Betrachten wir die widrigen Umstände unter denen wir uns auf das Konzert von Lebanon Hanover und Box And The Twins nach Köln geschlichen haben. Aufgrund einer Bombe war die A1 gesperrt, der Weg Richtung Gebäude 9 wurde durch die Besucher der Messe blockiert (die ANUGA ist nur alle 2 Jahre, jaja) und die Britney Spears des deutschen Schlagers, Helene Fischer, hatte ihre Gefolgschaft in Reisebussen in die Messestadt gelockt. Ein Traum für einen Parkplatzsuchenden. So näherten wir uns im Schneckentempo der Location, standen vor der Tür und der mich begleitende Fotomensch las, dass das Konzert verlegt worden sei. Trotzdem schlichen wir uns rein und wider Erwarten und Poster (traue niemals einem Poster!) wurde das Konzert doch nicht verlegt. Wartend im Vorraum mit einer kleinen Bar verbrachten wir die Zeit bis die Türen zum Konzertsaal geöffnet wurden bei einem netten Plausch mit unserer französischen Kollegin.
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Den musikalischen Abend eröffnete das Kölner Düsterpop-Trio Box And The Twins mit einer zugegebenermaßen seltsamen Performance und vollem Körpereinsatz. Ein bisschen Wave, ein bisschen Pop, jede Menge 80s Feeling und die bezaubernde Stimme der rothaarigen Dame mit Riesenbrille am Mikrofon bereiteten perfekt auf Lebanon Hanover vor. Und so seltsam Frontfrau Box auch gekleidet war (Nylons ohne Schuhe sind ja immer so ne Geschmackssache), egal wie oft sie sich das Mikrofonkabel um den Hals wickelte, sich die Haare ins Gesicht warf oder sich selbst auf den Boden klatschte – die Performance hatte etwas zauberhaftes, etwas brachiales und zugleich sehr zerbrechliches.
Kühl und elegant betraten dann die Schweizerin Larissa Iceglass und der Brite William Maybelline aka Lebanon Hanover die Bühne. Sie, mit den glatten, dunklen Haaren und dem langen, schwarzen Rock und er, wie aus einem Goth-Club der 80er entsprungen, versprühten im ganzen Gebäude 9 sofort ihre Magie. Ist das jetzt Post Punk oder Wave? Man könnte an dieser Stelle eine Fachdiskussion anfangen oder einfach noch einmal Songs wie I Believe I Can Survive oder Gallowdance in den heimischen CD-Spieler einlegen und so die Diskussion aus dem Kopf pusten. Es gab an diesem Abend niemand eleganteren als Frau Iceglass. Niemand im ganzen Raum konnte ihr in puncto Unnahbarkeit und düsterer Perfektion das Wasser reichen. Durch die Scheinwerfer angestrahlt, und mit den leicht angeleuchteten Bäumen im Hintergrund, wirkte sie wie aus einer anderen Zeit. Während alle im Raum erfürchtig Richtung Bühne starrten und einfach der Musik lauschten, hatte sich ein Gast wohl schon zu Beginn des Konzertes ordentlich abgeschossen. Pöbelnd, torkelnd und störend laut (vielleicht auch auf dem falschen Konzert verweilend), lärmte er in der ersten Reihe vor sich hin und erntete jede Menge böser Blicke und genervtes Kopfschütteln. Als er dann einer Dame neben sich mit seinem Strohhalm im Getränk rumnuckelte, schien er kurzzeitig dem Tode geweiht. Die beiden Protagonisten ließen sich auf der Bühne allerdings weder aus der Ruhe bringen, noch von dem Geplärre beeindrucken.
Wer ruhige Musik mag, die einen mit auf die Reise nimmt und einem auch während eines Konzertbesuches eine behagliche Ruhe vermittelt und das Gefühl allein in der Konzertlocation zu sein, wer dazu noch Wave und Post Punk mag, der ist mit Lebanon Hanover bestens beraten und sollte sich bei nächster Gelegenheit zu einem Konzertbesuch hinreißen lassen. Das Gefühl, dass Zeit und Raum nicht mehr existieren und das Gefühl einer tiefen inneren Ruhe, was einen während des Zuhörens beschleicht, ist mit dem Ticketpreis gar nicht zu begleichen.
Fotos: Frank Güthoff
Weblinks Lebanon Hanover:
Homepage: https://lebanonhanover.bandcamp.com
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Weblinks: Box and the Twins
Homepage: http://www.boxandthetwins.com
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