KAISER CHIEFS – Köln, Kantine (19.02.2020)

Fotos: KAISER CHIEFS
Kaiser Chiefs © Angela Trabert
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Die „Class of 05“ – hach, es war eine gute Zeit. Indie-Bands von der Insel schwemmten die Clubs mit höchst tanzbaren Grooves, mitreißenden Melodien und einem Hit nach dem anderen. So richtig erfolgreich ist heute kaum noch eine der damals populären Gruppen. Manche haben sich längst aufgelöst (The Rakes, The Futureheads, Hard-Fi), ihren Stil radikal verändert (Arctic Monkeys, Bloc Party) oder spielen nur noch in verhältnismäßig kleinen Locations. Die Kaiser Chiefs gehören klar zur letzteren Kategorie.

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Lange vorbei sind die Zeiten, in denen die Jungs aus Leeds noch das E-Werk füllten. Wer jetzt noch zu einem Gig der Kaiser Chiefs geht, ist entweder beinharter Fan oder will sich einfach für einen Abend nochmal fühlen wie mit 18 – darauf ließ jedenfalls ein Blick ins weite Rund schließen, viele der Anwesenden schienen altersmäßig irgendwo zwischen 30 und 40 zu liegen. Immerhin: Viel Platz für weitere Besucher war in der Kantine beim letzten Deutschland-Konzert der Tour nicht mehr.

Den Abend eröffnete Betterov, ein junger Singer/Songwriter, der noch ganz am Anfang seiner Karriere steht. Im März bringt der Musiker, der live von drei Mitstreitern unterstützt wird, seine Debüt-EP Viertel vor irgendwas auf den Markt, der Release-Gig findet am 19.3. im Berliner Austerclub statt. Wer dort oder in der Nähe wohnt und AnnenMayKantereit mag, darf gern einen Besuch riskieren. Denn in die Richtung geht der Sound Betterovs, seine kratzige Stimme tut ihr Übriges. Zwischen den fünf präsentierten Stücken gab’s sympathische Zwischenansagen – insgesamt ein überaus solider Auftritt.

Pünktlich um 21 Uhr gingen die Lichter dann wieder aus, Zeit für die Kaiser Chiefs. Es sollte tatsächlich ein Gig werden, der vor allem mit zahllosen kraftvollen Nostalgie-Momenten punktete. People Know How To Love Another ist nicht nur der Opener der neuen, schon siebten Platte Duck, sondern auch auf der Tour stets der erste Song. Der geht druckvoll nach vorne, kommt aber bei weitem nicht so zwingend rüber wie die zahllosen alten Hits der ersten zwei Alben, die später erklingen. Was im Übrigen auch auf die meisten anderen neuen Stücke zutrifft. Ausnahmen: das äußerst tanzbare Record Collection, das erst spät in der Zugabe erklingen sollte, sowohl Golden Oldies mit seinem unwiderstehlichen Refrain.

Aber keine Bange: Insgesamt lieferten Ricky Wilson, der vollen Körpereinsatz zeigte, sich jedoch mit Zwischenansagen sehr zurückhielt („I’m not Freddie Mercury and we don’t this need this, right?“) und Kollegen einen stimmlich wie musikalisch überzeugenden Auftritt ab. Die fünf wichtigsten Songs des Debütalbums Employment waren mit dabei und wurden vom Publikum so richtig abgefeiert – und, na klar, Ruby, der Kaiser-Chiefs-Hit schlechthin, durfte natürlich auch nicht fehlen.

Ein großer Spaß, der zu schnell vorbei war

Das einzige Problem bei diesem Auftritt: Er war viel, wie es leider bei den Band der „Class of 05“ üblich ist, zu kurz. Nach einer extralangen Version von Oh My God und lediglich 70 Minuten gingen die Lichter wieder an. Schon ärgerlich, denn so manch toller Song aus der „Post-Ruby-Ära“ wie We Stay Together, Parachute, The Factory Gates oder Coming Home fehlte. Da wäre echt noch mehr drin gewesen.

Ein Sonderlob verdient sich die Band aber für die Ausstattung des Merchandise-Standes. Da gab’s nicht nur die üblichen Shirts und Hoodies, sondern auch einen Schal, Handtücher, Sporttaschen, eine – passend zum Albumtitel – Quietscheente und ein Puzzle (!). Fan-Wünsche blieben da sicher nicht offen.

Setlist KAISER CHIEFS @ Kantine, Köln (19.02.2020)

01. People Know How To Love Another
02. Na Na Na Na Naa
03. Everything Is Average Nowadays
04. Ruffians On Parade
05. Hole In My Soul
06. Target Market
07. Good Days Bad Days
08. Golden Oldies
09. Everyday I Love You Less And Less
10. Ruby
11. Modern Way
12. Don’t Just Stand There, Do Something
13. Never Miss A Beat
14. I Predict A Riot
15. The Angry Mob
16. Record Collection (Z)
17. Oh My God (Z)

Weblinks Kaiser Chiefs:

Homepage: www.kaiserchiefs.com
Facebook: www.facebook.com/kaiserchiefs

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