NIGHTWISH – Frankfurt, Festhalle 09.12.2022

Fotos: NIGHTWISH
Nightwish © Alex Jung
Geschätzte Lesezeit: 10 Minute(n)

Nightwish – einer von diesen Bandnamen, wo bereits der Name eine Fülle von Emotionen wachruft. Die Finnen sind die absolute Konstante in der Welt des Symphonic Metals, die unangefochtene Speerspitze! Und wenn diese Band auf Tour geht, dann hat man die Garantie, dass man mehr bekommt als gute Musik, man bekommt schlicht und ergreifend “the greatest show on earth”. Es gibt heutzutage eine Menge Redundanz in der alternativen Musikszene. Einerseits verständlich, denn man kann das Rad schließlich nicht mehr ganz neu erfinden. Andererseits fällt es mancher Band schwer, ihre eigene Handschrift zu entwickeln, denn die meisten Bandgründungen geschehen aus der Intention heraus: “Ich mag die Musik von Band X, das will ich auch machen”. Als Nightwish sich gründeten, gab es wenige Vorbilder in dieser Richtung. Natürlich gab es den Symphonic Metal an sich bereits, Therion, Paradise Lost und Celtic Frost hatten jeweils symphonische Einflüsse in ihre Musik zugelassen und doch wurde am Lagerfeuer in Finnland 1996  eine neue Art von Musikstil geschmiedet und weil dieses Lagerfeuer damals brannte, brennen wir heute noch für Nightwish. Seitdem sind neun Studioalben erschienen und dem letzten, Hvman :||: Natvre, war diese Tour gewidmet.

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Starten durfte die ebenfalls finnische (der ganze Abend stand unter finnischer Flagge) Supportband Nummer 1 Turmion Kätilöt. Die Truppe um Sänger Petja Turunen (eine Verwandtschaft mit Tarja besteht nicht) kam schwarz-weiß geschminkt auf die Bühne. Der Bassist trug zudem weiße Kleidung, eine kurze Hose und rosa-geringelte Kniestrümpfe. Ein bizarrer Anblick, aber dass die Band recht eigenwillig ausgerichtet ist, merkte man ohnehin schnell.  Denn die Musik bestand aus mit elektronischen Elementen angereichertem Metal. In ihrem Heimatland konnten Turmion Kätilöt schon mehrere Nummer 1-Platzierungen für die letzten Alben verbuchen, hier in Frankfurt hatten sie definitiv auch ihre Fans.  Am Anfang folgten noch nicht so viele Zuhörer der Aufforderung “Make some noise” aber diese Aufforderung hätte man auch an die Band zurückgeben können, denn der Sound war bei den ersten Songs merklich zu leise. Das wurde aber danach glücklicherweise besser. Bei einem Lied, bei dem recht häufig das Wort “Rauta” (finnisch für “Eisen”) fiel, zog einer der beiden Sänger dem Bassisten an den Dreadlocks. Überhaupt war recht viel Interaktion zu beobachten, nicht nur zwischen Petja und Saku an den Vocals. “We are Turmion Kätilöt and we are here to make sure that you are ready for Nightwish and Beast in Black“. Nun, das haben sie definitiv geschafft.

Weblinks Turmion Kätilöt

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So vorbereitet konnte man sich dann getrost den Berserkern von Beast in Black widmen. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Finnen schreiben ihre Texte oftmals auf der Grundlage des Animes Berserk. Soundtechnisch spielt die Band eine Mischung aus Power-/Heavy Metal, gepaart mit Eurodance-Synthies. Klingt komisch, funktioniert aber ganz ausgezeichnet. Beide Komponenten stehen nämlich für sehr energetische und schnelle Musik. Natürlich gibt es reichlich Trve-Puristen, die es bereits als Sakrileg empfinden, wenn eine Metal-Band über ein Keyboard verfügt, aber wer nimmt die eigentlich noch ernst? Der Weltkrieg ist vorbei, wir können uns wieder mehr Sorten Metal leisten! Die Band stürmte nach dem Intro regelrecht die Bühne und Yannis Papadopoulos am Mikro rief direkt: “Frankfurt, let me hear you!” bevor als Eröffnungssong Blade Runner ertönte.  Vor einem riesigen Backdrop mit dem Albumcover von Dark Connection startete die Power-Party. From Hell With Love, der Titelsong des Albums von 2019 war schon der erste Höhepunkt im Set. “We came here tonight to give you some true heavy metal!”, zeigte Yannis allen Puristen den Mittelfinger und forderte gleichzeitig alle auf, die “devil horns” in die Luft zu strecken. Frankfurt war ihm jedenfalls ganz und gar verfallen. Die by the blade schlug in eine ähnliche Kerbe wie From hell with love , die Frage “Are you still with us, Frankfurt?” erübrigte sich praktisch. Die Band hat einen rasanten Aufstieg hinter sich, wie auch die vielen Beast in Black-Shirts im Publikum bewiesen. Zur Show gehören auch die “Mätzchen” der drei Saiten-Akrobaten, die unermüdlich über die Bühne turnen, ihre Instrumente synchron zu gewissen Breaks hochreißen, oder auch mal so tun, als würden sie ihre Instrumente anknabbern. Die neongrüne Gitarre von Kasperi Heikkinen müsste mittlerweile deutliche Bissspuren aufweisen. Ist Kasperi eigentlich Veganer? So angezogen wie er vom Grünzeug offenbar ist…  Überhaupt gibt es bei Beast in Black sehr viel Gesichtskirmes. Nicht nur bei den Gitarristen, auch Drummer Atte mit der Löwenmähne ist ein beliebtes Fotomotiv, wo er doch den größten Teil der Zeit vergnügt die Szene fletscht. Die schalkhafte Lässigkeit der Blackbeaster ist ein Schlag ins Gesicht für alle bierernsten Extreme Metaler. Das aktuelle Album Dark Connection kam natürlich auch nicht zu kurz. Mit Moonlight Rendezvous und One Night In Tokio wurden zwei weitere Songs aus diesem Album gespielt, zu denen es übrigens auch großartige Videos gibt. Allgemein haben Beast in Black auf dem neuen Album den Anteil an 80er-Eurodance-Rhythmen noch einmal deutlich aufgestockt, was bei den beiden genannten Songs besonders zum Tragen kommt. Beim Intro des größten Hits der Band, Blind and Frozen schwoll der Jubel noch einmal deutlich an, und mancher Fan begann bereits bei diesen ersten Takten zu springen.  “Before we play our final song we make a promise: You will see Beast in Black very soon in a place called ‘Batschkapp’ – longer, heavier, faster, stronger!”, verkündete Yannis noch und nahm so Bezug auf die anstehende Headliner-Tour im Frühjahr, bevor das Set mit End of the world tatsächlich endete. Beim letzten Song musste eine der Drums noch einmal nachjustiert werden, Attes Löwenkraft war einfach zu viel für das Material.

Setlist BEAST IN BLACK @Frankfurt, Festhalle (09.12.2022)

01. Blade Runner
02. From hell with love
03. Beast in Black
04. Sweet true lies
05. Die by the blade
06. Moonlight Rendezvous
07. One Night in Tokio
08. Blind and Frozen
09. End of the World

Weblinks Beast in Black

Homepage: www.beastinblack.com
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Auch Nightwish musste natürlich unverhältnismäßig lange warten, um das neue Album endlich auf die Bühne zu bringen, den Grund kennen wir alle. Aber es gibt natürlich nicht nur Corona. Ein Schreckmoment für die Fans ereignete sich am 26. Oktober, als Floor auf ihrem Facebook-Profil die beunruhigende Nachricht mit uns teilte, dass bei ihr Brustkrebs diagnostiziert worden ist. Sie erzählte ganz offen, wie sie die Diagnose erhielt und dass das natürlich ein Schock sei und sich plötzlich alle Prioritäten im Leben verschieben. Der Krebs war bei einem Standard-Vorsorge-Scan (Mammographie) entdeckt worden und konnte zum Glück problemlos durch eine Operation entfernt werden. Daher gab es keine weiteren Verschiebungen, die Tour fand wie geplant statt. Floor rief alle dazu auf, solche Vorsorge-Untersuchungen wahrzunehmen und auch seine Liebsten daran zu erinnern. Da stand sie also nun, nur vier Wochen nach der wichtigen Operation, und man merkte überhaupt keinen Unterschied! Kai Hahto hatte in den Sozialen Medien vorab verlauten lassen, dass man am Anfang der Welt-Tour noch vorsichtig agiert hatte, und die Setlist erst anpasste, als die ersten Shows problemlos absolviert worden waren, und Floor sich als belastbar erwiesen hatte. Das ist eine wichtige Information, wo doch Symphonic Metal-Bands schon oft in dem Verdacht standen, ihre Sängerinnen fahrlässig durch zu ausgedehnte Touren zu verschleißen. Die Band ließ sich zunächst nicht in die Karten schauen, hinter einem riesigen Vorhang-Banner mit einer Sanduhr darauf wurde die Bühne entsprechend für den Headliner vorbereitet. Zu Beginn fiel dann dieser Vorhang, die Sanduhr war abgelaufen. Und dann startete inmitten von Nebel der Hvman :||: Natvre-Knaller Noise. Das sehr gesellschaftskritische Lied kam damals mit einem außergewöhnlichen Video, das verschiedene schlechte Angewohnheiten der Moderne persifliert, wie z.B. übermäßige Smartphone-Nutzung und die social media-getriebene Selbstbeweihräucherung der Gesellschaft. “Einen sehr schönen Abend, Frankfurt!”, begrüßte Floor die Menge auf Deutsch. “Schön, wieder hier zu sein. Unsere Geschichte geht weiter!”. Das war die Überleitung zu dem Lied Storytime. “Lange haben wir gewartet! Aber jetzt ist wieder alles möglich, und jetzt sind wir alle zusammen hier”. Floor sprach tatsächlich überwiegend Deutsch an diesem Abend, was natürlich gut ankam. Tribal ist ein eher untypischer Nightwish-Song, der sich mit den Ursprüngen der Menschheit beschäftigt. Durch seinen wilden Trommel-Rhythmus und die schamanischen Lyrics klingt er recht ungewöhnlich für Symphonic Metal-Verhältnisse, gehört aber natürlich zur DNA des aktuellen Albums, das sich mit der Natur auf der einen und der Menschheit auf der anderen Seite beschäftigt. Wenn man mehrere Konzerte einer Tour besucht, achtet man vermehrt auf die kleinen unterschiedlichen Nuancen.  Floor erzählte vor Élan überraschend, dass an diesem Abend in Frankfurt ihre Tochter Freja anwesend sei, und sie ihr nun den Song widmen wolle. “She’s rocking with us tonight!” rief sie und die Menge sang besonders engagiert mit, um Freja einen schönen Moment zu schenken. Wundervoll! Besonders Troy Donockley kann bei solchen eher ruhigen, folkigeren Songs ganz besonders glänzen. Das “Come!” zu Beginn des Refrains bzw. am Ende wurde vom Publikum laut vernehmlich intoniert, was der Sängerin ein anerkennendes “Sehr schön!” entlockte. Etwas heavier ging es danach wieder bei 7 Days to the wolves weiter, hier erinnerte man sich automatisch an frühere Live-Performances dieses Songs mit Marko Hietala am Mikro. Der langjährige Bassist hatte die Band aus persönlichen Gründen verlassen, von Wintersun war daraufhin Jukka Koskinen zur Truppe gestoßen, und auch er machte natürlich einen großartigen Job. Man konnte auf der Bühne auch immer wieder Interaktionen beobachten, besonders zwischen Emppu und Tuomas. Die beiden letzten verbliebenen Gründungsmitglieder verstehen sich natürlich blind, aber auch Jukka stellte sich ab und zu neben das Keyboard und spielte direkt Tuomas “an”. Die Chemie stimmt hier also offensichtlich auch.

Nun wurde es ikonisch! Das Album Once bedeutete damals den internationalen Durchbruch für die Band. Auch ich wurde mit diesem Album zum Nightwish-Fan. Übrigens hatte die Crew von Nightwish unter dem Namen Crewish eine eigene Interpretation der Erfolgs-Scheibe unter dem Namen Twice aufgenommen, die CD besitzt jetzt schon Kult-Status unter den Fans und ist die zweite Veröffentlichung von Crewish. Während der Pandemie entstand diese ungewöhnliche Idee, damit die arbeitslosen Stagehands, Techniker etc. sich über Wasser halten konnten. Nightwish hat die Produktion, Veröffentlichung und Vertrieb maßgeblich unterstützt. Der Opener von Once erklang nun in der Festhalle in all seinem orchestralen Bombast: Dark Chest of Wonders ist einfach ein wundervolles Stück Nightwish-Geschichte und die meisten Fans können jede Zeile mitsingen. Doch natürlich war es die Hvman :||: Natvre -Tour und daher sollten auch die nicht mehr ganz neuen Songs ausreichend Bühnenzeit erhalten. Die damalige Vorab-Veröffentlichung der Single Harvest im März 2020 hatte für reichlich Verwunderung gesucht, schließlich war der von Troy gesungene, ruhige Song ein krasser Gegensatz zu dem “Nightwish-typischen” Kracher Noise gewesen. Gewissermaßen stellen solche Songs auch eine Art Emanzipation dar, eine Art Zeichen, dass es keinen Zwang gibt, ausschließlich die übliche, filmmusik-artige, durchorchestrierte Musik zu machen. Tuomas, Troy und die anderen können mittlerweile einfach eine viel größere Bandbreite abrufen und auch mal ein solches Lied veröffentlichen. Troys wunderbar warme Stimme verleiht Harvest seine Seele und das wirkt auch live besonders schön. Nightwish ist einfach so viel mehr als Pauken und Trompeten! Danach wurde wieder in die andere Richtung gesteuert: I want my tears back enthält ja den rein folkigen Schlussteil, für den Floor vollen Körpereinsatz einforderte. Danach sagte sie zu den Frankfurter Bemühungen Folgendes: “Everyone was jumping. Wonderful energy, thank you. Düsseldorf was wild, Berlin, too… But you were probably the wildest”. Na das ist doch ein Lob, was wir uns gerne ans Revers heften. Nun ergriff Troy nicht nur singend das Wort, sondern sagte: “These guys are crazy. I wish to invite you all into my house for christmas”. So viel Bauchpinselung von der Bühne ist schon etwas Besonderes und natürlich würden wir alle gern Troy zuhause besuchen, um zu überprüfen, ob er die hohe Krone aus dem Noise-Video auch privat manchmal trägt. “What is the latin word for ‘nobody’?”, rief der Brite nun das Wissen der Abwesenden ab. Die Antwort fiel deutlich aus: “NEMO!”. Der Song lief damals häufiger auf den gängigen Musiksendern und ich meine mich erinnern zu können, dass er sogar einmal live in einer MTV-Sendung von der Band performt worden war. Auch außerhalb der Symphonic-Szene kennt man diesen Hit in der Regel. Danach kehrte wieder Ruhe ein, auf der Bühne. Alle Musiker bis auf Floor und Troy verließen die Bretter, ein Zeichen, dass ein akustisch performter Song anstand. Floor setzte sich neben ihren Komplizen und ließ den Blick über die Menge schweifen, da die Bühnenbeleuchtung runtergefahren wurde und sie nun auch das Publikum erkennen konnte. Da die Festhalle so gut wie ausverkauft war, staunte die Niederländerin und vergewisserte sich bei Troy: “They’re all coming for christmas?”. Nun wurde es Zeit für stille, besinnliche Momente und drängende Fragen aus der Welt der Gefühle. How’s the heart? ist ein nachdenklicher Song, der mit zarter Stimme eine Art inneren Monolog darstellt – perfekt für eine Akustik-Session. Ich hatte es schon in verschiedenen meiner Texte geschrieben: Ich plädiere dafür, auch die ernsthaften, ruhigeren Momente eines Konzertabends auf sich wirken zu lassen. Man muss nicht jede eintretende Stille nutzen, um hineinzugrölen, um diesen Moment zu zerschmettern. Frankfurt war an der Stelle respektvoller als Düsseldorf. Die Bands schätzen natürlich lautstarken Support, aber alles hat seine Zeit… Im Publikum wurden zu den sanften Klängen viele Handylichter geschwenkt. Wer schon bei anderen Konzerten der Tour dabei war, vermisste vielleicht den sehr alten Song Sleeping Sun im Frankfurter Set. Stattdessen gab es aber auch ein ebenso gutes Schmankerl: Sahara ist ein eher unbekannterer Song aus dem Album Dark Passion Play und hat durchaus mehr Live-Aufmerksamkeit verdient. Floors “Opernmoment” sollte natürlich auch noch kommen, denn diese Frau ist eine hervorragende Sängerin mit einem großen Repertoire. Der Song Shoemaker ist dem gleichnamigen Astronom Eugene Shoemaker und dessen Forschung gewidmet. Diese beschäftigte sich hauptsächlich mit Asteroiden und Meteoriten und so ist es nicht verwunderlich, dass der Mond die Visualisierungen auf den Videoleinwänden beherrschte, auf dem auch ein Krater nach dem US-Amerikaner benannt wurde. Shoemaker ist der erste Mensch, dessen sterbliche Überreste den Planeten Erde verließen, denn einige Gramm seiner Asche wurden in einer Kapsel auf dem Mond zurückgelassen. Die Hymne an die Sterne im hinteren Teil des Songs singt Floor Jansen herzzerreißend schön mit hoher, operesker Stimme – dies ist immer der Moment, an dem viele Zuhörer sie ergriffen anschauen und auch Tränen fließen gerne in diesen besonderen Klangmomenten – da nehme ich mich nicht aus.

Nach diesem emotionalen Höhepunkt wurde die Achterbahn im Imaginaerum-Freizeitpark gut gefettet, denn es stand der Last Ride of the day an. Ein Song, der sogar schon seinen Weg in die Mainstream-Welt fand, als in Brasilien 2016 die australische Sychronschwimmer-Mannschaft zu diesen Klängen ihre Performance absolvierte. Ein Beweis, was hier für eine kompositorische Harmonie erreicht wurde. In Frankfurt sorgte der rasante Song für Headbang-Alarm, sogar auf den Rängen.  Auch wenn es bezogen auf die Setlist nicht der “letzte Ritt” war, das Ende des Konzertes war trotzdem bereits in Sicht. Zunächst kam noch einmal das Erfolgsalbum Once aufs Tapet. Viele Fans begleiten die Band Nightwish schon viele Jahre, die Bindung an diese Gruppe hält länger als viele Ehen heutzutage. Der vielfältigste Song des Albums Ghost Love Score entfaltet live eine unvergleichliche Wucht. Begleitet von den üblichen Pergament-Fetzen auf den Videoleinwänden feierte Frankfurt die Opulenz des über 10 Minuten langen Songs, der als einer von wenigen Werken der Band in verschiedene “Kapitel” unterteilt ist. Zusammen mit Feuerfontänen und auch Feuerwerk zelebrierte die Band die verschiedenen Teile des Songs und das Publikum ließ sich von den Posaunen und Trompeten  kräftig durchrütteln. Kann man das eigentlich noch übertreffen? Ghost Love Score wäre ein würdiges Finale gewesen, aber Nightwish setzte noch einen drauf! Mit dem Album Endless forms most beautiful war ja wieder solch ein Song erschienen, der Überlänge und eine eigene Gliederung aufweist. Tuomas hat auch verschiedentlich bestätigt, dass The greatest show on earth einen seiner persönlichen Favouriten darstellt, mit dem er sehr glücklich ist. Der Song feiert die Entstehung der Arten und die Evolution und enthält gesprochene Passagen des Evolutionsbiologen Richard Dawkins. Er begann mit Piano und Gitarre. Die komplett dunkle Bühne wurde nur von zwei weißen Lichtkegeln durchbrochen, die Tuomas Holopainen und Troy Donockley anstrahlten, die den Beginn zu zweit bestritten, bis Floor dazustieß. Der Song steigert sich immer weiter und wird durch ein umfassendes Videomaterial unterstützt. Meeresschildkröten, Fische, Waldszenen, aber auch Industrieanlagen, menschliche Gesichter und brennende Landschaften sind Bestandteil davon, bis am Ende vor einem Sternenhimmel die aus grünem Nordlicht geschriebenen Wörter WE WERE HERE erstrahlen. Das ist immer ein ergreifender Moment, in dem jeder Nightwish-Fan das Gefühl hat, Teil von etwas Großem zu sein. Alle Hände gehen nach oben und jeder singt ergriffen diese drei Wörter mit: So war es natürlich auch in Frankfurt. WE WERE HERE! Ja! Wir waren hier. Einerseits auf dieser Erde, andererseits in der Festhalle Frankfurt, um die größte Symphonic Metal-Band der Welt zu feiern, die von Anfang an Maßstäbe in diesem Genre gesetzt und Millionen von Menschen bis heute begeistert. Und auch mich begleitete sie, seit ich mit elf Jahren zum ersten Mal Nemo hörte. Hoffentlich werden Tuomas Holopainen, Emppu Vuorinen, Floor Jansen, Troy Donockley, Kai Hahto und der mittlerweile fest engagierte Bassist Jukka Koskinen uns noch lange mit großartiger Musik beschenken. Und natürlich auch mit ihren großartigen Live-Shows, die zuverlässig Gefühlskaskaden im Publikum auslösen. Nightwish – ein Bund für’s Leben! Bis zum nächsten Mal – wir werden da sein.

Setlist NIGHTWISH @Frankfurt, Festhalle (09.12.2022)

01. Noise
02. Storytime
03. Tribal
04. Élan
05. 7 Days to the Wolves
06. Dark Chest of Wonders
07. Harvest
08. I want my tears back
09. Nemo
10. How’s the Heart?
11. Sahara
12. Shoemaker
13. Last Ride of the Day
14. Ghost Love Score
15. The greatest show on earth

Weblinks Nightwish

Homepage: www.nightwish.com
Facebook: Nightwish | Facebook
Instagram: www.instagram.com/nightwish

 

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1 Comment

  • Der Artikel zum Auftritt von Nightwish und ihren Headlinern in Frankfurt (9.12.2022) war der beste Artikel, den ich in diesem Jahr 2022 über diese drei Bands gelesen habe. Journalismus in seiner besten Form. Danke an Marvin Römisch 😉 . Nightwish selbst sind meine Lieblingsband und im Wald ähnlich gearteter Symphonic-Metal Bands ragen sie heraus wie der Eiffelturm in Paris.

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