Mal wieder ein Blick in den hohen Norden – diesmal nach Dänemark, denn hier lebt Ida Gard, die mit Womb ihr nunmehr drittes Album veröffentlicht hat. Warum Womb? Nun, zum einen ist dies das englische Wort für „Uterus“ oder „Mutterleib“, also „der Platz auf der Welt, den alle Menschen kennen, unabhängig davon, wo sie leben oder aufgewachsen sind. Außerdem klingt es wie ‘wroooom!’ oder ‘boom!’. In beidem schwingt sowohl emotionale als auch physische Energie mit.” Klingt plausibel, wie die Künstlerin das so erklärt. Musikalisch setzt sie dies inspiriert vom Roman Populärmusik aus Vittula auf der einen Seite mit harmonischen Pop-Perlen, auf der anderen Seite aber auch mit angerauten, vom Rock inspirierten Nummern um.
Dabei wird immer wieder gerne Wert auf Atmosphäre gelegt, wie schon früh unter anderem Burning Blue Fire zeigt. Piano-Klänge, dezent Bass und Percussion im Hintergrund und die wirklich eingängige Stimme der Sängerin können hier überzeugen und nehmen den Hörer mit auf die musikalische Reise. Zum Ende hin steigert sich das Stück zudem in ein höheres Tempo. I Didn’t Pick This Dress ist ebenfalls im ruhigeren Tempo angesiedelt. Hier beschäftigt sich die Sängerin mit der Gender-Frage außerhalb vordefinierter Normen, was auf nachdenkliche Weise geschieht. Erfreulich hier auch der Gastsänger Steffen Westmark von The Blue Van, der für einen angenehmen Wechselgesang bei dieser komplexen Thematik sorgt.
Rauere Töne schlägt beispielsweise To The Woods an, das fast schon bedrohlich wirkt. Mit verzerrter Gitarre und einer dröhnenden Soundkulisse wird es im Chorus erst harmonischer, wenngleich auch nicht weniger leise. Ein prototypischer Rock-Song ist wiederum The Heat, das Aggression und Stolz thematisiert. Hier ist das Tempo wirklich hoch und Ida Gard macht mit ihrer Band gewaltig Druck, ergänzt dabei aber auch harmonische Synthie-Spielereien in das Stück. Auch diese Seite steht ihr sehr gut. Ganz klar: Ida Gard ist nicht nur die stille und harmonische Sängerin, sondern macht immer wieder deutlich, dass sie etwas zu sagen hat und verleiht diesem auch Ausdruck.
Rein musikalisch ist mit Womb ein gelungenes Album entstanden. Einziger Schwachpunkt ist, bei allem musikalischen Können, dass man hier und da den inneren Zusammenhang vermisst. Da sind die ruhigeren Stücke, aber auch die raueren Rocknummern – man hat manchmal das Gefühl, sie stünden etwas lose nebeneinander. Der musikalischen Qualität kann dies indes allerdings selbstverständlich nichts anhaben.
Tracklist IDA GARD – Womb:
01. On The Floor
02. Burning Blue Fire
03. Womb
04. To The Woods
05. Vittula, Pt. 1
06. I Didn’t Pick This Dress
07. Whatever It Takes To Get To China
08. He Spoke To Me
09. Vittula, Pt. 2
10. Rocking Rodent
11. The Heat
12. Peeing In The Snow
13. Sons Of Isak
14. This Is An Ending
15. Is It Already Over?
Weblinks IDA GARD:
Homepage: www.idagardmusic.com
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Twitter: www.twitter.com/idagard