Das Wave-Gotik-Treffen wird 27. Und das erste Konzert bei diesem WGT schaffte System Noire am Freitag um 12 Uhr in der Sixtina. Gleich darauf folgte Oswald Henke mit Goethes Erben auf dem Viktorianischem Picknick im Clara-Zetkin-Park.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Wir haben für euch den Bericht wieder nach Locations und dann nach Uhrzeit sortiert.
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Clara-Zetkin-Park
14:00 Uhr Viktorianisches Picknick
Den Bericht mit den Besucherbilder findet ihr hier.
Szene-Legende und WGT-Urgestein Oswald Henke rollt ein Piano auf die Wiese vor dem Musik-Pavillon, um allen, die es wollen mit einem exklusiven Goethes Erben Kammerkonzert in diesem ausgesuchten Ambiente zu beglücken. Wer die Vorbereitungen des Konzerts in den sozialen Medien mitverfolgt hat, weiß, wie aufgeregt der Künstler im Vorfeld war. Das alles hat natürlich zur Folge, dass sehr viele Leute sich schon sehr früh im Clara-Zetkin Park eingefunden haben, um mit ihren eigenen Vorbereitungen, die mitunter äußerst aufwendig ausfallen können, zu beginnen. Das Konzert, das entgegen der ursprünglichen Planung doch mit zwei Lautsprechern verstärkt wird, um mehr Besucher zu erreichen, findet dann bei diesen auch sehr viel Anklang. Oswald wird kurz vor drei Uhr mit stürmischem Applaus entlassen.
Agra-Treffenpark
19:00 Uhr – THE EDEN HOUSE (GB)
Den Auftakt in der Agra geben The Eden House. Hier und da hakt es noch etwas. Aber irgendwer muss ja den Anfang machen. Und so fällt das schwere Los auf die Band aus Großbritannien, die man durchaus als All-Star Projekt im Spannungsfeld des Goth-Rock bezeichnen kann. Gegründet wurde The Eden House von Stephen Carey (u. a. Adoration) und Tony Pettit (Fields Of The Nephilim). Seither haben die beiden mit einer wahren Bandbreite an Künstlern für das Projekt gearbeitet. The Eden House liefern eine sehr gute Performance mit klassischen Goth-Rock Elementen, sphärischen Klängen, ausgeklügelten Arrangements und hypnotischem weiblichem Gesang. Schade, dass grad mal ein paar hundert Besucher ihren Weg zum Konzert gefunden haben, was bei der Größe der Halle wirklich schmerzlich auffällt. (DS)
20:45 Uhr – SEIGMEN (NO)
Eigentlich muss man zu Seigmen nicht mehr viel sagen. Wir alle haben die nunmehr fast 30-jährigen Geschichte der Band aus Norwegen – Aufstieg, Niedergang, Zwischenspiel mit Zeromancer, Rückkehr mit Enola in 2015 – mitbekommen. Und wir wissen auch, dass die Jungs eher selten auftreten und man sich die Performances, die im wahrsten Sinne des Wortes eines Königs würdig sind, nicht entgehen lassen sollte. Entsprechend füllt sich die Agra nun schon vergleichsweise deutlich, ohne jedoch man um Engpässe bei der Getränkeversorgung fürchten müsse und es macht sich sowas wie flirrende Vorfreude breit. Nach dem langen, atmosphärischen Intro Performance Alpha legen die Alternative Rocker richtig mit The World Revolves los und reißen sämtliche Besucher bis in die letzten Reihen mit sich. Im Folgenden reihen sich Kracher aus alten Zeiten an Stücke vom (noch) aktuellen Album Enola und man denkt sich die ganze Zeit: “Verdammt, eine Schande, dass sich die Seigmänner so lange im Hiatus aufgehalten haben!” Aber zum Glück ist das ja jetzt vorbei. (DS)
Haus Leipzig
17:00 Uhr – UNTERSCHICHT (D)
Den Auftakt am Freitagabend im Haus Leipzig machen Unterschicht. Frontmann Sven – ursprünglich Hamburger und mittlerweile Wahlleipziger – ist nicht nur wegen seiner gefühlten drei Meter Körpergröße imposant. Mit seinem Styling und seiner Mimik verkörpert er seine Songs und performt sie nicht nur. Und diese klingen ziemlich böse! Auf die Ohren bekommt man nämlich düsteren Electro mit verzerrten Vocals und eingängigen Hooklines, mit denen Unterschicht das Haus Leipzig schon um 17 Uhr sehr gut füllen. Unterstützt wird Sven auf der Bühne von Bandkollegin Nataly und der Aushilfskeyboarderin Tamila Kim, die mit ihren freizügigen Outfits einiges für das Auge bieten. Zwar waren Unterschicht in den letzten Wochen fleißig auf Tour, doch die nächsten Termine stehen bereits fest: Am 2. Juni sind sie in Wien und am 31. August in Hannover zu sehen. (JB)
18:20 Uhr – FABRIKC (D)
Über einen Mangel an Fans kann bei FabrikC nicht geklagt werden, denn im Haus Leipzig ist das Gedrängel noch größer als bei Unterschicht. Das Projekt von Mastermind Thorsten Berger steht für harten Electro ohne viel Schnickschnack. Schnelle Beats, treibende Bässe – roh und kompromisslos. Umso mehr verwundert es, dass Thorsten zwischen den Songs versucht, politische Botschaften zu verkünden, die jedoch am Großteil des Publikums vorüberzugehen scheinen, denn schließlich hat man sich nicht zum Feiern des intellektuellen Tiefgangs zusammengefunden. Neben den Klassikern präsentiert das Trio auch einige neue, bisher unveröffentlichte Songs. Davon lässt sich das Publikum sichtlich mehr mitreißen als von den Ansprachen der „kleinen lauten Zwerge“, wie Thorsten sich und seine Kollegen nennt. Somit steigt die Vorfreude auf ein neues Album, das es hoffentlich bald zu hören geben wird. Nach sieben Jahren Pause seit dem letzten Longplayer wird es schließlich auch Zeit für neues Material! (JB)
22:40 Uhr – CENTHRON (D)
Headliner und zweifelsohne das Highlight des Aggrotech-Tages im Haus Leipzig sind Centhron. Das Trio ist schon in den vergangenen zwei Jahren im NonTox aufgetreten und diesmal Teil des offiziellen Programms. Das Haus Leipzig ist bis an die Kapazitätsgrenze gefüllt, sodass ein Einlassstop eine beachtliche Schlange von Fans vor verschlossenen Toren hält. Ob Centhron Headliner-Konzerte spielen oder auf einem Festival, sie geben stets ein üppiges Set zum Besten und lassen dabei keine Wünsche offen. Ohne Verschnaufpause stampfen und kreischen sie sich durch gnadenlos harte Beats und anrüchige Textpassagen. Die beachtlichen 19 Songs ihrer Setlist umfassen die Highlights ihrer mittlerweile fünf Alben. Die unermüdliche Power von Elmar, Markus und Sandra kommt auch beim Publikum an: Denn das tanzt bis in die letzten Reihen. (JB)
Setlist CENTHRON @ Haus Leipzig, 18.05.2018:
- Intro + Einheit C
- Skullfucker
- Fuck Off And Die
- WKIII
- Slutbutt
- Dreckstück
- Dominator
- Sie Will
- Blitzkrieg
- Allvater
- Biest
- Lichtsucher
- Asgard
- Deutsches Land
- Pornoqueen
- Cunt
- Eisenfresse
- 666
- Hetzer
Sixtina
12:00 Uhr – SYSTEM NOIRE (D)
Der frühe Vogel … diesem Motto folgen zum Auftakt des ersten Festival-Tages System Noire, um den Besuchern des WGT in der wohl bekanntesten Absinterie Deutschlands schon am Mittag einzuheizen. Und wirklich das Konzert der beiden Jungs aus Hannover ist auch zu so früher Stunde schon sehr gut besucht. Da Performances bei Elektro-Acts mitunter etwas statisch wirken kann, haben System Noire zu einer cleveren Lösung gegriffen und sich mit Ciwana Black Unterstützung geholt, die alle Anwesenden ordentlich einpeitscht. Der Hof der Sixtina füllt sich immer mehr mit wummernden Beats und tanzenden Menschen, die sichtlich Bock auf die harten Synth-Industrial Sounds und nicht zuletzt auf die kommenden vier Tage haben. (DS)
Täubchenthal
Das Täubchenthal im Leipziger Westen ist mit seinem großzügigem Außenbereich, weitläufigen Galerien sowohl außen als auch im Inneren und der restaurierten Industrie-Bausubstanz wohl mit der schönste Veranstaltungsort des gesamten WGT. Der Club befindet sich in einer Seitenstraße von der Zschocherschen Straße: Ein Alptraum für manchen internationalen Besucher des WGT, der nach dem Weg dahin fragen muss. Heute hat man hier thematisch aufeinander abgestimmt Künstler aus dem Spannungsfeld Goth-Rock, Post-Punk, Post-Goth und was immer Michael Sele grad macht einquartiert. Und weil das so gut passt, sind wir auch mal gleich hier geblieben. (KS)
16:30 Uhr – THE LAST CRY (GB)
Als wir am Täubchenthal ankommen, hat sich schon eine ansehnliche Schlange gebildet. Es ist 16:00 Uhr, reingelassen werden wir jedoch noch nicht. Stilistisch dominiert, passend zum präsentierten Musikstil am heutigen Abend der klassische Goth-Rock Fan. Überall sind Piker, Vogelnestfrisuren und Alien Sex Fiend Shirts zu sehen. Siouxsie wäre stolz gewesen. 16:30 Uhr, überpünktlich, legen die Briten um Andrew Birch los. Viele waren nur wegen The Last Cry gekommen. Blöd nur, dass die wegen des verspäteten Einlasses, zu Teil noch vor dem Club stehen mussten. Birch füllt mit seiner expressiven, leicht psychotischen Art den Ballsaal im Handumdrehen, klatscht Fans ab und konzentriert den Großteil der Aufmerksamkeit dabei auf sich. Das punkige Falling Away wird dabei genauso gefeiert, wie die zahlreichen Songs vom im April neu veröffentlichten Album Isolation/Hollow. Ein großartiger Auftakt am späten Nachmittag! (KS)
18:00 Uhr – UNDERTHESKIN (PL)
Knappe halbe Stunde für den Umbau und weiter geht es mit einem relativ jungen Projekt aus Polen. Kopf der Band Mariusz Luniewski mischt Goth-Rock und Post-Punk mit treibenden, eiskalten Elektronik-Elementen und prallen Shoegaze-Flächen. Die Musik ist gespickt mit hypnotischen, repetitiven Elementen, die zusammen mit der zurückgenommen sehr dunklen und doch jungenhaften Stimme von Mariusz soundtrackhafte klaustrophobische Atmosphären erzeugt. Bereits beim ersten Song Cold, den er mit komplett mit Kapuze und Haar verdeckten Gesicht performt, wird mir klar, dass Undertheskin als Bandname passender nicht gewählt hätte werden können, denn das Stück kriecht mir wirklich unter die Haut und setzt sich dort fest. Viel Material hat die Band noch nicht (nicht einmal 45 Minuten dauert der Auftritt), aber das hat es in sich. Fall, Wave, Burn, tRAIN die Stücke haben oft nur eine Silbe und werden sich so um so nachhaltiger einprägen. Das Publikum ist begeistert, im Täubchenthal ist es inzwischen angenehm heiß und auch im Anschluss geht einiges an Vinyl über die Merch-Stand. (KS)
19:20 Uhr – THE BEAUTY OF GEMINA (CH)
Lange Umbaupause, es wird voller und voller: Die Menschen im Täubchenthal stapeln sich wörtlich jetzt bis unters Dach. Mac Vinzens Drums, die beiden Gitarren von Michael Sele und sein Piano werden noch bis zur letzten Sekunde gecheckt. The Beauty Of Gemina sind für ihren Anspruch an sich selbst bekannt. Da muss einfach alles stimmen. Als dann die Band rund um den sensiblen, anämisch-weißhaarigen Sänger und Komponisten die Bühne betritt, ergehen sich die Fans in wahren Begeisterungsstürmen und mir wird schlagartig klar, dass hier der Headliner des heutigen Abends steht. Endlich, denn ich habe The Beauty Of Gemina schon mehrmals gesehen, erfährt diese Ausnahme-Formation die Anerkennung, die sie verdient. Heute Abend scheinen die Schweizer tatsächlich vergöttert zu werden. Und das völlig zu Recht, denn Michael Sele verfügt nicht nur über ein Talent, dass als begnadet bezeichnen kann, er hat auch noch ein Händchen für erstklassiger Musiker, mit denen er zusammenarbeitet. Für das Set hat sich die Band heute Abend für mitreißende up-tempo Stücke entschieden.
Die machen deutlich, welche bahnbrechende Entwicklung The Beauty Of Gemina in den knapp zwölf Jahren ihres Bestehens vollzogen haben. Von der Industrial-Wave Band zum progressiven Country-Goth’n’Rock’n’Blues Kleinod, das alle Genre-Grenzen hinter sich gelassen hat und zum Gesamtkunstwerk geworden ist. Ihre Songs zeugen von ungekünzelter Emotionalität und nisten sich in die Seelen ihrer Hörer ein, um dort die Art von Schönheit wachsen zu lassen, die man sich selbst nie zugetraut hätte. Die Stücke reichen heute Abend von Lonesome Death Of A Goth DJ bis zu Crossroads und zeigen die Bandbreite des Schweizer Künstlers, der stimmlich längst in einer Liga mit Alexander Veljanov und Nick Cave spielt. Suicide Landscapes macht mir eine Gänsehaut, wie es wahrscheinlich nur in Leipzig möglich ist und für seine bezaubernden Ansagen zwischen den Songs möchte man Michael Sele, der an diesem Abend komplett aus sich herausgeht, unentwegt küssen. “We are still here!” (KS)
20:50 Uhr – MERCIFUL NUNS (D)
Familie Seth hatte es ja angekündigt: Das Konzert auf dem WGT wird eines der letzten der Nuns sein. Das in riesigen Lettern geschriebene End auf dem Rücken von Artaud Seth ist da ein wenig subtiler weiterer Hinweis. Es bleibt voll im Täubchenthal. Die meisten haben ihre Plätze während der kurzen Umbaupause auch nicht verlassen. Superpünktlich um 20:50 Uhr verbreiten Artaud und Jawa Seth und Gitarrist Jón Tmoh dann monochrome Finsternis mit dem Eröffnungstrack Neo Alpha Genesis vom aktuellen Album Anomaly X unter dem Publikum. Dem folgen Karma Inn, Eternal Decay, Cremation, Blue Lodge und das unausweichliche Thelema … kurz gesagt so ziemlich alle Hits, die die Nuns auf ihren zehn Alben angesammelt haben: eine Setlist wie eine Bilanz. Aber noch ist auf der Bühne nichts von Wehmut zu spüren. Mit gewohnt lässiger Coolness, die ausdruckslosen Minen hinter ihren Sonnenbrillen verborgen, präsentieren die obersten Zeremonienmeister des zeitgenössischen Goth-Rock, und da sind sie wirklich unangefochten die Nummer 1, ihr Programm.
Ergreifend wird es, als die Band ihren abschließenden Song für den Abend präsentiert: The Pyramid. Dafür verlassen Merciful Nuns kurz die Bühne, wie um ein wenig Distanz zu ihren vorherigen Songs zu bringen. Die The Pyramid ist einem viel zu früh verstorbenen Mitglied der Grand Lodge gewidmet – einer der Gründe, warum die Nuns beschlossen haben, aufzuhören. Bei den Schlussakkorden steht Artaud Seth ganz nah am Graben bei seinen Fans, hat ihnen aber den Rücken zugewandt. Bis in die letzten Reihen ist “End” auf seinem Rücken lesen. Er sieht nachdenklich aus. (KS)
22:20 Uhr – SKELETAL FAMILY (GB)
Für die Kinder der 80er Jahre, die das Erwachen des Post-Punk, New Wave und Goth-Rock hautnah miterlebt haben, sind die nächsten Künstler und Headliner im Täubchenthal an diesem Abend alte Bekannte und untrennbar mit der Szene verbunden. Für alle anderen, die sich auch nur ein wenig in der musikalischen Ecke auskennen dürften Skeletal Family nicht weniger als eine Legende sein. Ihr Auftritt grenzt an immer noch an eine kleine Sensation, denn die Band hat sich in ihrer ursprünglichen Formation, also mit Sängerin und Herz der Family Anne-Marie Hurst erst kürzlich wiedergefunden. Aber natürlich wissen das alle Anwesenden, denn an der “Befüllung” des Clubs hat sich nach wie vor wenig geändert. Die Plätze vor der Bühne werden eifersüchtig gehütet, obwohl der eine oder andere sicherlich gern etwas von der kühlen Abendluft abbekommen hätte. Skeletal Family wirken wie die punkigere, death-rockigere und deutlich rotzigere Version von Siouxsie And The Banshees. Man würde zu viel sagen und der Band vielleicht auch Unrecht tun, würde man behaupten, hier hätte sich seit der “guten alten Zeit” viel verändert. Und so schwingt eine gehörige Portion Nostalgie im Batcave-Sound der Briten mit, die allesamt nicht mehr ganz die jüngsten sind, aber rein gar nicht von ihrer street credibility und Authentizität eingebüßt haben. Die Fans jedenfalls sind sehr begeistert und so wird das Täubchenthal mit scheppernden Gitarren im Minimal-Sound in die Nacht getragen. (KS)
Westbad
Das Westbad ist eine der neue Locations, die die Besucher auf ihrem WGT Plan finden können. Die in Leipzig Lindenau gelegene Konzerthalle, in der ich als Kind noch zu Schulschwimmen war, soll vor allem den Wegfall des Kohlrabizirkus in diesem Jahr kompensieren, schaut man sich zumindest die Größe der Acts an, die die Veranstalter dort platziert haben. Betrachtet man jedoch das Fassungsvermögen des Westbads im direkten Vergleich, kann einem bei den bevorstehenden Ereignissen schon leicht mulmig werden. (KS)
17:50 Uhr – SULPHER (GB)
Die Briten um Rob Holliday machen das Auftaktkonzert am ersten WGT-Tag im Westbad und es wird schon deutlich, dass da vorne auf der Bühne kein unbeschriebenes Blatt steht: Es ist schon ziemlich was los. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn so hat der Künstler, bevor er Sulpher als eigenes Projekt startete, mit vielen großen Namen zusammengearbeitet: The Mission, Gary Numan, Marilyn Manson, The Prodigy, um nur einige zu nennen. Auch Sulpher selbst gibt es schon eine Weile, obgleich sich die Band nicht gerade durch überbordende Studio-Produktivität ausgezeichnet hätte. Das ändert sich nun im August: das erscheint nun endlich das neue Album No One Will Ever Know – die zweite Langrille ihrer Karriere. Sulpher legen mit leichter Verspätung los, das dann aber so richtig. Dreckiger, sehr gitarrenlastiger Industrial Metal, der an Ministry und Marilyn Manson zu ihren besten Mechanical Animals-Zeiten erinnert. Das kommt zumindest in den ersten fünf Reihen unter den Zuschauern bestens an, danach scheint die Begeisterung etwas abzuebben, obwohl Rob Holliday mit seiner charismatischen Stimme wirklich eine glänzende Performance abliefert. (DS)
20:40 Uhr – [:SITD:]
In den mittlerweile 22 Jahren ihres Bestehens haben [:SITD:] so einige Fans gesammelt, von denen zahlreiche am diesjährigen WGT anwesend sind und Carsten Jacek, Tom Leszczenski und Frank D’Angelo live sehen wollen. Dies führt schon über eine Stunde vor der Stagetime zu einem Einlassstop im maßlos unterdimensionierten Westbad – die beachtliche Menschenschlange ist nämlich einige Häuserblocks lang. Diejenigen, die es hinein geschafft haben, dürfen eine atemberaubende Show genießen. Wie kaum eine andere Electroband schaffen [:SITD:] es, zwischen knallhartem, treibenden Bass und mitreißenden Melodien zu balancieren. In der Hälfte des Sets darf auch Tom ans Mikrofon und performt Companion vom Trauma: Ritual-Album. Auch hier wird, trotz der im Vergleich etwas sanfteren Stimme, von so manchem lauthals mitgesungen, während die anderen Zuschauer etwas verhalten schunkeln. Mit der Rückkehr des ungemein charismatischen Carsten, der keine körperliche Verrenkung scheut, um jede ausgestreckte Hand von der Bühne aus zu schütteln, geht wieder die gesamte Masse ab. Etwas mehr als eine Stunde dauert das Konzert – man sieht den verschwitzten und schnaufenden Gesichtern des Publikums jedoch an, dass es mindestens doppelt so lange hätte sein können. Die nächste Gelegenheit, die Jungs live zu sehen, ist übrigens beim diesjährigen Amphi-Festival. (JB)
Foto / Autor: Danny Sotzny (DS), Dietmar Grabs (DG), Joanna Babicka (JB), Katja Spanier (KS), Michael Gamon (MG), Sven Bähr (SB), Thomas Papenbreer (TP)
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