Ausgerechnet das Fahrgastfernsehen war es, das mich daran erinnerte: „Junge, du bist spät dran!“ Nicht etwa, weil die Bahn gravierende Verspätung gehabt hätte oder ich schon zwei bis drei frühere Züge hätte nehmen müssen, sondern weil dort das Album ebenjener Laura Cox vorgestellt wurde, dessen Rezension ich mir noch vorgenommen hatte. Nun mag das Fahrgastfernsehen öffentlicher Verkehrsmittel vielleicht nicht immer für musikalische Qualitätskost stehen, aber wenn dort eine junge Dame vorgestellt wird, die mit ihrem Southern Hard Rock-Sound Festivals wie das Hellfest gespielt hat und vom Rockpalast gefeatured wurde, darf man an dieser Stelle auch mal dem Fahrgastfernsehen guten Gewissens einen guten Geschmack attestieren.
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Auch, wenn der „Social-Media-Weg“ heutzutage nicht mehr so ungewöhnlich ist, so mutet es bei den Tönen des namengebenden Openers des Albums doch erstaunlich an, dass Laura Cox ursprünglich mit Coverversionen auf YouTube die Aufmerksamkeit auf sich zog. Nicht nur das druckvolle und gleichermaßen filigrane Gitarrenspiel fallen auf, man merkt auch, dass sie ein Talent fürs Songwriting hat. Dabei haucht sie alten Hard Rock-Traditionen genauso neues Leben ein, wie sie ihm auch einen frischen Schwung gibt. In One Big Mess beispielsweise beginnt sie zunächst einmal mit der Solo-Gitarre und zeigt, dass das klassische Gitarrensolo auch 2023 noch seinen Platz hat, bevor das Tempo spürbar angezogen wird und man gerne sein Haupthaar schütteln würde, wäre genug zum Schütteln vorhanden.
Was sie ebenfalls kann, ist das Spiel mit den Dynamiken. Auch, wenn gerne mit hohem Tempo gerockt wird, so zeigt eine Nummer wie Old Soul, dass die ruhigeren Momente ihr auch liegen. Während man generell beim bedienten Stil oft denkt, das wäre eher ein staubiges Alte-Männer-Ding, so zeigt selbst der Country-Einfluss, dass auch eine Frontfrau diesen zeitgemäß mit ihrer Band in den Sound einbinden kann. Das spricht für den Abwechslungsreichtum der Klänge, die insgesamt vor allem die Richtung „nach vorne“ kennen, was die meiste Zeit des Albums über hochgehalten wird, wie mit Fever auch ein späteres Highlight zeigt, das zunächst melodiös und nahezu entspannt klingt, aber trotzdem das Tempo hochhält und am Ende gar noch Richtung Metal driftet.
Da sitze ich nun und frage mich, warum ich erst beim dritten Album überhaupt etwas von dieser Künstlerin mitbekomme und warum mich dann auch noch das Fahrgastfernsehen daran erinnern muss… Aber lassen wir das jetzt mal in Ruhe und fassen uns an die eigene Nase. Wer gerne gut gemachte Rockmusik härterer Gangart hört, dem sei Head Above Water mit seinem – machen wir mal eine Schublade auf – „Female fronted Southern Hard Rock“ sehr ans Herz gelegt. Da kann man gut und gerne mal eins zwei Ohren riskieren!
Tracklist LAURA COX – Head Above Water:
01. Head Above Water
02. So Long
03. One Big Mess
04. Set Me Free
05. Old Soul
06. Wiser
07. Before We Get Burned
08. Seaside
09. Fever
10. Swing It Out
11. Glassy Day
Weblinks LAURA COX:
Homepage: www.lauracoxmusic.com
Facebook: www.facebook.com/lauracoxofficial