STORM – Join The Storm

STORM - Join The Storm STORM - Join The Storm
Storm, © Elisabeth Jakobsen
Lesedauer: 7 Minuten
Unsere Wertung
STORM - Join The Storm9 / 10

Ein Sturm erhebt sich. Nicht vom Horizont, sondern direkt aus den Boxen – jung, ungestüm und voller elektrischer Aufladung. „Join the Storm“ ist kein schüchternes Debüt, sondern ein Donnerschlag: Leo Davadi Sundli, besser bekannt als STORM, ist gerade einmal 16 Jahre alt und klingt doch, als hätte er schon längst die größten Bühnen im Griff. Vier Jahre voller Ideen, Skizzen und Visionen stecken in diesem Erstlingswerk – ein kreativer Aufbruch, der jetzt in geballter Form entfesselt wird. Zwischen Pop-Punk, Metalcore, elektronischen Ausbrüchen und Melodien, die sich wie Blitze ins Gedächtnis brennen, entfaltet sich ein Album, das nach Befreiung schreit.

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Diese Songs wollen mehr, als nur laut sein. Sie rufen dazu auf, sich nicht beugen zu lassen – weder von Regeln noch von Rollenbildern. Sie laden ein, die eigenen Abgründe wie auch die eigenen Träume anzunehmen, Unterschiede zu feiern und im turbulenten Chaos ein Zuhause zu finden. „Join the Storm“ ist damit nicht nur ein Titel, sondern ein Versprechen: Wer sich STORM anschließt, betritt eine Welt, in der das eigene Ich frei atmen darf.

STORM - Join The Storm
Storm, © Elisabeth Jakobsen

Ein elektronisches Flirren eröffnet die Platte – kühl und futuristisch. Darüber legt sich eine einladende KI-Stimme, „Thank you for joining the storm … something bigger, something more.“ Ihre Worte wirken wie ein Schlüssel in eine neue Welt. Unterlegt ist alles von einem Beat, der wie ein Herzschlag pulsiert – gleichmäßig, stetig, lebendig.

Noch ist es nur ein Vorspiel, doch die Spannung steigt mit jeder mantraartigen Wiederholung von „Join the Storm!“ –Auffällig: Hier erscheint Technologie nicht als Bedrohung, sondern als Brücke – sie öffnet einen Raum, in dem jeder willkommen ist, ganz gleich, woher er kommt. Am Ende bleibt der Satz hängen, der alles rahmt: „Remember, everything happens for a reason.“

Mit „Moonlight“ setzt STORM gekonnt ein Ausrufezeichen. Ein Track, der stilistische Grenzen charmant überwindet: EDM- und House-Elemente treffen auf druckvolle Gitarren, präzises Drumming und feine verspielte Melodien, die sich harmonisch in den massiven Sound einfügen und ihm eine überraschende Leichtigkeit verleihen. Dieser Mix macht „Moonlight“ zum bockstarken Auftakt, der die Richtung vorgibt: Hier verschmelzen Welten, hier wird nicht getrennt, sondern umarmt!

Textlich geht es um den Ausbruch aus der Wirklichkeit und die Sehnsucht nach einem Ort jenseits der Fesseln der Realität. „You wanna join me tonight? For the last time in the moonlight…“ – ein Angebot, die Schatten hinter sich zu lassen und Trost zwischen den Sternen zu finden. Die Gesellschaft erscheint als kaltes System, das täuscht und nimmt, während das Ich im Song nach Freiheit sucht: Narben verbergen, Chaos abschütteln, ein anderes Leben erträumen. Begleitet von der wiederholten Zeile „Join the Storm“ und der KI-Stimme, die sich bedankt, greift „Moonlight“ die Fäden des Intros auf und spinnt sie weiter – ein erster Beleg dafür, dass STORM mehr erschaffen will als nur Songs: ein eigenes Universum.

Wir sind bei dem persönlichem Favoriten des norwegischen Künstlers angekommen: „Alien Perspective“ verbindet druckvolle Core-Energie mit urbanem Groove und raschen Breakbeats. Der Song startet fast beiläufig: ein gesprochenes Intro, begleitet von Fingerschnipsen im Takt. Doch schnell öffnet sich das Klangbild, wenn verzerrte Gitarren und elektronische Schichten ineinandergreifen und den Song antreiben. Der Song das Gefühl der Fremdheit – den Blick auf eine Welt, die man zwar sieht, aber zu der keine echte Verbindung entsteht. „Coming from that alien perspective, I see the world but somehow we’re never connected“ – eine Refrainzeile, die zum Leitmotiv wird. STORM konfrontiert Oberflächlichkeit, Regeln und Zwänge mit radikaler Selbstbestimmung: Raketen starten, alles hinter sich lassen, niemandem vertrauen außer sich selbst. So entsteht ein Stück, das nicht nur musikalisch Grenzen verwirbelt, sondern auch inhaltlich klarstellt: Anders zu sein ist  kein Makel, sondern eine Quelle von Stärke.

STORM - Alien Perspective (Official Audio)

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Mit „Walking Dead“ liefert STORM ein Manifest der Rebellion. Schon die ersten Zeilen wirken wie ein Faustschlag: „Want me crucified / Nowhere I can hide / They’re eating me alive / Like a parasite“. Was als spontane Idee auf dem Heimweg von der Schule begann, entlädt sich hier als brettharter Track, der sofort den Drang weckt, jemanden in den Moshpit zu schubsen – und genau da stellt sich die Frage: Wo bleibt eigentlich die Ankündigung für Live-Konzerte in Deutschland?

Musikalisch kracht der Song zwischen brachialen Riffs, druckvollem Drumming und einem Refrain, der sich sofort ins Ohr fräst: „You think I will be like you? / I’ll never fight for you / never die for you“. Immer wieder bäumen sich Song und Stimme auf, klingen bedrohlich – und endgeil. Der Breakdown „They pushed me to the limit / now I’m killing one by one“ wird von der KI-Stimme wie ein unheilvolles Echo verstärkt und treibt den Song an den Rand des Wahnsinns. Danach öffnet sich der Klangraum: Ein Gitarrensolo sorgt für einen Moment der Ruhe im Chaos, bevor sich alles erneut auftürmt.

Inhaltlich ist „Walking Dead“ ein Befreiungsschlag gegen eine Gesellschaft, die Konformität erzwingt und Nonkonformisten wie Zombies erscheinen lässt. STORM selbst sagt: Er war nie der Mitläufer, der Fußball spielte, er war der Junge mit dunklem Eyeliner und bunten Haaren – und damit Ziel für Spott. Dieser Song verwandelt all das in Kraft: „I dress in ways that don’t conform, my thoughts diverge against the norm.“ „Walking Dead“ wird so zum Aufruf, niemals zu verstummen und die eigene Einzigartigkeit strahlen zu lassen.

STORM - Walking Dead (Official Audio)

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Schon bei den ersten Klängen lässt „Suffocating“ die musikalischen Muckis spielen. Hymnisch und kompromisslos strömt „Suffocate“ in die Beine und zwingt zum Mitnicken. Der Gitarrensound – massiv und schneidend – trägt den Track, während elektronische Vibes ihn mit moderner Energie aufladen. Mit Unterstützung von Fixation türmt sich der Track auf, bricht in einen Scream aus und schlägt im Refrain mit voller Breitseite ein.

Textlich lodert hier rohe Wut gegen Unterdrückung. „I’m a demon and it’s time for you to run“ – die Selbstinszenierung als Dämon ist keine Kapitulation, sondern ein Akt der Befreiung. Wer sich nicht anpasst, wer Normen bricht, wird schnell zum Außenseiter oder „Bösewicht“ abgestempelt. Doch anstatt daran zu zerbrechen, verwandelt STORM dieses Stigma in Stärke. „I’m suffocating“ – das Gefühl, gefangen zu sein, und gleichzeitig die Entschlossenheit, niemals aufzugeben. „Suffocate“ ist eine Single, die nicht im Schatten verharrt, sondern selbst zum Funken wird. Ein Stück voller Kraft, Aufbegehren und Energie – gemacht für die Bühne, um vollends auszubrechen.

STORM - Suffocating feat. @Fixationband (Official Music Video)

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Mit „Black Hole“ schlägt STORM eine leichtere Seite auf: fluffiger, gut gelaunter Pop-Punk, der für Abwechslung auf dem  Album sorgt. Der Song spielt mit dem Bild einer toxischen Anziehung, die wie ein schwarzes Loch wirkt – unausweichlich, zerstörerisch und doch faszinierend. „You still attract me like a black hole / Keep pulling me into the unknown“ bringt diese Spannung auf den Punkt. Musikalisch dominieren treibende Rhythmen und eine melodische Eingängigkeit. Der Refrain hat Mitsing-Potenzial, der La-la-la-Part im Bridge-Teil unterstreicht die poppige Note. Doch im Vergleich zu den anderen Stücken bleibt „Black Hole“ etwas leichter, fast unbeschwert – eine Verschnaufpause im Sturm, ohne als Highlight Eindruck zu hinterlassen.

Statt nach flüchtigem Ruhm zu greifen, setzt STORM in „Fame“ auf Leidenschaft – und macht daraus ein klares Statement gegen leeren Glamour. „I’m not looking for fame / Not looking for people to scream my name“ – Zeilen, die sich gegen Oberflächlichkeit stellen und für Echtheit plädieren. Musikalisch mischt sich hier Synthrock mit tanzbaren Beats, die sofort ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Zwischen funkelnden Synths, groovenden Rhythmen und eingängigen Hooklines entfaltet der Song eine Leichtigkeit, die sofort im Kopf bleibt. Und doch transportiert er eine bemerkenswerte Botschaft: ein 16-Jähriger, der den Druck nach Ruhm nicht glorifiziert, sondern hinterfragt. Am Ende setzt die KI-Stimme mit einem augenzwinkernden „Say Cheese“ den Schlusspunkt – als kleine Spitze gegen die falschen Fassaden und Scheinwelten, die im Text thematisiert werden.

STORM - Join The Storm
Storm, © Elisabeth Jakobsen

Nun wird es richtig persönlich, denn it „Running from my Heart“ zeigt STORM seine verletzlichste Seite. Statt Wut und Aufbegehren stehen hier Selbstzweifel, Sehnsucht und ein fast schmerzhaftes Ringen mit sich selbst im Mittelpunkt. Seine Stimme wirkt weich und nahbar, geradezu entwaffnend ehrlich – und genau darin entfaltet der Song seine Kraft. „I’m so sick and tired of running from my heart“ – dieser Satz zieht sich wie eine Beichte durch den Song. Es ist das Eingeständnis, immer wieder vor den eigenen Gefühlen davonzulaufen, nur um sich im Dunkeln wiederzufinden. Die Metapher vom Feuer, das nicht zu löschen ist, lässt erahnen, wie sehr alte Wunden nachwirken. Musikalisch bleibt der Track bewusst zurückgenommen und sanft fließend, baut sich gegen Ende wohlbedacht auf, ohne ins Bombastische zu kippen. Gerade diese Zurückhaltung macht den Song so intensiv – er berührt, ohne überbordend zu wirken.

Wie durchdacht die Tracks auf dem Album angeordnet sind, zeigt sich im Finale: Nach dem zarten „Running from my Heart“ folgt mit „Fever Dreams“ die komplette Breitseite. Fast fünf Minuten pure Raserei, ein fiebriger Strudel aus Metalcore, Pop-Rock, EDM und Rap. Wut, Verzweiflung und Eskalation verschmelzen zu einem Klanggewitter, das die Platte mit voller Härte beschließt. Zusammen mit Snak The Ripper entlädt STORM hier alles. Beide shouten, als wollten sie den Teufel aus ihrem Innersten herausbrüllen. Ein treibender Sprechgesang unterbricht kurz den Wirbelsturm, ehe alles erneut losbricht. Heftig und schwer liegt der Gitarrensound über dem Stück, während Snak mit rotzigem Rap und einem dreckigen Lachen eine weitere Facette ins Spiel bringt. Drumgewitter, melodischer Zwischenpart, ein kurzer EDM-Moment, der alles auf den Kopf stellt – um danach noch härter zurückzuschlagen. „Fever Dreams“ ist ein loderndes Ungetüm, das sich ständig windet und neu entfaltet. Wer sich abreagieren möchte, wird hier fündig. Einzig ein letzter Kommentar der KI hätte den roten Faden des Albums zum Schluss perfekt geschlossen – etwa ein zufriedenes „Reason complete“, als Echo auf das Intro mit den Worten „Everything happens for a reason“. So bleibt ein heftiges, fieberndes Finale – und ein fantastisches Album, das mit einem Knall endet.

Resümee

„Join the Storm“ ist ein Debüt, das sich mutig zwischen den Genres bewegt und dabei eine eigene Handschrift formt. Man hört die Einflüsse von STORMs Favoriten wie Bring Me the Horizon, Yungblud oder Falling in Reverse durchaus heraus – und genau das erleichtert neuen Hörern den Zugang zu seiner Welt. Doch hinter diesen Anklängen steckt keine Nachahmung, sondern ein 16-Jähriger, der seine Vision kompromisslos auf den Punkt bringt und aus Ideen, Wut, Sehnsucht und Energie ein kraftvolles Gesamtwerk schmiedet.

Was der junge Norweger hier abliefert, ist schlicht beeindruckend. „Join the Storm“ kracht, fließt, tobt und berührt – ein Album, das die Faust in die Luft reißt und gleichzeitig mitten ins Herz trifft. Doch es ist mehr als nur rohe Energie: eine Explosion, die Funken schlägt, ein Wirbel aus Wut, Sehnsucht und Hoffnung, der am Ende nicht niederreißt, sondern aufrichtet.

STORM reißt mit diesem Werk die Tür zu seiner Welt auf – ungestüm, leidenschaftlich und von leuchtender Strahlkraft. Es macht Lust auf mehr und beweist, dass dieser Künstler gekommen ist, um zu bleiben. Also nochmal: Wo bleibt doch gleich die Tourankündigung? 😉

„Join the Storm“ erscheint am 22.08.2025 bei Indie Recordings – und dürfte für reichlich Wirbel sorgen!

Tracklist STORM – „Join the Storm“:
  1. Join the Storm
  2. Moonlight
  3. Alien Perspective
  4. Walking Dead
  5. Asphyxiate
  6. Suffocating (feat. Fixation)
  7. Black Hole
  8. Fame
  9. Running from My Heart
  10. Fever Dreams (feat. Snak The Ripper)
Weblinks STORM:

Instagram: join.the.storm
Youtube: @jointhestormband
Facebook: jointhestorm
TikTok: @join.the.storm

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