Es immer schon merkwürdig, wer denn welche Clubs für welches Genre bucht. Entweder zu groß oder zu klein, ist meist das größte Problem. Dass man aber definitiv eine falsche Location bucht und dann einen Künstler oder eine Band in einem nicht so guten Licht dastehen lässt, ist mir noch nicht so oft untergekommen.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Der Indra-Club 64 in Hamburg ist eine geschichtsträchtige Location. Hier haben die Beatles einen, wenn nicht sogar ihren allerersten, Hamburg-Gig 1962 abgehalten. Viele Mythen ranken sich um den Club. Kiezgrößen sind hier ein- und ausgegangen, und hier sind nicht nur Süßigkeiten hinterm Tresen vernascht worden. Heutzutage finden im Indra-Club immer noch Konzerte, Lesungen und Poetry-Veranstaltungen statt. Konzerte dann aber eher als Rock oder Punkveranstaltungen.
Dass Assemblage 23 nach fast fünfzehn Jahren endlich mal wieder an der Elbe zu Gast sind, grenzt schon fast an ein Wunder und es ist schon durchaus mutig, ein A23-Gastspiel im Indra-Club 64 anzusetzen. Und an diesem Abend füllt sich dieser kleine Club dann anfangs auch eher schleppend. Die paar Zuschauer, die sich in den ersten 45 Minuten einfinden, verlieren sich fast in dem Club. Dann, als es in Richtung Showtime geht, füllt es sich zum Glück doch noch. Die Bühne ist recht sparsam gehalten. Ein Mikro und daneben die Synthies für Paul Seegers, der Mastermind Tom Shear an den Tasten begleitet.
Als Assemblage 23 mit Bravery den Abend starten, ist vor der Bühne noch viel Platz zum Tanzen, und Tom tut mir ein bisschen leid. Den langen Weg aus Seattle nach Hamburg gekommen und dann so etwas. Aber er lässt sich nicht beirren und bleibt hartnäckig dem Publikum gegenüber, das langsam auch endlich auftaut und letztendlich mit Tom und Paul eine kleine, aber feine Party feiert. Leider haben sich die Betreiber des Indras sehr lange Zeit gelassen, den Saal lichttechnisch in die richtige Stimmung zu bringen. Eine nostalgische Lichtorgel, die unpassend zur Musik blinkt, ist jetzt nicht das, was ich visuell bei einem Electro-Dance-Act erwarten würde. Aber auch das fehlende Licht, tat der immer weiter steigenden Stimmung im Saal keinen Abbruch. Ein rundum nostalgischer Abend, der musikalisch mit Sicherheit bemerkenswert war, wenn man den Backkatalog von Assemblage 23 kennt. Ein Klassiker reihte sich an den nächsten und mir als Fan blieb eigentlich kein Wunsch unerfüllt. Keiner? Doch, irgendwie schade, dass Assemblage 23 erst zwei Jahre nach dem letzten Album Endure nach Deutschland kommen und dann auch kein neues Material vorzuweisen haben.
Aber immerhin sind sie da gewesen. Nach den ausgefallenen Festivalauftritten im Sommer war zu befürchten, dass evtl. auch die Konzerte im Herbst ausfallen könnten. Umso mehr freut man sich natürlich, dass es doch geklappt hat. Und wer weiß. Vielleicht müssen wir in Hamburg nicht wieder fünfzehn Jahre warten, bis es ein Wiedersehen gibt.
Setlist ASSEMBLAGE 23 – Hamburg, Indra Club 64 (12.09.2018):
- Bravery
- Naked
- Drive
- Complacent
- Disapoint
- Damaged
- Document
- Let The Wind Erase Me
- YouHaven’tEarnedIt
- December
- The Noise Inside My Head
- Let Me Be your Amor
- Spark
- Salt The Earth
- Purgatory
- Don’t Change (INXS Cover)
Moin Alf,
stimme dir im meisten zu. Der Club hat mir persönlich überhaupt nicht gefallen. Der Sound war in meinen Ohren miserabel, was im Elektronik-Bereich noch mal ärgerlicher ist. Kleine Anmerkung nur: das letzte Album hies Endure vor 2 Jahren. Bruise ist bereits 6 Jahre her.
Beste Grüße
Es heißt natürlich “hieß” 😉
Hallo XLF. Du hast natürlich recht, dass das vor 2 Jahren erschienene Album “Endure” hieß, das ging im Eifer des Gefechts wohl durcheinander und wurde nun von mir angepasst, Danke!