Es gab vor ein paar Jahren diesen Tweet, der in vielen Varianten und auch als in den sozialen Medien geteiltes Meme eine große Karriere machte. Auch jetzt wird er gerne mal wieder hervorgeholt, so wie gerade in diesen Zeilen. Denn wenn man als einer, der in der zweiten Hälfte der Dreißiger steckt, die Acoustic Hymns Vol. 1 von Richard Ashcroft hört, kann man das Seufzen fühlen. Gut, wir reden hier nicht von Wonderwall und die Band heißt auch nicht Oasis, aber auch der Opener Bittersweet Symphony ist schon erstaunlich lange her und der Bogen schließt sich ein wenig, wenn in C’mon People (We’re Making It Now) ein gewisser Liam Gallagher als Gast die Ehre gibt. Und auch, wenn das Wiederveröffentlichen bereits geschriebenen Materials im Akustikgewand gerade in Pandemiezeiten nicht gerade was Neues ist, so kann das doch sehr schön sein. So wie hier!
Kein Zufall ist der Titel: In Anlehnung an das erfolgreichste Album Urban Hymns, das im kommenden Jahr bereits seinen 25. Geburtstag feiern wird (es darf weiter geseufzt werden), beginnt die Titelauswahl auch hier bei diesem Album. Geht aber auch darüber hinaus ins Solo-Schaffen Richard Ashcrofts. Ein Bogen, den bereits die ersten beiden Titel spannen. Zunächst einmal direkt als Opener die unvermeidliche Bittersweet Symphony, die ihre Schönheit beibehält und sogar authentischer wirkt, denn die Streicher sind hier nicht als Sample zu hören, sondern „in echt“ eingespielt worden. Die Melancholie ist geblieben, mit den klaren Gitarren ist das Arrangement aber tatsächlich etwas „luftiger“ geworden. Es hat gar nicht mal immer diesen „Stripped down“-Charakter, den Akustik-Versionen gerne haben, das gilt auch für A Song For The Lovers. Mit Bläsern und Piano-Akzenten wird vielmehr das Gefühl untermauert.
Die weitere Auswahl ist ebenfalls sehr auf die Single-Auskopplungen aus der Zeit gestützt, was aber auch nicht weiter schlimm ist, schließlich sind das auch die markanten Stücke, die im Gedächtnis geblieben sind. Dem Lucky Man nimmt man sein Glück ab, Velvet Morning wirkt auch mit einer Spur weniger Verhangenheit und man möchte fast meinen, Richard Ashcroft sei eins mit sich selbst, wenn er hier so singt und musiziert. Für Britpop-Freunde ist das alles eine sehr runde Sache – und natürlich eine großartige Geschichte, dass C’mon People (We’re Making It Now) wie bereits erwähnt mit Liam Gallagher hier neu aufgenommen wurde. Harmonisch klingt das, treibend, aber durch Liam Gallagher wird die harmonische Seite Ashcrofts durch eine dezente „Rotzigkeit“ angereichert. Das, wofür man den einstigen Oasis-Sänger eben schätzt (so man das generell tut).
Zum Ende hin geht es dann aber doch noch einmal tief ins Balladeske: The Drugs Don’t Work entlässt einen als Hörer besinnlich aus der Aufnahme. Harmonisch-melancholisch ist dieser Abschluss und man ist zufrieden mit der guten Stunde gehörter Musik. Dass das Album nun ein „Vol. 1“ im Titel hat, macht Hoffnung. Denn auch, wenn es die durch den Titel gegebene Nähe zur Urban Hymns etwas aufweichen würde, so könnte man sich Hymnen der Marke History und On Your Own ebenfalls sehr gut in dieser Spielart vorstellen. Zunächst einmal geben wir uns aber hiermit äußerst zufrieden.
Tracklist RICHARD ASHCROFT – Acoustic Hymns Vol. 1:
01. Bittersweet Symphony
02. A Song For The Lovers
03. Sonnet
04. C’mon People (We’re Making It Now) (feat. Liam Gallagher)
05. Weeping Willow
06. Lucky Man
07. This Thing Called Life
08. Space & Time
09. Velvet Morning
10. Break The Night With Colour
11. One Day
12. The Drugs Don’t Work
Weblinks RICHARD ASHCROFT:
Homepage: www.richardashcroft.com
Facebook: www.facebook.com/richardashcroft
Twitter: www.twitter.com/richardashcroft