
Der Sommer schlug mit voller Wucht zurück – die Temperaturen in der Turbinenhalle glichen einem brodelnden Kessel. Für ihr einziges Hallenkonzert der laufenden Sommertour verschlug es die Franzosen am 12. August nach Oberhausen. Restlos ausverkauft, bis auf den letzten Platz gefüllt, drängten sich die Fans Schulter an Schulter – und die Frage lag in der Luft: Konnte unter diesen Bedingungen überhaupt eine Stimmung aufkochen, die alles überstrahlt? Oder würde die drückende Hitze jede Euphorie im Keim ersticken?
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Bereits 30 Minuten vor dem angekündigten Konzertbeginn eröffneten Car Bomb den hitzigen Abend – und machten sofort klar, dass hier keine Kompromisse zu erwarten waren. Die Band aus Long Island, New York, gilt als eine der radikalsten Vertreter des experimentellen Metal- und Mathcore-Genres. Technisch komplex, rhythmisch unberechenbar, oft dissonant und ohne Rücksicht auf Eingängigkeit – wer Melodien sucht, muss hier genau hinhören. Bereits 2009 tourten sie schonmal gemeinsam mit Gojira – ein frühes Bindeglied in ihrer Live-Historie.
Frontmann Michael Dafferner setzte auf einen optischen Farbtupfer – seine pinkfarbenen Turnschuhe stachen auf der spärlich ausgeleuchteten Bühne deutlich hervor. Gesanglich wechselte er zwischen aggressiven Screams, heftigen Growls und Klargesang, der stellenweise an Chino Moreno von den Deftones erinnerte. Das klangliche Ergebnis: heftig, brutal, kompromisslos. Mit den Worten „Thank you for being here. We’re Car Bomb.“, richtete er sich kurz ans Publikum – das an diesem schwülen Sommerabend seine Kräfte sichtlich einteilen musste und eher verhalten reagierte.
Auch die Band selbst verharrte überwiegend auf ihren Positionen, was der Intensität des Sounds jedoch keinen Abbruch tat. Beim Closer „Dissect Yourself“ gelang es dann doch, Köpfe im Takt wippen zu sehen – allen voran ein Heavy-Headbanger, der den Auftritt der US-Amerikaner besonders feierte. Nach rund 30 Minuten war der erste Schlagabtausch des Abends beendet – und die Turbinenhalle hatte einen Vorgeschmack auf die komplexe Gewalt von Car Bomb bekommen.
Setlist CAR BOMB – Oberhausen, Turbinenhalle (12.08.2025):
- Blindsides
- From The Dust Of This Planet
- Scattered Sprites
- Nonagon
- Paroxysm
- Lights Out
- Dissect Yourself
- Secrets Within
Weblinks CAR BOMB:
Webseite: www.carbombcult.com/
Facebook: @CarBomb
Instagram: @carbombofficial
Bandcamp: Bandcamp
YouTube: CAR BOMB Youtube Channel
Nach dem technisch-wuchtigen Mathcore-Angriff von Car Bomb folgte mit Neckbreakker ein Kontrast, der sofort spürbar wurde. Die Hitze im Raum hatte längst Sauna-Niveau erreicht, aber die Dänen ignorierten jede physikalische Grenze. Statt sich zurückzuhalten, setzten sie auf kompromisslosen Groove, messerscharfe Riffs und eine Bühnenpräsenz, die das Publikum unweigerlich näher an den Bühnenrand zog.
Frisch aus Silkeborg, Dänemark, formierte sich Neckbreakker 2020 unter dem Namen Nakkeknaekker, seit 2024 treten sie unter heutigem Banner auf. Mit ihrem Debütalbum „Within the Viscera“ (Dezember 2024) und einem frischen Deal bei Nuclear Blast gelten sie als heißestes neues Death-Metal-Versprechen Europas. Ihr Sound verbindet klassischen Death Metal mit moderner Hardcore-Beißkraft – wirbelnde Leads, zerschmetternde Breakdowns, präzise Drum-Attacken und Vocals, die Köpfe in den Nacken reißen.
Dynamisch enterte das junge Quartett die Bühne – angeführt von Frontmann Christoffer Kofoed. „What’s up, Oberhausen? We’re Neckbreakker from Denmark and we are here to destroy! This song is called ‘Face-Splitting Madness’!“ Auf das erste saftige „Blegh“ setzte bei den Jungs kollektiv ein gnadenloses Headbanging ein. Die Menge fackelte nicht lange: Pits öffneten sich, Körper kollidierten – der Puls in der Halle stieg in Sekundenschnelle an.
Doch Christoffer wollte mehr. „Circle pit! Ciiircle pit!“ brüllte er ins Mikro – und die Crowd gehorchte, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Wenige Minuten später forderte er: „Oberhausen, jump! Everybody get the fuck up!“ Die Reaktion? Ein kollektives Ausrasten, das die Halle zum Kochen brachte. Neckbreakker gaben an diesem Abend schlicht alles – und die flirrende Hitze, die längst wie eine Wand im Raum stand, schien für die Dänen nicht zu existieren. Mit ungebremster Spielfreude und einem Sound, der direkt in die Magengrube fuhr, rissen sie alles und jeden mit.
Von Beginn an ließen Neckbreakker keine Gnade walten. Bei „Putrefied Body Fluid“ ließ Fronter Christoffer nach einem krachenden „Boom, boom, boom!“ und einem Kick in die Luft endlich die Jacke fliegen – höchste Zeit bei diesen Temperaturen! Mit einem breiten Grinsen und den Worten „Thank you so fucking much for showing up. Do you know this song?“ leitete er das bockschnelle „Horizon Of Spikes“ ein, dessen irrwitzige Geschwindigkeit fast schon beim Zuhören Schwindel erzeugte.
„It’s quite hot, right? Are you guys hot? Of course, you are!“ – und schon donnerte „Unholy Inquisition“ los, begleitet von der unmissverständlichen Ansage: „Split this room. Split this whole fucking room! Eins, zwei, drei, vier!“ Augenblicke später krachte die Menge im Pit aufeinander, während tonnenschwere Riffs durch die Halle rollten. Zu „Shackled To A Corpse“ hieß es dann nur noch: „Get off here, move your fucking heads!“ – pure Nackenmuskulaturarbeit für die gesamte Turbinenhalle.
Mit „Silo“ setzten Neckbreakker nach 45 schweißtreibenden Minuten den Schlusspunkt – ein letzter, druckvoller Schlag ins Gesicht, bevor unter tosendem Jubel Gitarrenpicks in die Menge flogen und Herzgesten ans Publikum gingen. An diesem Abend hatten sie alles gegeben – und am Ende alles gewonnen.
Setlist NECKBREAKKER – Oberhausen, Turbinenhalle (12.08.2025):
- Face-Splitting Madness
- Putrefied Body Fluid
- Horizon Of Spikes
- Unholy Inquisition
- Nephilim
- Shackled To A Corpse
- Silo
Weblinks NECKBREAKKER:
Webseite: www.neckbreakker.com
Facebook: @Neckbreakker
Instagram: @neckbreakkerdeath
Bandcamp: Bandcamp
YouTube: NECKBREAKKER Youtube Channel
Die Wartezeit wurde dem Publikum an dem Abend übrigens mit einer feinen Auswahl an Musik – unter anderem Deftones und Alice in Chains – angenehm verkürzt. Doch schon bald hallten die ersten „Gojira, Gojira“-Rufe durch die Turbinenhalle. Die Bühne selbst wirkte sehr clean: einzig die Mikroständer, Teppiche und vor allem das mächtige Drumkit von Mario Duplantier, thronend auf einem zweistufigen Podest, das die gesamte Breite der Fläche ausnutzte, dominierten das Bild. Als sich um 21:30 Uhr schließlich das Intro erhob, wandelte sich die Stimmung schlagartig: Auf der gigantischen LED-Wand sowie den Stufen des Bühnenpodests entfaltete sich eine visuelle Reise – von der Geburt über den Lebensweg bis hin zum Erwachsenwerden.
Dann plötzlich – Dunkelheit, ein kollektiver Aufschrei, bis schließlich ein gleißendes Leuchten den ganzen Raum erfüllte. Mitten in der Hitzehölle von Oberhausen betraten Gojira die Bühne, und binnen Sekunden war klar, warum die Franzosen längst zu den Giganten des Metal gehören. Schon die ersten Töne ließen die Wände der Turbinenhalle vibrieren. Was folgte, war kein Konzert im klassischen Sinne, sondern ein Soundgewitter, das in pure Ekstase mündete.
Mit „Only Pain“ preschten sie nach vorne und entluden die aufgestaute Spannung. Über die komplette Bühne schossen gewaltige Nebelsäulen empor, während Joe Duplantier einen Schwall Wasser ausspie und er voller Wucht seine Lyrics darbot. Mario, mit nacktem Oberkörper und kurzer Sporthose, bearbeitete sein monströses Drumset mit chirurgischer Präzision – eine pure Machtdemonstration gleich zu Beginn.
Zu „The Axe“ drückte die Masse geschlossen nach vorn, die Halle verwandelte sich in ein einziges, hüpfendes Beben. Auf der Leinwand und den Stufen erschienen Live-Bilder, die die rohe Energie noch einmal verstärkten. Der Song selbst – getragen von gnadenlos groovenden Riffs, stampfender Wucht und einem Refrain, der wie ein kollektiver Befreiungsschrei wirkte – entfaltete live eine noch größere Schwere. Wie schon bei Neckbreakker wechselten die Musiker munter ihre Positionen, während Joe sich auch gerne oben neben seinem Bruder Mario platzierte. Der Mob tobte unerbittlich und ließ sich von dieser entfesselten Dynamik vollständig mitreißen.
„Oberhausen, how are you doing today?“ begrüßte Joe seine Fans, bevor mit „Backbone“ einer der wuchtigsten Klassiker aus dem Gojira-Kosmos losbrach. In tiefrotes Licht getaucht, rollte ein Riff-Monster über die Turbinenhalle, das sich mit unnachgiebigem Groove und dieser typischen Gojira-Präzision ins Mark fraß. Jeder Schlag, jeder Slide auf den Gitarren saß wie ein Betonklotz – purer Druck, der live fast körperlich spürbar war. In der Menge ging es entsprechend bretthart zur Sache. Und mittendrin stieg plötzlich ein einsamer Turnschuh empor – getragen von der Woge der Menge, taumelnd wie ein Relikt aus einer anderen Dimension. Doch anstatt im Chaos zu verschwinden, fand er tatsächlich zurück zu seinem Eigentümer – ein kleiner Triumph im Mahlstrom aus Schweiß, Wucht und Ekstase.
Als das weltbekannte Riff von „Stranded“ die Halle durchzuckte, brach endgültig der Wahnsinn los – hunderte Körper prallten unaufhaltsam aufeinander, während die Hitze noch weiter anstieg. Mitten im tosenden Getümmel reckte sich eine Frankreich-Fahne in die Höhe, ein stolzes Symbol für die Heimat der Band, das von der Menge gefeiert wurde. Der Song selbst ist ein wuchtiger Hybrid aus Groove und bedrohlicher Dichte, getrieben von dieser unerbittlich stampfenden Gitarrenfigur, die wie ein Presslufthammer arbeitet. Im Refrain brüllten Fans im Chor die prägnante Zeile „Stranded in the ground…“ mit – ein Moment kollektiver Ekstase, bei dem Gojira und Publikum zu einer einzigen, pulsierenden Einheit verschmolzen.
Wahnsinns-Jubel brach aus. Doch die anstrengenden Bedingungen forderten leider auch ihren Tribut: Ein Fan musste bewusstlos von den Securities aus der Menge getragen werden. Auch im Nachhinein waren die Sanitäter noch eine Weile beschäftigt, um den verausgabten Besucher wieder auf die Beine zu bringen. Christian Andreu reagierte sofort und warf sein Wasser in die Menge, woraufhin auch die Securities Tetrapacks unter den Fans verteilten.
Mit „Flying Whales“ verwandelte sich die Turbinenhalle in einen tosenden Ozean, in dem jede Bewegung wie eine Welle die nächste anstieß. Kaum erklangen die ikonischen, träumerisch-schwebenden Gitarren im Intro, brandete eine Welle der Vorfreude durch die Crowd, ehe der Song in seine monumentalen Riffs explodierte. Etliche Crowdsurfer schwebten über die Köpfe hinweg, während sich mittig ein riesiger Pit auftat. Die Musiker selbst nutzten die Stufen wie Sprungbretter, feuerten das Publikum von allen Seiten an und machten die Performance zu einem Wirbelsturm aus Energie und Wucht. Als die Menge geschlossen die Worte „Rising! Rising! A wave of whales is passing by“ hinausschrie, bebte die Halle wie ein einziger, lebendiger Organismus.
Zu „The Cell“ peitschten auf den Leinwänden Blitze durch die Dunkelheit, während auf der Bühne gnadenloses Gitarrenfeuerwerk und ein brutales Drumgewitter aufeinandertrafen. Zwischen aufsteigenden Nebelsäulen schien alles in einem kontrollierten Chaos zu versinken – ein musikalischer Sturm, der gleichzeitig präzise und völlig entfesselt wirkte. Der Sound hämmerte wie eine stählerne Lawine in die Menge, ließ Körper erzittern und Köpfe im Takt wirbeln. „We like it hot. This is a fucking experience. Are you with us?“ schrie Joe ins Mikro, und Oberhausen antwortete mit einem ohrenbetäubenden Aufschrei.
Während Mario kurz allein auf der Bühne zurückblieb, bewaffnete er sich – ganz in gewohnt lockerer Manier – mit ein paar Pappschildern. „Heilige Scheiße, ist das heiß!“ traf den Nagel auf den Kopf, während die Crowd zustimmend ächzte. Doch Marios Humor war ungebrochen: Mit einem Grinsen drehte er das Schild um – „Willst du noch mehr Doppelpedal?“ – und das Publikum tobte. Spätestens beim nächsten Schild, „Wie wär’s mit 5 Minuten nonstop?“, war der Deal besiegelt. „Macht mal Lärm!“ – und die Halle bebte. Mit „From The Sky“ folgte die Abmachung in ihrer wohl brachialsten Form: ein Song, der zwischen massiven Groove-Riffs, messerscharfen Leads und unnachgiebigen Blastbeats pendelt. Das Schlagzeuggewitter des Drummers hämmerte wie eine unaufhaltsame Maschine, während die Gitarrenwände über das Publikum rollten und alles unter sich begruben. Hymnisch und zerstörerisch zugleich entfaltete der Track seine volle Wucht, und Oberhausen ging wie bestellt steil.
Hinweis: Bei dieser Bilderstrecke handelt es sich um Handyaufnahmen aus der Menge heraus.
„It took us a long time to drop people that Germany like us. We thought Germany was lost, you know.“ – Joe sprach offen darüber, wie schwer es Gojira einst hatten, in Deutschland Fuß zu fassen. Promoter rieten ihnen, gar nicht erst weiterzumachen, niemand würde kommen, niemand wolle Gojira hier sehen. Doch das Quartett blieb unbeirrbar – und an diesem Abend zeigte sich, wie wichtig genau das war. Mit rührenden Worten setzte Joe fort: „Now I see friendly faces, a lot of smiles, despite the extreme heat. It warms our little French hearts to see your beautiful German faces. Everybody was coming. Raise your hand, if you’re German. We also have some French people here. It’s fanatastic. It’s a beautiful venue. It’s so good to be here tonight. I have a lack of words to express our gratitude for showing off tonight after work or what you fucking did today. Thank you for your support. Festivals are great, you know? But it’s nothing like a club show. Club shows are the fucking best! This is probably the only club tour we’re doing on this tour. And it feels good to remember.“ Dann widmete er das nächste Stück ganz dem Publikum: „This song goes up to you. It’s called ‘Another World’.“
Der Track tauchte die Turbinenhalle in eine andere Dimension ein. Schon das markante Riff – wuchtig und zugleich schwebend – trägt die typische Gojira-Handschrift: technische Präzision, die dennoch Raum für Größe und Melodie lässt. Inhaltlich zeichnet der Song eine düstere Vision unserer Gegenwart, gepaart mit dem sehnsüchtigen Wunsch nach einem Neubeginn. „I need a new world / This one’s nearly gone“ – diese Zeilen wurden von den Fans laut mitgesungen, als ob sich die kollektive Hoffnung auf Veränderung für einen Moment bündeln würde. Auf den Leinwänden entfaltete sich das begleitende Video im Comicstil: surreal, farbgewaltig, fast apokalyptisch. Bilder von zerfallenden Städten, kollabierenden Landschaften und einer Flucht in eine andere Welt spiegelten die Botschaft des Songs eindringlich wider. Zwischen Science-Fiction-Ästhetik und realer Mahnung lag eine Intensität, die den Raum fesselte. Die Mischung aus wummernder Schwere, hymnischer Weite und eindrucksvoller Visualität machte „Another World“ zu einem der emotionalen Höhepunkte des Abends – ein Moment, der nicht nur den Körper, sondern auch die Gedanken in Bewegung versetzte und die Seele berührte.
Fürsorglich schüttete Joe eine Ladung Wasser in die überhitzte Menge, bevor „Silvera“ losbrach – ein Song wie ein Vorschlaghammer, der mit rasiermesserscharfen Riffs und erbarmungslosen Grooves direkt ins Mark fuhr. Über der brodelnden Menschenmasse trugen unzählige Hände Crowdsurfer wie Wellenkämme empor, während Faust um Faust in die Höhe schoss. In solchen Momenten wirkt Gojiras Sound wie eine Urgewalt, die den Raum nicht nur erfüllt, sondern ihn vollständig in Besitz nimmt. Wie kann eine Band nur so unendlich fett klingen?!
„Next, we’re gonna do a cover of a very, very old song“, leitete Joe ein – und sprach von der Französischen Revolution, die in Frankreich begann, sich über Europa ausbreitete und die Herrschaft der Könige hinwegfegte. „Fuck kings! I mean, it’s romantic and everything, but it doesn’t work“, fügte er mit einem Grinsen hinzu. Was folgte, war „Mea Culpa (Ah! Ça ira!)“ – ein Stück, das Gojira längst über den Metal hinaus zu einem kulturellen Ereignis gemacht haben. Unvergessen bleibt ihr Auftritt bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 in Paris, wo sie diesen Song gemeinsam mit Opernsängerin Marina Viotti vor der historischen Conciergerie aufführten und damit weltweit für Aufsehen sorgten. Ein halbes Jahr später erhielten sie dafür sogar einen Grammy in der Kategorie „Beste Metal-Performance“ – ein Meilenstein nicht nur für Gojira, sondern für die gesamte Metal-Szene.
Und hier – mitten in der flirrenden Hitze der Turbinenhalle, entfaltete der Song eine völlig andere Wucht. Wo er in Paris als monumentaler Akt der Kulturgeschichte inszeniert war, brach er in Oberhausen wie ein Sturm los: roh, ungefiltert, unmittelbar. Die Menge griff die historischen Gesänge auf und verwandelte sie in eine raue, mitreißende Energie, die durch jeden Winkel des Raumes jagte.
Der Fronter klatschte beeindruckt für sein Publikum. „Are you ready to sing with us? It’s sing o’clock for you, guys. This fucking song is called ,The Chant‘. It’s about getting difficulties and problems in our lives but we do have the power and the solutions in us to solve the problems, my friends. Whatever it is. But convince yourself – you don’t have problems. Anyway, we have that power. We want to inspire you to overcome all your little problems. We’re bitching all the time, we have our problems on the road and stuff. This song is also a good reminder of to grow the fuck up! I’m gonna give you a note. Let’s see if you can sing and tune in with us. It’s gonna be fun!“
Als der Song einsetzte und die Menge ihre Stimmen erhob, zeigte sich Joe zufrieden: „Beautiful, keep it going.“ Vereint genossen Band und Fans diesen Moment, der plötzlich mehr war als nur Musik. In der Mitte der Halle setzten sich einige vergnügt auf den Boden und ruderten im Takt zu den getragenen Klängen – wie ein gemeinsames Floß, das durch die Wogen der Musik getragen wurde. Ringsum formten Fans Herzen mit den Händen, reckten Schilder in die Höhe und blickten in die Kamera. Ein Moment, in dem Musik und Gemeinschaft zu einem leuchtenden Augenblick verschmolzen.
Mit „Amazonia“ verließen Gojira für einen Moment ihre gewohnte metallische Urgewalt und öffneten eine neue Klangwelt. Getragen von archaischen Rhythmen und tiefem Didgeridoo-Brummen wirkte der Song fast schamanisch, als hätte er etwas Uraltes, Erdverbundenes an sich. Die Gitarren schichteten sich zu einem hypnotischen Mantra, während Mario die Tribal-Grooves energetisch nach vorn trieb. Die Menge ließ sich sofort davon anstecken: Überall wogen Arme synchron nach links und rechts. Ein Moment, der zugleich erdig und hypnotisch wirkte – ein musikalisches Ritual, das zum Statement für den Regenwald und gegen seine Zerstörung wurde.
Mit den letzten Klängen verließen Gojira ihre Spielstätte, während das Logo ihres Bandnamens auf der Leinwand erschien. Doch die Fans waren noch nicht bereit, die Jungs final zu entlassen. Pfiffe und Jubelrufe lockten sie kurzerhand wieder hervor. Joe fasste sich ans Herz und mit „L’Enfant Sauvage“ brach das nächste Donnerwetter los. Der Titeltrack ihres 2012er Albums ist ein wilder, kompromissloser Song über Freiheit, Instinkt und den Preis, ein Außenseiter zu sein – eine Hymne auf das ungezähmte Leben. Selbst die Securities begannen schon aus Spaß miteinander zu rangeln, während im Publikum ein einziger Hexenkessel tobte. Strobolicht peitschte durch die Nebelsäulen, Gitarren türmten sich zu einer Lawine auf – und Joe schrie sich die Seele aus dem Leib.
Nach den donnernden Klängen von „L’Enfant Sauvage“ trat Joe noch einmal ans Mikrofon und fasste sich ans Herz: „Do you want more? It went by real fast. I thought it was gonna be a fucking nightmare. To be honest it’s so hot in here. But you guys have made it ok. More than ok, you’ve made it fucking fabulous. Thank you so much!“ Mit „The Gift Of Guilt“ beschloss die Band ihr 90-minütiges Set – ein Song, der zwischen melancholischer Schwere und eruptiver Wut pendelt und wie kaum ein anderer die emotionale Tiefe von Gojira bündelt. Das bockschnelle Gitarrenspiel riss erneut Circle Pits und Crowdsurfer mit sich, während im Finale goldene Funkenfontänen in die Höhe schossen und die Halle in warmes Licht tauchten.
Joe nutzte den Moment, um sich bei Car Bomb und den „new friends from Neckbreakker“ zu bedanken. Danach ließ sich die Band gebührend feiern: „Dankefuckingschön. Hell, man, that’s amazing!“ Sämtliche Bandmember verteilten Drumsticks, Gitarrenpicks und verschwitzte Handtücher in die Menge. Doch die Rufe nach „Gojira!“ nahmen kein Ende. Schließlich stieg Mario selbst in den Graben, um sich persönlich bei den Fans zu bedanken – und ließ sich plötzlich noch in die Menge fallen, drehte eine Crowdsurfing-Runde und nahm sich danach geduldig Zeit für Selfies und Autogramme. Als aus den Boxen der Oldie „I Feel Good“ erklang, lagen sich selbst die Securities lachend in den Armen. Hier pulsierte nichts als Hochgefühl – und eines ist jetzt endgültig klar: Deutschland liebt Gojira!
Danke für diesen Abend, der die Turbinenhalle erschütterte, Herzen vereinte und sich wie ein unauslöschliches Beben in die Erinnerung brannte – Gojira haben bewiesen, dass sie in Deutschland endgültig unantastbar sind!
Setlist GOJIRA – Oberhausen, Turbinenhalle (12.08.2025):
- Only Pain
- The Axe
- Backbone
- Stranded
- Flying Whales
- The Cell
- From The Sky
- Another World
- Silvera
- Mea Culpa (Ah! Ça ira!) (Cover)
- The Chant
- Amazonia
- L’enfant Sauvage (Z)
- The Gift Of Guilt (Z)
Weblinks GOJIRA:
Webseite: www.gojira-music.com/
Facebook: @GojiraMusic
Instagram: @gojiraofficial
YouTube: GOJIRA Youtube Channel
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Es hat nicht Joe die Schilder hochgehalten, das war Mario.
Vielen Dank für deinen Hinweis, liebe Leni. 🙂 Das ist tatsächlich durcheinandergeraten. Die Änderung ist direkt erfolgt.