

Ein Abend zwischen Melancholie und Wärme
15. Oktober 2025 – Er wartet, bis es Nacht wird, dann betritt er … die Bühne, die de facto den Altarraum der leicht vernebelten Kulturkirche darstellt. Es ist 21 Uhr, doch schon frühzeitig hatte sich die Betterov-Gemeinde in diesem prächtigen Bau eingefunden, um so manches Klangerlebnis zu feiern. Punkt 20 Uhr weicht das muntere, tuschelnde Geraune das erste Mal der stillen Aufmerksamkeit, denn Paul Blume sorgt als Support für erste Klangbilder, gemalt mit MacBook, Keyboard und Bass. Und damit nichts davon ablenkt, ist die Bühne nur leicht von hinten beleuchtet – den Künstler selbst erkennt man nur schemenhaft. Das bleibt auch so, als er nach 20 Minuten ans Mikro tritt und die tranceartigen Sounds erstmals durch Gesang ergänzt werden, bevor es abrupt still wird und der Auftritt unter ordentlichem Applaus endet.
Es folgt eine Umbaupause, in der allerdings nur wenig umgebaut werden muss. Dafür kann sich das Publikum noch einmal sammeln und auf das bevorstehende musikalische Kontrastprogramm einstellen.
Dieses beginnt gegen 21 Uhr mit einem kleinen Intro, bevor Betterov gemeinsam mit Paul Blume am Kontrabass und Conni Nicklaus an Saxophon und Klarinette das reguläre Set mit „Alles nur ein Film“ eröffnet. Die intime Tour mit dem einen oder anderen Locationschätzchen – wie hier in Köln – bietet den Eröffnungsrahmen für das neue Album „Große Kunst“, das Anfang November erscheinen wird. Nach dem ersten Blick darauf mit „Du hast in mein Herz gemalt“, folgt mit „Nacht“ aber zunächst noch ein Track von Betterovs erster EP „Viertel vor Irgendwas“, die heute auch als Vinyl zum Verkauf steht.
5 Liter Bier und eine bewegende Geschichte
Als Nächstes geht es ins neue Album, thematisch mit dem Songduo über die Flucht seines Vaters in den Westen im Juli 1989 aber zurück in die Vergangenheit, wovon er mit bewegenden Worten erzählt. So lernen wir neben den Infos aus den Songtexten auch, dass 800 Ostmark seinerzeit gegen ca. 58 Euro eingewechselt werden konnten und sein Vater davon eine Jeans und ein fünf Liter Fass Veltins kaufte. Schlussendlich durften seine Mutter und Schwester übrigens nach diversen Verhören und Drangsalierungen am 8.11.89 endlich ausreisen – genau einen Tag vor der Maueröffnung.
Immer wieder gibt es heute weitere interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichten seiner Songs, die oft auf eher alltäglichen Situationen basieren. Doch neben diesen Anekdoten ist es natürlich besonders spannend zu beobachten, wie die Songs in dieser reduzierten Akustik-Version funktionieren. Wirkt ein dynamischer Song wie „In meinem Zimmer spielen sich Dramen ab“, den ich seit Veröffentlichung Ende April zig Mal gehört und damit verinnerlicht habe, noch recht sperrig, spielt „18. Juli 1989“ exemplarisch jetzt seine ganze Stärke aus. Denn dieser Track überstrahlt am Klavier sogar noch seinen Geschwistersong. In dieser Form, mit dem hart angeschlagenen Klavier, wirkt er enorm dramatisch und bewegend.
Zu den amüsanten Anekdoten gehört unter anderem auch, dass Betterov nach dem Aufnehmen von „Dussmann“ feststellte, dass es eigentlich gar keine vierte Etage im besungenen Dussmann gibt. Später spielte er dort eine Concert-Session, sprach mit dem Geschäftsführers und lernte: Doch, die gibt es sehr wohl, dort befindet sich allerdings lediglich dessen Büro.
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Sympathie und Dankbarkeit
Nach eben jenem Hit beendet „Schlaf gut“ das heutige Mainset. Doch der langanhaltende Applaus bewegt Betterov, nun tatsächlich Solo Am Klavier, zu zwei weiteren Klassikern als Zugabe. Los geht es mit „Irrenanstalt“, dem er eine herzliche Dankesrede an alle Anwesenden folgen lässt – dafür, dass sie gekommen sind, seiner Kunst ihr Ohr schenken und sich so sehr auf seine Musik einlassen. „Platz am Fenster“ beendet schließlich ein bewegend-persönliches Konzert, das die Vorfreude auf „Große Kunst“ weiter gesteigert hat. Denn das war es wirklich – Große Kunst!
Doch das war es dann noch nicht ganz für diesen Abend, denn nur wenige Augenblicke, nachdem der letzte Ton gegen 22:25 Uhr verhallt ist, steht der sympathische Künstler bereits am Merchstand, plaudert, signiert und nimmt sich Zeit für Gespräche.
Alles in allen ein Abend, der durch Nähe und Reinheit, durch kleine Gesten und große Kunst in Erinnerung bleibt.
Setlist BETTEROV @ Köln, Kulturkirche (15.10.2025):
- Intro
- Du hast in mein Herz gemalt
- Nacht
- 17. Juli 1989
- 18. Juli 1989
- Hier wach ich
- Papa fuhr immer einen großen LKW
- In meinem Zimmer spielen sich Dramen ab
- Mücken-Song
- Mein Leben ist monoton
- Angst
- Viertel vor Irgendwas
- Dussmann
- Schlaf gut
- Irrenanstalt (Z)
- Platz am Fenster (Z)
Im März 2026 gibt es übrigens dann die große Fortsetzung mit der Große Kunst Hallen-Tour, dann in einem ganz anderen Rahmen.
Termine BETTEROV Große Kunst Hallen-Tour 2025:
04.03.2026 Dresden, Club Tante JU
05.03.2026 Wien, WUK Halle
06.03.2026 Linz, Posthof
07.03.2026 München, Muffathalle
09.03.2026 Stuttgart, Im Wizemann (Club)
10.03.2026 Freiburg, Jazzhaus
12.03.2026 Bern, Gaskessel
13.03.2026 Zürich, Plaza
14.03.2026 Dornbirn, Conrad Sohm
16.03.2026 Nürnberg, Z-Bau Saal
18.03.2026 Köln, Carlswerk Victoria
20.03.2026 Dortmund, Junkyard
21.03.2026 Osnabrück, Botschaft Osnabrück
22.03.2026 Bremen, Kulturzentrum Schlachthof
23.03.2026 Hannover, Pavillon
24.03.2026 Jena, Kassablanca
26.03.2026 Leipzig, Felsenkeller
27.03.2026 Magdeburg, Factory
28.03.2026 Hamburg, Docks
29.03.2026 Berlin, Huxleys Neue Welt
Weblinks BETTEROV
Webseite: https://www.betterov.de/
Facebook: @BetterovOfficial
Instagram: https://www.instagram.com/betterovmusik
TikTok: https://www.tiktok.com/@betterovmusik
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