Mit einem Mädchenchor das Coachella Festival headlinen? Nicht schlecht. Gab es bisher auch nur einmal. Wenn man sich nun fragt, welcher Chor das schaffen soll, kann man eigentlich nur an den belgischen Mädchenchor Scala unter der Leitung von Steven und Stijn Kolacny denken. Seit über 20 Jahren machen sie das inzwischen auf einem konstant hohen Niveau und einer immer wieder interessanten Auswahl an Stücken, die sie auf ihren Werken – ja, covern wäre das falsche Wort, nennen wir es also – interpretieren. War der Vorgänger Unendlich komplett auf Deutsch gehalten, so hat man sich jetzt wieder ein internationales Repertoire ausgesucht, bei dem man sowohl über Genre- als auch über Generationen-Grenzen hinwegsieht.
Britney Spears neben den Nine Inch Nails, die Boomtown Rats auf einer Zusammenstellung mit Aqua usw. So ist das bei Scala. Und die große Stärke dabei liegt darin, dass die Stücke dem Original nie Unrecht tun und im selben Moment auch in dieser ungewöhnlichen Zusammenstellung wie aus einem Guss klingen. Dabei macht man auch keinen Halt vor den ganz Großen der Musikwelt, wie gleich am Anfang die Interpretation von The Cure und ihrem Dauerbrenner Boys Don’t Cry zeigt. Im balladesken Piano-Gewand schafft es der Chor, mehrstimmig die Emotion des Originals aufrechtzuerhalten und kann so auch diejenigen begeistern, die sonst vermutlich eher keinerlei Berührungen mit Mädchenchören haben.
Auch die Ironie darf nicht zu kurz kommen, denn wenn man beispielsweise Barbie Girl von Aqua als Chor-Stück singt, gehört mehr als nur ein Augenzwinkern dazu. Respektabel, ein solches Stück dennoch mit derartiger Ernsthaftigkeit einsingen zu können. Auch das konsequente Herausnehmen des Tempos kann den Stücken nichts anhaben. Nehmen wir hier zum Beispiel The One I Love von R.E.M. Man stellt fest: Mehrstimmig und andächtig gesungen, erhält man eine hymnische Grundstimmung, das begleitende Piano (mehr Instrumentierung braucht es auf dem ganzen Album nicht) hält die Nummer gut zusammen. Da wird sicher auch Michael Stipe seine Freude dran haben.
Insgesamt 20 Stücke sind es, die es auf dem Album zu finden gibt. Jedes für sich hat dabei seinen eigenen Reiz und man hat trotz 75 Minuten Spielzeit nicht den Eindruck, an irgendeiner Stelle Füllmaterial zu finden. Auf jedes Stück einzeln einzugehen, würde hier durch und durch den Rahmen sprengen, daher sei lieber das Reinhören wärmstens empfohlen. Aufgrund der Vielfalt und des hervorragend umgesetzten Konzepts dürfte auch dieses Album für eine breite Hörerschaft aus den verschiedensten Richtungen interessant sein.
Tracklist SCALA & KOLACNY BROTHERS – Solstice:
01. Boys Don’t Cry (The Cure)
02. Sweet dreams (Are Made of This) (Eurythmics)
03. All of Me (John Legend)
04. Crash Into Me (Dave Matthews Band)
05. Cloudbusting (Kate Bush)
06. Fat Bottomed Girls (Queen)
07. Heroes (David Bowie)
08. Hungry Heart (Bruce Springsteen)
09. Survival (Muse)
10. Dirty Diana (Michael Jackson)
11. The One I Love (R.E.M.)
12. Piggy (Nine Inch Nails)
13. Strong Enough (Sheryl Crow)
14. Wake Me Up When September Ends (Green Day)
15. Womanizer (Britney Spears)
16. Follow You, Follow Me (Genesis)
17. In The Air Tonight (Phil Collins)
18. Barbie Girl (Aqua)
19. I Don’t Like Mondays (The Boomtown Rats)
20. Black Hole Sun (Soundgarden)
Weblinks SCALA & KOLACNY BROTHERS:
Homepage: www.scalachoir.com
Facebook: www.facebook.com/scalaandkolacnybrothers
Twitter: www.twitter.com/Scala_Kolacny