THE SISTERS OF MERCY + LSD ON CIA – München, Tonhalle (12.03.2016)

Fotos: The Sisters Of Mercy
The Sisters Of Mercy, © Michael Gamon
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Es ist schon immer wieder ein wenig faszinierend, dass eine Band, die seit über 25 Jahren kein Studio-Album veröffentlicht und auch seit 1993 keine einzige Single herausgebracht hat, derart die Leute anzieht und wiederkehrend auch als Festival-Headliner gebucht wird. Auch, wenn man im Vorfeld eigentlich schon erahnt, was einen in etwa erwartet, so zieht einen die Neugierde doch immer wieder hin. Dass man damit kein Einzelfall ist, sieht man schnell, wenn man kurz vor Einlass das Gelände der Kultfabrik betritt und bei der Tonhalle bereits die Menschenmenge sieht, die von Andrew Eldritch und co. angezogen hier darauf wartet, reingelassen zu werden. Irgendwas muss also ja doch dran sein an dieser Band, die (aus vornehmlich rechtlichen Gründen) nicht unbedingt viel Wert auf Neuveröffentlichungen zu legen scheint.

Zunächst einmal war da aber der Support-Act, der klar ersichtlich nur einer schwindend geringen Minderheit im Publikum bekannt war: das Kopenhagener Trio von LSD on CIA. Klar, Gothic Rock war da nicht unbedingt zu erwarten, eher verschrobene Rockmusik der härteren Gangart. Trotz einiger irritierter Blicke machte die Band es genau richtig und zog ihr Ding durch. Auf der Setlist standen dabei ausschließlich Stücke des neuen Werks Celestial Bodies. Mit Nummern wie Assault, Inner Animal und Waltz In The Symmetry gab die Band einen druckvollen Opener, der zwar nicht die großen Begeisterungsstürme hervorrief, aber doch neugierige Blicke und anerkennenden Applaus mit sich brachte. Nach dem Ende mit Fall In Place dürfte sich die Band im Großen und Ganzen hier und da Sympathien erspielt, bei einem Großteil des Publikums aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Was eigentlich schade ist, denn der Auftritt war sehr gut.

Setlist LSD ON CIA – München, Tonhalle (12.03.2016):

01. Assault
02. Reconcile
03. Inner Animal
04. Driver
05. Waltz In The Symmetry
06. Fall In Place

Es folgte das erwartet ambivalente Spektakel der Sisters of Mercy. Dabei waren die Grundvoraussetzungen des Abends durchaus gut – das Publikum war zahlreich erschienen, viele treue Fans waren dazwischen und mit More hat man direkt einen Hit als Opener ausgewählt. An den Nebel auf der Bühne hat man sich ja inzwischen gewöhnt, dieser war diesmal sogar gar nicht so extrem wie sonst. Das Publikum ging mit, bei More wusste man noch nicht, in welche Richtung der Abend gehen wird. Leider dauerte es nicht lange, bis einem klar wurde: Er geht in die falsche Richtung. Die Band auf der Bühne wirkte uninspiriert. Man hatte den Eindruck, die Band gäbe ein Konzert, einfach um ein Konzert zu geben.

Dabei sein ist alles!

Es folgte eine Setlist mit Überlänge, die sich Hits und potenzielle Highlights viel zu lange aufsparte. In einem an Highlights armen Programm wirkte es so, als sei vorne in der Mitte eine kleine Zuschauermenge, die das feiert, was da von der Bühne geboten wurde, insgesamt aber merkte man vielen im Publikum an, dass sie von der auf der Bühne gebotenen Durchschnittskost nicht sonderlich angetan waren. Die Band spielte ihr Programm runter, bis sie mit Flood II zunächst einmal die Bühne verließ. Trotz allem: Zugaben wurden gefordert. Klar, es fehlen schließlich auch noch einige Hits, außerdem hat man ja auch Eintritt gezahlt.

Zweimal kam die Band noch wieder und spielte dabei die großen Klassiker. Lucretia My Reflection beispielsweise in Zugabe eins, um in Zugabe zwei dann mit Temple Of Love und This Corrosion das große Finale zu liefern und die Show zu beenden. Versöhnliches zum Schluss, um zumindest ein wenig in Erinnerungen schwelgen zu lassen. Dennoch: Hier hat man mehr erwartet als das, was geboten wurde. Es scheint so, als gelte für Auftritte der Sisters of Mercy das olympische Motto. „Dabei sein ist alles.“ Und so wird es vermutlich auch bleiben. Selbst ohne neues Album werden auch beim nächsten Mal alle kommen und auf bessere Live-Zeiten der Band hoffen…

Setlist THE SISTERS OF MERCY – München, Tonhalle (12.03.2016):

01. More
02. Ribbons
03. Crash and Burn
04. Doctor Jeep / Detonation Boulevard
05. Body Electric
06. Amphetamine Logic
07. Alice
08. Flood I
09. Arms
10. No Time to Cry
11. Dominion/Mother Russia
12. Summer
13. Jihad (The Sisterhood Cover)
14. Valentine
15. Flood II
16. 1959 (Z)
17. Lucretia My Reflection (Z)
18. Vision Thing (Z)
19. First and Last and Always (ZZ)
20. Temple of Love (ZZ)
21. This Corrosion (ZZ)

Foto: Michael Gamon (Archiv)

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