Wenn man an diesem Abend im Strom in München zu Gast war, wollte man eigentlich gar nicht recht glauben, dass Dennis Lyxzen eigentlich einst vor allem mit Hardcore-Klängen (Refused) und rauem Garagen-Rock (The (International) Noise Conspiracy) auf sich aufmerksam gemacht hat. Sein Postpunk- und Indie-Sound mit INVSN hat sich längst etablieren können und hat die Band längst auch auf dunkle Festivals wie das Wave-Gotik-Treffen oder das Autumn Moon gebracht. Nun also stand die Headliner-Tour auf dem Programm, die an einem Dienstagabend auch nach München führte, um im Club Strom aufzutreten.
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Entgegen der Ankündigung, es ginge um 21:30 Uhr los, trat Laura Carbone als Support bereits gut 15 Minuten eher die Bühne. Und das in ungewohnter Duo-Formation. Hintergrund: Der eigentliche Gitarrist musste die Tour wegen familiärer Angelegenheiten abbrechen, sodass der Bassist Brody kurzerhand die Gitarrenparts übernahm. So gab es „Stripped down“-Versionen der Stücke der Künstlerin, bei denen treibende Stücke wie beispielsweise Swans oder auch Heavy Heavy zu dunklen Singer-Songwriter-Nummern wurden, bei denen umso mehr die Stimme von Laura Carbone brillieren konnte. Wer sie nicht kannte, hätte sich hier vermutlich gar nicht wundern müssen, denn auch in diesem Gewand wirkte es sehr gekonnt, was es von der Bühne zu hören gab. Ein guter Auftakt in den Abend, verbunden mit der Empfehlung, sich am Merch-Stand Tonträger zu kaufen, um zu wissen, wie die Musik in Vollbesetzung klingt.
Setlist LAURA CARBONE – München, Strom (17.10.2017):
01. Nightride
02. Swans
03. Lullaby
04. Silky Road
05. Heavy Heavy
06. Stigmatized
07. Grace
Gegen 22 Uhr war der Umbau vollzogen und INVSN betraten als Headliner des Abends die Bühne. Zunächst verhaltene Bass-Klänge, mit denen sich Spannung aufbaute, als die Band mit Love’s Like A Drug den Abend eröffneten, gefolgt vom druckvollen I Dreamt Music. Während die Band an den Instrumenten alles gab, zeigte sich auch Dennis Lyxzen direkt in Höchstform, sprang, schwang Piroutten und traf bei aller Bewegung stets den Ton. Zwar war zwischen Bühne und erster Reihe noch etwas Luft, aber der Stimmung tat dies keinen Abbruch, von Beginn an wurde auch im Publikum gut mitgegangen. Der von der Bühne ausgehende Bewegungsdrang steckte eben an.
Wer INVSN – und generell Bands, in denen Dennis Lyxzen aktiv ist – kennt, weiß: Musik ist das eine, aber das andere sind auch politische Botschaften. So unter anderem vor dem feministisch geprägten Immer Zu, als er auf die #metoo-Bewegung einging: „We as men have to change this fucked up system“, so sinngemäß seine Worte, als er das patriarchalische System deutlich kritisierte. Klare Ansage! Wie die Musik sie sowieso ist, denn man musste einfach mitgehen. Zumal Dennis Lyxzen auch selbst beispielsweise bei Our Blood mal einen Ausflug ins Publikum unternahm und von den Anwesenden entsprechend begeistert empfangen wurde.
Nicht nur das Publikum war begeistert. Auch die Band selbst. Offenbar wurden sie gewarnt vor einem angeblich eher verhaltenen Münchner Publikum, das die Band eines Besseren belehrte. „In Munich! On a Tuesday!“, hallte es da begeistert von der Bühne. Eine gute Basis für den weiteren Abend, der entsprechend zelebriert wurde. Mit Stücken des bisherigen Outputs als INVSN ging es gut durch den Abend, die Mischung funktionierte. Das Sehnen in Stücken wie Inheritance und It’s All Coming Back kombinierte die „Mitgeh-Freudigkeit“ mit Gänsehaut, druckvolle Klänge im mittleren Tempo gab es zum Beispiel bei Deconstruct Hits, bis Down In The Shadows den Abend beendete. Fast! Eine Zugabe musste her. #61 wurde noch gespielt und setzte den Schlusspunkt eines durch und durch gelungenen Konzertabends.
Setlist INVSN – München, Strom (17.10.2017):
01. Love’s Like A Drug
02. I Dreamt Music
03. Immer Zu
04. Our Blood
05. Bom Bom
06. Inheritance
07. Love
08. It’s All Coming Back
09. Deconstruct Hits
10. This Constant War
11. Down In The Shadows
12. #61 (Z)