam und war spätestens mit dem Song Tomorrow’s Dream vollkommen aus dem Häuschen. Die Stimmung war atemberaubend. Besonders laut wurde es noch einmal während eines Tributes an Joe Higgs, dem wir – sofern wir den Worten des Sängers Graham McPhearson Glauben schenken dürfen – einiges zu verdanken haben. Der gesunde Mix aus altbekannten Klassikern, ganz eigen interpretierten Cover Songs und Stücken aus dem im letzten Jahr erschienenen Album Can’t Touch Us Now schien wie absichtlich auf das gemischte Publikum abgestimmt zu sein.
Die Herren auf der Bühne haben derweil trotz ihres fortgeschrittenen Alters mit uns mitgehalten und ordentlich gerockt. Quer über die Bühne und mit dem Publikum interagierend sprangen und tanzten Graham McPhearson und Lee Thompson und genossen ihren Auftritt sichtlich. Ein besonderes Highlight war für mich auf jeden Fall der Song Mumbo Jumbo, bei dem McPhearson das Mikrofon an seinen Kollegen Thompson übergab, der mit einer passend rauchigen Stimmung ein bisschen Voodoo-Feeling heraufbeschwor. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass viele der Anwesenden jedoch auf einen ganz bestimmten Song gewartet haben. Denn, selbst wer mit dem Namen der Band nichts anfangen kann, kennt vermutlich doch den 1982 erschienenen und noch immer ohrwurmverdächtigen Hit Our House, mit dem die Briten es in vielen Ländern in die Top 10 geschafft haben. Klar, dass wir da noch einmal zu Höchstformen aufgelaufen sind. Um kurz vor 22:00 Uhr war der Zauber dann jedoch vorerst vorbei und Madness verabschiedeten sich von der Bühne. Natürlich ließ der Schlussapplaus keinen Zweifel daran, dass das Publikum nach einer Zugabe verlangte. Und natürlich kamen die Herren dieser Bitte mehr als gerne nach. Zwei Songs gab es als Nachschlag, sodass wir um kurz nach 22:00 Uhr zusammen mit den anderen Besuchern endgültig aus der großen Halle des Stahlwerkes gespült wurden. Zurück in die ungemütliche Novembernacht, aber voller guter Eindrücke und mit dem einen oder anderen Lied auf den Lippen.
Setlist MADNESS @ Düsseldorf, Stahlwerk (01.11.2017)
- One Step Beyond
- Embarrassment
- The Prince
- NW5
- My Girl
- Apples
- Herbert
- The Sun and the Rain
- Tomorrow’s Dream
- Blackbird
- Wings of a Dove
- World Upside Down
- (Don’t Let Them) Catch You Crying
- Bed and Breakfast Man
- Shut Up
- Mumbo Jumbo
- House of Fun
- Baggy Trousers
- Our House
- It Must Be Love
- Madness
- Night Boat to Cairo
Fotos: Angela Trabert