SHIP OF REBELS – Köln, Achterdeck (28.07.2023)

Fotos: SHIP OF REBELS - CHROM
Chrom, © Schwarzpixel - Carsten Zerbe
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Wetterbedingt sah man dem diesjährigen Ship of Rebels sah man zunächst mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Vorfreude auf das liebevoll gestaltete Open Air Boat Festival war immens. In diesem Jahr konnten die Veranstalter erneut Bands verschiedener Genres für das Line-up gewinnen. Als bekennende Supporter des Undergrounds setzt man hier stets auf ein ausgewogenes Programm aus bekannten Bands und heißen Tipps. So standen Chrom, Black Nail Cabaret, The Foreign Resort und Zoodrake parat, um uns einen fröhlichen Abend zu bescheren. Doch die Wetteraussichten verhießen nichts Gutes. Gängige Webseiten hielt man vorab im Blick. Man konnte sich allerdings aussuchen, ob man sich im Vorfeld lieber auf Dauerregen oder gar stundenlange Gewitter einstellen wollte. Nun stand final der große Eventtag bevor. Kalt war es glücklicherweise nicht. Geregnet hat es bereits immer wieder – gern auch in strömen, doch auf der Anfahrt war es schonmal trocken. Ein Parkplatz war flugs gefunden. Mit der Obhut eines Schirmes ging es also schnellen Schrittes in Richtung Achterdeck. Auf dem urigen Bootshaus am Kölner Ufer ging es scheinbar ganz entspannt zu. Alles war perfekt vorbereitet. Die Soundchecks sind bereits glatt über die Bühne gegangen, alle Kühlschränke waren gut bestückt, noch ein, zwei kurze Absprachen und man war ready to go. Der Einlass war für 16:00 Uhr angedacht. Ausgerechnet jetzt brauten sich dunkelgraue Wolken über einem zusammen und Wind zog auf. Wie sollte es auch anders sein? Erste Tropfen ließen nicht lange auf sich warten. Nun machte sich doch Ungeduld breit – allerdings vor dem Schiff. Nur wenige Momente später sorgte die erleichternde Message für Freude: Es konnte losgehen.

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Angenehm zügig ging der Einlass auch vonstatten. Kaum an Bord angelangt, folgte schon eine nette Überraschung – wer gleich zehn Wertmarken auf einmal erwarb, erhielt ein stylisches – eigens für diese Veranstaltung angefertigtes – Ship of Rebels Lanyard. Das war ein Deal! Auf dem Weg zur Theke gelangte man zunächst an dem üblichen Merchstand vorbei. Doch daneben stieß man noch auf eine besondere Verkaufsaktion – allerlei diverse Bandshirts, Hoodies etc. wurden hier zum kleinen Preis zugunsten des Tierschutzes angeboten. Diese Grabbelecke sollte sich im Laufe des Abends noch großer Beliebtheit erfreuen. Kaum hatte man ein Getränk in der Hand, hat sich der Regen auch schon verzogen. Weg mit dem Schirm! Ob wir den nochmal brauchten? Nun war es erstmal egal. Man ist angekommen, es war trocken, der Großteil des Schiffes war sogar überdacht und nun konnte man sich bei angenehmer Musik aus der Buchse erstmal auf den Abend einstimmen. Nach und nach fanden sich die Rebellen auf dem Boot ein und viele freuten sich auf ein Wiedersehen – schließlich wird man bei dieser Veranstaltung gerne zum Wiederholungstäter. Erneut war das schnuckelige Festival mit rund 300 Besuchern ausverkauft.

Pünktlich um 17:00 Uhr tat sich etwas auf der Bühne – Aileen und Jean-Pierre ergriffen das Wort und begrüßten uns zur vierten Ausgabe des Ship of Rebels. Sogleich überließen sie auch schon dem Opener des Abends das Feld: Zoodrake. Das Arnsberger Synthpop-Duo bestehend aus Hilton Theissen und Silvveil, dessen Identität nach wie vor penibel behütet wird, legte unmittelbar los. Light Aspire vom aktuellen Album Torn From Core bot uns einen sanften Einstieg in das 45-minütige Set. Über die angenehm arrangierten Synthielinien legte sich Hiltons glasklare Stimme. Hinten raus drehte der Song aber auf. Hilton animierte das Publikum mit einem gesungenen “Rebeeeeeeels!”-Schlachtruf und kreiste um die eigene Achse. Empfangen von einem warmen Applaus, legte er sich seine E-Gitarre um. “Dankeschön. Hallo und herzlich willkommen beim Ship of Rebels. Wir sind Zoodrake und wir haben die Ehre und das Vergnügen hier heute zum ersten Mal zu spielen. Und da freuen wir uns drauf. Die Frage, die sich mir stellt: Habt ihr Bock?” Animiert vom treibenden Sound des Clubtracks Success Of The Snake sprang der Fronter mehrfach in die Luft und marschierte über die bebende Bühne. Obgleich es taghell war, gab die Lichtfrau alles. Unaufhörlich schob sie die Regler hinauf und hinab, um die Band ins bestmögliche Licht zu rücken. Einige Stunden später trug ihre Mühe auch Früchte. Zur sommerlichen Nachmittagszeit konnte man allerdings eher erahnen, um welche Farbspiele es sich gerade handeln könnte. Aber ihr Einsatz war absolut top! Nach einem gekonnten Gitarrensolo klatschten die Rebellen bereits im Takt.

Da das letzte Album von Zoodrake erst im Mai erschienen ist, standen einige Live-Premieren an. Der Kracher Black Out Day war eine davon. Besonders dieses Stück brillierte live mit seiner enormen Intensität noch mehr, als auf dem Longplayer im heimischen Wohnzimmer. Zoodrake bieten nunmal wesentlich mehr als Synthpop, nur allzu gern lässt die Band verschiedene Musikstile miteinander verschmelzen.  Nach und nach nahm dies auch das Publikum wahr. Black Out Day fetzte ordentlich. Doch während sich Hilton auf der Bühne gnadenlos verausgabte, fiel Silvveil hinter ihm allerdings leider kaum auf. Trug er doch wie üblich eine schwarze Kapuze zu einer silbernen Maske, die sein Gesicht bedeckte, ragte von ihm hinter seiner verhüllten Keyboardkonstruktion einzig sein Kopf heraus. Folglich nahm man ihn eher zweitrangig wahr.

Beginnend mit seinen tiefen Bässen, ging einem der Klassiker Upgrade durch Mark und Bein. Seine hymnischen Parts hätten manchen Sänger an seine Grenzen gebracht. Hilton schmetterte uns den Song aber ohne mit der Wimper zu zucken entgegen. Damit löste er durchaus bewundernde Blicke aus, die umgehend ein glückliches Strahlen in ihm erweckten. “Dankeschön, ihr Süßen! wir waren nicht untätig. Drei Alben: ,Torn From Core’ heißt das neue und das hier ist ,Fighter’. Und er sagt eigentlich nur eins: Lasst euch nicht immer alles gefallen.” Mit seiner lässigen Coolness rockte der Arnsberger das Kölner Achterdeck. Auf diesem hielt man im Publikum übrigens keine schnöden Plastikbecher in der Hand, hier gab es richtige Glasflaschen und auch Wein aus schmucken Gläsern. Ein eher ungewohntes Bild, das aber durchaus Stil hatte.

Düstere Klänge begegneten uns bei Death Bloom. Hierzu visualisierte Hilton einzelne Lyrics mit passenden Armbewegungen. Zur der Indie Nummer Nothing’s Wrong unternahm er mit seiner Gitarre einen flinken Ausflug ins Publikum. Dieses war überrascht und erfreut zugleich. “Ich ergreife mal die Gelegenheit und wollte mich mal bei allen bedanken, die uns unterstützt und begleitet haben. Vom ersten Ton, bis hierhin. Danke an euch, danke die unsere Musik gehört haben, danke an meine wundervolle Crew und natürlich danke an das Ship of Rebels. Hier kommt ein weiterer Track: ,G.O.D.’.” Ausgelassen wurde zu der aussichtslosen Message des Songs das Tanzbein geschwungen. Wenn uns der G.O.D., sprich der Gott der Verdammnis eh holt, konnten wir auch nochmal Spaß haben ;). Der nächste Titel sollte dem Sänger einiges abverlangen. “Das wird nicht leicht für mich!” Mit einem gewaltigen Schrei preschte Hilton los: Feuer frei für Jackal Parade! Während das Tempo des Songs heftig anzog, begab sich der Fronter passioniert in Ekstase. “Vielen Dank, Ship of Rebels. Das erste Mal hat sich gut angefühlt. Ich hoffe, wir kommen irgendwann wieder. Wir werden den Rest des Abends mit euch zusammen genießen und freuen uns auf die geschätzten Kollegen und auf euch. Das ist hier ist ,Right Back’. Und die letzte Frage, die sich mir nochmal stellt: Macht ihr nochmal mit?” Aber sicher doch! Die einladende Dancefloor Nummer wurde vom Publikum nochmal tanzend und klatschend quittiert und die Freude war den Fans, wie auch Hilton deutlich ins Gesicht geschrieben. Na das war doch ein prächtiger Auftakt!

Setlist ZOODRAKE – Ship Of Rebels, Köln, Achterdeck (28.07.2023)

01. Light Aspire
02. Success Of The Snake
03. Black Out Day
04. Sent To You
05. Upgrade
06. Fighter
07. Death Bloom
08. Nothing’s Wrong
09. G.O.D.
10. Jackal Parade
11. Right Back

Weblinks ZOODRAKE:

Homepage: www.zoodrake.de
Facebook: https://www.facebook.com/zoodrake
Instagram: www.instagram.com/zoodrake

Nach einer kurzen Umbaupause ergriff Jean-Pierre erneut das Wort und kündigte The Foreign Resort an. Dabei verwies er auf ihren weiiiiten Anreiseweg aus Schweden. Dies war natürlich mit einem Zwinkern gemeint, das Trio ist schließlich in Dänemark angesiedelt. Ein Profi musste also her – Eigentlich wollte JP nun Hannelore in die Pflicht nehmen. Diese suchte aber schnurstracks das Weite. Also zog der Nächstbeste (Jens Schubert aka DJ Schubi) das große Los und übernahm die restliche Ansage. “Schon ist man kurz ins kalte Wasser geworfen worden. Wir sehen ja, dass Stockholm in Dänemark ist, ‘ne? Habt ihr Lust auf Post-Punk? Habt ihr Lust auf richtig guten Post-Punk? Oh, dann müsst ihr irgendwo in Köln in irgendeinen Club, da ist glaub ich heute was los! Nein! Jetzt kommen gute Freunde von mir: The Foreign Resort – aus Dänemark!” Schon enterten die Jungs auch ihre Spielstätte. Mittlerweile waren auch alle Mann an Bord – denn es war muckelig voll auf dem Deck. Sänger Mikkel Borberg Jakobsen trug sein schönstes Sommershirt. Es war schneeweiß und einzig ein nicht allzu großer Aufdruck zierte die Vorderseite. Dieser ließ einen aber sogleich schmunzeln: Goth on vacation. Yeah!

Mikkels schwarzer Nagellack war getrocknet, sein Kajal saß wie eine eins – es konnte losgehen und zwar mit Orange Glow. Ein vermeintlich seichter Start, der dann aber doch schnell in die Vollen ging. Und so ausgefeilt der Song auch war – man vermochte kaum zu glauben, dass er knapp sieben Minuten lang war. Es zeigte einfach, wie schnell man in die musikalische Welt der Band abtauchte. “Ship of Rebels, seid ihr da? Herzlich willkommen!” Mit einem fließenden Übergang tauschte Mikkel seine E-Gitarre mit dem Bass von Steffan Petersen. Wie behaglich ein Song mit einer eigentlich bitteren Message doch klingen konnte, bewies She is Lost. Stillstehen konnte man ohnehin nicht mehr und zu der lieblichen Melodie setzte ganz von allein ein Dauergrinsen ein. Flushed sangen einige Fans in den vorderen Reihen gekonnt mit. Obwohl nun stockdunkle Wolken über uns hinwegzogen, schien uns die Sonne wärmend ins Gesicht. Hatten wir weiterhin Glück mit dem Wetter? Wie auch immer – wir genossen das Hier und Jetzt.

“Ok, wir haben noch einen neuen Song. Es kommt auch ein neues Album. Nächstes Jahr, hoffen wir zumindest. Hier kommt ,World Of Fools’.” Stimmlich erinnerte das neue Schaffenswerk an Robert Smith. Auch wenn The Foreign Resort diesen Vergleich bereits häufiger gehört haben – hier passt er wieder. Eine weitere “Tanzzeit” läutete Mikkel mit Dead End Roads ein. Steffan war seine Spielfreude deutlich anzusehen und gute Laune war schon immer ansteckend. Allerdings wurde es dem Instrument des langhaarigen Musikers scheinbar doch zu wild. Kleinen Ermüdungserscheinungen wurden hier aber nicht geduldet. Nachdem sich auch Mikkel mittlerweile redlich verausgabt hat, war er doch ganz froh über die angenehmen Temperaturen. “Gut, dass es heute bewölkt ist, dann ist es nicht so heiß. Steffan repariert jetzt noch seine Gitarre und dann geht’s los!” Smooth und gechillt wie die seichten Wellen auf dem Rhein, kam auch Quiet Again daher.

“Dankeschön Ship of Rebels! Schön, dass ihr hier seid. Wir fahren fort: ,Landslide’.” Alioscha Serge Brito-Egana gab nun wieder einen flinken Takt an den Drums vor. Seine Mitmusiker platzierten sich um ihn herum und gemeinsam jammten sie zu der fetzigen Nummer. “Vielen Dank Ship of Rebels, wir sind The Foreign Resort. Hier kommt ,Dark White’.” Hiermit war der musikalische Abriss freigegeben und Alioscha hielt es nicht mehr auf seinem Schlagzeughocker. Stehend groovte er nun mit, während Mikkel sogar kurzzeitig headbangte und das Publikum teils vergnügt in die Luft hüpfte. Kräftig bejubelt verabschiedeten sich die drei Musiker nach 55 Minuten von uns. Ein kühles Blondes hatten sie sich nun redlich verdient!

Setlist THE FOREIGN RESORT – Ship Of Rebels, Köln, Achterdeck (28.07.2023)

01. Orange Glow
02. Hearts Fade Out
03. She Is Lost
04. Flushed
05. World Of Fools
06. Overturn
07. Dead End Roads
08. Quiet Again
09. Landslide
10. Dark White

Weblinks THE FOREIGN RESORT:

Homepage: www.theforeignresort.com
Facebook: www.facebook.com/theforeignresort
Instagram: www.instagram.com/foreignresort

Während des Gigs unserer liebsten Dänen rebellierte unglücklicherweise die PA. Erste Anzeichen tauchten bereits beim Auftritt von Zoodrake auf, doch da es sich scheinbar um ein schwerwiegenderes Problem handelte, galt es umzurüsten. Abhilfe war bereits unterwegs. Wir störten uns keineswegs an einer kleinen Pause. Nachdem Jean-Pierre als Gastgeschenk eine kleine gelbe Quietscheente überreicht bekam, überbrückte eine uns bereits bekannte Truppe die Wartezeit. Kurzerhand hat man vor dem Event die Mexikaner aus dem Vorjahr für einen Überraschungsauftritt engagiert. In traditioneller Gewandung feierten sie mit uns ein zehnminütiges Wiedersehen. Diesmal hatten sie sogar eine überdimensionale Akustikgitarre am Start. “Heute ist ein schöner Tag, wir müssen alle tanzen.” Voller Stolz präsentierten sie uns Songs wie Tequila, La Cucaracha, Guantanamera und La Bamba. Auch wenn ihr Oberhaupt gern bedeutend länger gespielt hätte – auf uns wartete noch ein straffes Programm.

Weiter ging es mit Dark Pop aus Ungarn. Black Nail Cabaret mussten sich erstmal ihren Weg durch die Menge in Richtung Bühne bahnen. Das Duo bestehend aus Emese Árvei-Illés und Krisztián Árvai lässt gerne Dichtungen in ihre Werke einfließen und ist neben ihrem Händchen für extravagante Outfits für ihre starke Bühnenpräsenz bekannt. Krisztián trug einen schnieken schwarzen Anzug und begab sich im hinteren Teil an seine Synths, während Emese ab dem ersten Moment die Blicke auf sich zog. Ihr dunkles Haar hatte sie streng zurückgebunden, Nase, Wangen und Kinn zierten eine silberne Maske, die ihr Gesicht schmückte, statt es zu sehr zu verdeckten. Zu den elektronischen Klängen des Openers Black Lava gab sie sich ab der ersten Sekunde ihren anmutenden Bewegungen hin. Diese Frau ist wahrlich eine Erscheinung mit einer einzigartigen Aura. Unmittelbar zog sie Menge in ihren Bann. Mit tieferer Stimme und einer Seelenruhe bot sie uns den Song My Casual God dar. Mittlerweile war auch die neue PA im Einsatz und somit stand dem störungsfreien Konzertgenuss nichts mehr im Wege.

Sister Sister betörte mit sphärischem Sound, der im Verlauf richtig tanzbar wurde. Emese visierte unterdessen einzelne Fans im Publikum an und untereinander tauschten sie mit kleinen Andeutungen ihre gegenseitige Bewunderung aus. Ihre besondere Art zu singen und sich mit den Menschen zu verbinden, löste kurzzeitig Gänsehaut aus. “Ihr seid wunderbar. Vielen Dank.” Ihre hellere Stimme kam beim Song La Petite Mort zum Vorschein. Diverse Soundelemente verwoben sich miteinander und groovige Parts erzeugten eine lässige Coolness. Eingängig und einnehmend zugleich kam Maelstrom daher. Dementsprechend angetan waren auch die Besucher vor der Bühne. “This means so much to us. Thank you so much!” Tatsächlich wirkte die faszinierende Sängerin etwas ergriffen. Orientalische Klänge lösten bei dem Stück Orchid eine gewisse Mystik aus. Eingearbeiteter Sprechgesang verstärkte diesen Wirkung zusätzlich. Zu Rhythm X näherte sich die Fronterin mit lasziven Bewegungen dem Bühnenrand und waren ihren Fans ganz nah.

Es folgte der betörende Hit der Band: No Gold. Emese kniete sich vor den tanzenden Rebellen hin und als der Refrain einsetzte, entstand richtige Partystimmung, die auch bei den folgenden Stücken To Die In Paris und Bête Noire wacker hielt. “We’ve got one more song for you. We’ll see you at the merch. Let’s meet and talk.” Zu Veronica konnte man ein letztes Mal die einzigartige Eleganz von Black Nail Cabaret bewundern. Im Nachhinein haben die beiden angekündigt nun eine kleine Live-Pause einzulegen, um die Arbeiten am kommenden Album zu finalisieren. Ein Widersehen gegen Ende des Jahres wurde uns aber glücklicherweise in Aussicht gestellt. Wer mal die Chance hat, dieses Duo live zu sehen, sollte sich diese keineswegs entgehen lassen.

Setlist BLACK NAIL CABARET – Ship Of Rebels, Köln, Achterdeck (28.07.2023)

01. Black Lava
02. My Casual God
03. Sister Sister
04. La Petite Mort
05. Spheres
06. Maelstrom
07. Orchid
08. Rhythm X
09. No Gold
10. To Die In Paris
11. Bête Noire
12. Veronica

Weblinks BLACK NAIL CABARET:

Homepage: www.blacknailcabaret.com
Facebook: https://www.facebook.com/bncband
Instagram: www.instagram.com/bncband

Ein besonders liebgewonnener, wiederkehrender Moment stand uns nun bevor. Das Ship of Rebels findet nunmal als Pendant zum Call The Ships to Port statt. Zweiteres schippert alljährlich mit der MS Rheinenergie über den Rhein, während unter Deck die dortigen Konzerte stattfinden. Im Laufe des Abends fährt das große Schiff also einmalig am Achterdeck vorbei. So war es auch diesmal. Beginnend mit dem Schall des Nebelshorns eilte man zur Seite, um die Schwarzlinge jubelnd und winkend zu begrüßen. Dabei ist es seitens der Rebellen zu einer liebgewonnenen Tradition geworden, allerlei Handfackeln zu entzünden und mit deren farbigem Rauch ordentlich Eindruck zu schinden. Der Effekt war äußerst beeindruckend. Im Vorbeifahren konnte man meinen, das Achterdeck stünde in Flammen. Doch hier waren einzig und allein die Besucher Feuer und Flamme – schließlich stand nun auch der Headliner des Abends in den Startlöchern.

Um 21:20 Uhr enterten also Chrom die Bühne. Christian Marquis trat natürlich keineswegs alleine auf. Jean-Pierre – unser aller Gastgeber gab sich die Ehre und unterstütze den gut gelaunten Sänger an den Keys. Die Kombination der beiden funktionierte bereits auf dem letztjährigen M’era Luna hervorragend, als JP kurzerhand im letzten Moment für den plötzlich offen gewordenen Part eingesprungen ist. Gaben die beiden auch an diesem Abend ein gutes Team ab? JP sah jedenfalls aus, wie ein Rockstar – das muss an dieser Stelle unbedingt mal erwähnt werden. Zu seiner perfekt sitzenden, neuen Frisur trug er eine spiegelnde Sonnenbrille und strahlte die pure Coolness aus. Sichtlich happy begrüßte Christian die Menge. Walked The Line läutete das gut gemischte Set ein. Somit war die Tanze auch gleich wieder eröffnet. Euphorisch wurde der erste Titel aufgenommen. “Vielen herzlichen Dank. Schön, dass ich auch dabei sein darf. Danke auch für eure liebe Geduld. Ich möchte auch einen neuen Kopf hier vorstellen – danke an Jean-Pierre, der mir heute hilft.”

Mit Visions ging es gefühlvoll weiter. Beide Songs stammen vom letzten Album der Band: Peak & Decay. Hättet ihr auf dem Schirm, dass die dazugehörige Veröffentlichung bereits sieben Jahre her ist? Sieben! Es fühlt sich jedenfalls anders an. Christians Stimme glänzte jedenfalls – sie klang einfach wundervoll. I Don’t Believe punktete mit treibenden Beats und entfachte sichtlich die Glücksgefühle in der Menge. Jean-Pierre hatte sichtlich Spaß an der Sache. Im schummrigen Abendlicht entfaltete der nach wie vor emsige Einsatz der Lichtfrau auch endlich seine Wirkung. Die Band erstrahlte in den schönsten Farben und diverse Effekte sorgten für ein stimmungsvolles Bild. Etwas gemäßigter ging es dann mit Heavenly und dem älteren Schätzchen Only You zu. “Daaaanke Rebels! Na kommt, da muss noch ein bisschen was gehen, oder?” Christian machte es den Rebellen nicht schwer – denn bei Regret & Testify zog das Tempo wieder an. Und wer kann einem Song schon widerstehen, der herrlich tanzbar, düster und zuckersüß zugleich ist? Wobei, Chrom können auch nochmal anders – fast schon leicht biestig wirkte Morbid Mind – einem Track aus den Anfangszeiten, in dem einen die einstige Liebe zur Verzweiflung treibt.

Ihre sanfte Seite kam aber schnell wieder zum Vorschein – In My World und Losing Myself  ließen direkt wieder einige Frauenherzen höher schlagen. Zartere Klänge und Christians samtweiche Stimme sorgten schnell für verträumte Blicke. Bei Loneliness stimmten die Fans vergnügt mit ein. Da das Ergebnis durchaus beachtlich war, sang Christian die restlichen Parts im Wechsel mit dem Publikum. Synthpop as it`s best hörten wir mit Staring At The Sun. Im stillen Kämmerlein kann da Herzschmerz de Luxe durchaus inklusive sein. Aber hier, inmitten der Rebels klatschte man zu dem sehnsuchtsvollen Song lieber im Takt und wog sich sanft hin und her. “Unser letzter Song – wie sieht’s aus? Könnt ihr noch?” Christian blickte in die glücklichen Gesichter und genoss die lebhafte Stimmung. “Vielen Dank nochmal an alle für das großartige Festival. Come on! Danke, Ship of Rebels.” Der Clubhit, mit dem Chrom plötzlich in aller Ohren waren, durfte selbstredend nicht fehlen: Memories. Entschlossen sang der Chor an Deck nochmal mit “I know we’ll never meet again. So come with me and take my hand. Just let me guide you for today.” Obwohl die Band ihre eigentliche ortsbedingte Deadline, die eigentlich bereits um 22:00 Uhr schon verstrichen war, längst überzogen hat, hob Jean-Pierre nochmal schnell gütig den Daumen nach oben. “Der Veranstalter hat gerade gesagt, einer geht noch. Der letzte Song – von uns, für euch. Jetzt gebt aber nochmal RICHTIG Gas!” The Start Of Something New entfachte beflügelte Momente und ließ Fans und Band beseelt zurück.

Setlist CHROM – Ship Of Rebels, Köln, Achterdeck (28.07.2023)

01. Walked The Line
02. Visions
03. I Don’t Believe
04. Heavenly
05. Only You
06. Regret & Testify
07. Morbid Mind
08. Slave
09. In My World
10. Losing Myself
11. Loneliness
12. Staring At The Sun
13. Memories
14. The Start Of Something New (Z)

Weblinks CHROM:

Instagram: www.instagram.com/chrom_music_official

Jetzt galt es erstmal durchzuatmen. Die trockenen Kehlen mussten dringend erfrischt werden. Den restlichen Abend konnte man entweder mit netten Gesprächen ausklingen lassen, oder man raffte sich nochmal auf und feierte im inneren Teil des Schiffes munter weiter. Auf der Rebel Moon Aftershowparty standen noch DJ D.i.r.k., der große Schwarze, DJ Simone und als Special Guest DJ Hades an den Reglern.

Was ist eigentlich aus dem Schirm geworden? Der hat brav auf mich gewartet und kam nicht mehr zum Einsatz. Petrus scheint nämlich auch ein Rebel zu sein – ebenfalls ein ziemlich cooler! Erinnert ihr euch an die verführerische Grabbelecke, die uns am Anfang begegnet ist? Für den Tierschutz klingelte gehörig die Kasse. Knapp 500,00 € kamen durch die wunderbare Aktion zusammen. Der Betrag wird nun verschiedenen Tierschutzaktionen zugute kommen. Na, und wie geht es nun weiter? Streicht euch den 26.07.2024 fett in euren Kalendern an! Dann rebellieren wir wieder ein bisschen – ich zähle auf euch!

Weblinks Ship Of Rebels:

Facebook: www.facebook.com/shipofrebels.openair
Instagram: www.instagram.com/shipofrebels_openair

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