1959 fing alles an. Oder fängt alles an? Richtige Antwort ist „beides“. Im Jahr 1959 wurde Bettina Köster geboren, das Stück, das ihr neues Album Kolonel Silvertop eröffnet, heißt ebenfalls 1959. Die Band, die sie bekannt gemacht hat – Malaria! – ist sehr lange her, Kaltes Klares Wasser ist aus dem Jahr 1982 war zwar mehr oder weniger ein Hit, der große Durchbruch ist dadurch nicht entstanden, aber ein Unterground-Klassiker war geboren. Bei aller Historie aber sollte man nicht vergessen: Bettina Köster ist nach wie vor aktiv. Nach dem Album Queen of Noise aus dem Jahr 2009 (John Peel bezeichnete sie einst so) ist nun mit Kolonel Silvertop ein neues Solo-Album erschienen.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Für das neue Album hat die Künstlerin eine illustre Runde Musiker um sich geschart: Beats von Justus Köhncke gibt es zu hören, die einstige Malaria!-Kollegin Christina Hahn war mit an Bord, Jochen Arbeit von den Einstürzenden Neubauten und Klaus Krüger von Tangerine Dream unterstützten ebenfalls. In dieser Besetzung entstand ein Album, das den Underground-Charakter von einst gut aufrecht erhalten kann und mit Vielseitigkeit begeistert. Wie eingangs schon erwähnt eröffnet 1959 den Reigen – mit kühlen Sounds und reibeisernem Gesang ist eine unheimliche, aber packende Atmosphäre geschaffen. Ein guter Start. Ruhiger ist schon das folgende Friday, das dabei gut den kühlen Charakter aufrechterhält.
Die Single Der Novak als Interpretation des Chansons von Hugo Wiener, einst in Bayern verpönt ob seiner Anrüchigkeit passt dabei einerseits gut ins Bild, fällt aber auch aus dem Rahmen, denn der deutschsprachige Gesang ist ein Einzelfall und das Chansonesque dabei ist ungewohnt, von der Atmosphäre her allerdings passt der Titel sehr gut in das Album. Mit den drei ersten Titeln ist dabei auch gut das Gros des Albums beschrieben, das Kühle, Elektro, Experimentelles und die unverkennbare Stimme begegnen immer wieder. Sei es das wabernde Silvertop, das im mittleren Tempo pulsierende Rain And Thunder oder auch das balladeske A Hop And A Skip – die Stücke greifen gut ineinander.
Wenn das Album mit Where Do You Go To, einer Peter Sarstedt-Interpretation, sein Ende nimmt, ist man gewillt, von vorn anzufangen. Was man gehört hat, hat Freude bereitet. Was dem Album dabei noch gut getan hätte, wären evtl. eins zwei weitere Stücke mit treibendem Charakter gewesen, aber da das Werk sehr von der mehrfach erwähnten Atmosphäre lebt, hat dieses Argument ein bisschen was von der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Zu verstecken braucht Bettina Köster sich auch anno 2017 ganz und gar nicht!
Tracklist BETTINA KÖSTER – Kolonel Silvertop:
01. 1959
02. Friday
03. Der Novak
04. Flagging
05. Underground World
06. Silvertop
07. Till the End of Time
08. Rain and Thunder
09. The Great Silvertop
10. A Hop and a Skip
11. Sad Song
12. Where Do You Go To
Weblink BETTINA KÖSTER:
Facebook: www.facebook.com/bettinakoster