Irgendwann ist endlich Einlass und man schwört sich, nie wieder bei diesen Wetterbedingungen zu früh zum Konzert anzureisen. Bis es dann tatsächlich losgeht, gilt es nochmal ein bisschen was an Zeit mit
fairpreisigen Getränken im liebevoll von den Gästen mitgestalteten (in der Damentoilette z.B. liegt Kreide aus, um die Wände damit zu beglücken) Panic Room zu überbrücken, aber das Warten lohnt sich.
SO WHAT! passen in den Club wie die Faust aufs Auge: Die Musik der 4 Männer aus Bottrop ist ein authentischer straighter Vollgastritt in die Fresse und macht ordentlich Lust auf Bier, welches mir als Fahrer an
dem Abend leider verwehrt bleibt. Die Band existiert (wie ich) bereits seit einem Vierteljahrhundert
und hat unterdessen nichts an Spielfreude verloren. Routiniert und mit mächtig Druck, verursacht von dem
linkshändigen Raketentriebwerk am Schlagzeug, lassen sie niemanden wirklich stillstehen. Die beiden
Gitarristen sowie der Bassist verausgaben sich zudem noch am Mikro und legen die Messlatte für den
Hauptact, die Barb Wire Dolls, ziemlich hoch.
Diese lassen nicht lange auf sich warten, die Umbaupause nimmt zum Glück nicht viel Zeit in Anspruch.
Zwar sind auch die Barb Wire Dolls aus Griechenland eine Viererkombo, allerdings mit einer Gitarre weniger
im Line-Up, was das Sounderlebnis etwas schmälert. Gesanglich hingegen befindet sich Sängerin Isis auf einem
etwas anderen Niveau und weiß mit ihren stimmlichen Facetten (und auch mit ihren weiblichen Reizen) zu
spielen. Während Isis sich der Musik entsprechend auf dem Boden windet, über die Bühne fegt und auch mal
den ein oder anderen Abstecher ins Publikum wagt, erinnert Bassistin JayJay eher an eine Schaufensterpuppe.
Die Haare im grimmig-wirkenden Gesicht und kaum merkliche Bewegungen unterstreichen ihr unauffälliges Dasein,
so ist ihr die Bassistenrolle scheinbar auf den Leib geschrieben. Die beiden Kerle der Band, Pyn an der
Gitarre und Krash an den Drums beglücken die wenigen anwesenden Damen mit freien Oberkörpern wie aus der
Davidoff-Werbung. In den wenigen Ansagen, zu denen sich Isis zwischen den Songs hinreißen lässt, wird u.a.
erwähnt, dass die Band seit bereits 4 Jahren auf Tour ist. Doch ist bei der Band keinerlei Müdigkeit zu
verzeichnen, während sie wie ein Maschinengewehr einen Song nach dem anderen rausfeuert. Im Gegenteil, jeder
Song scheint dem Quartett neue Energie zu liefern, während das Publikum nicht mehr ganz mithalten kann. Eine EP und zwei Alben sowie neue Songs liefern eben genug Material um den Abend zu füllen.
Irgendwann gegen Mitternacht ist Schluss und auch der Regen hat gnädiger Weise aufgehört vom Himmel zu fallen.
Perfektes Timing.
Setlist Barb Wire Dolls:
01. Shut up slut
02. Heart attack
03. Secret
04. Drown
05. Surreal
06. Rhythm method
07. LA
08. Blind to your misery
09. Take me home
10. World on fire
11. Edge of innocence
12. Sail away
13. Desperate
14. Make riot
15. If I fail
16. Where mountains
17. Problem of the poet
18. Devils full moon
19. Your escape
20. Revolution
21. Walking dead (Z)
22. Teenage crisis (Z)
Fotos: André Techert