Drei Jahre sind vergangen, nun sind The Bros. Landreth wieder da. Mit der ersten Single Stay haben sie bereits ansprechend auf das neue Album aufmerksam gemacht: Im von R&B und Americana geprägten Song geht es um den Wunsch, sich niederzulassen und einfach mal nicht in den Tourvan zu steigen. Was aber selbstverständlich doch noch passieren wird in diesem Jahr. Inzwischen ist auch das dazugehörige Album Come Morning draußen, das wir zum Anlass genommen haben, um Joey Jandreth einen Schwung Fragen zum Album zu stellen und mehr zu erfahren über die Stücke, das Thema Hoffnung, das Live-Spielen und vieles mehr.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Zwischen dem letzten Album 87 und dem neuen Album lagen drei Jahre. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Gab es besondere inspirierende Momente in der Zeit?
Ich bin viel mit meinem Solo-Album Hindsight getourt und wir waren auch selbst auf Tour. Bevor wir auf Tour sind, haben wir einige Monate einen Gang zurückgeschaltet, als Daves erstes Kind Finlay auf die Welt kam, danach ging es wieder los, um mit der 87 live zu spielen. Eigentlich hätten dann einige Termine im März 2020 folgen sollen, aber das wurde durch die COVID-19-Pandemie verhindert. 2021 kam meine Tochter Joanie auf die Welt. Es ist einiges passiert in diesen drei Jahren!
Ihr habt euch entschieden, das Album Come Morning zu nennen. Welche Idee steckt dahinter? Warum ist der Morgen wichtig?
Wir haben das Album Come Morning genannt, weil das große Thema des Albums Hoffnung ist. Wir wollten einen Titel, der widerspiegelt, was wir mit der ganzen Sammlung sagen möchten. Es gibt auch ein Stück, das so heißt. Das tut nicht weh.
Wenn ihr das Album mit 87 vergleicht: Wo seht ihr die großen Unterschiede? Was ist anders, was ist neu auf Come Morning?
Wo soll ich anfangen… Viel auf Come Morning wurde auf andere Art und Weise aufgenommen. Normalerweise würden wir ein Album mit der Aufnahme von Schlagzeug, Bass und Gitarre in einem Raum beginnen – sodass jeder sich sehen kann. Durch die Pandemie war das nicht möglich. Wir haben einen Drummer (und Helden!) aus Nashville angeheuert, um die Tracks zu spielen, die wir ihm per Mail geschickt haben. Er sollte sie spielen, aufnehmen und zurückschicken. Das war echt seltsam für uns, aber erwies sich als deutlich besser als erhofft hatten. Wir waren nicht in der Lage dazu, ihm in Echtzeit Feedback zu geben, während er aufgenommen hatte, aber ich glaube gerade deswegen bekamen wir Dinge, die wir nicht erwarteten, durch die die Stücke in andere Richtungen geschubst wurden. Das war sehr besonders. Der Rest des Albums ergab sich dann nahezu als Reaktion darauf. Wir waren dadurch neuen Ideen und Sounds gegenüber offener, die wir zuvor nicht hatten.
Als Single habt ihr Stay ausgewählt. Warum denkt ihr, ist genau das die richtige Single? Würdet ihr sagen, das Stück repräsentiert das Album am besten?
Wir hatten das Gefühl, Stay ist ein großartiges Stück, um die Album-Kampagne zu starten, weil es Spaß macht. Während das Stück davon handelt, nicht mehr „on the road“ gehen zu wollen und zuhause bei den Familien zu bleiben, hat er ein leichtes und luftiges Feeling, von dem wir dachten, dass die Leute es mögen. Es zeigt zudem ein bisschen den neuen Sound und wir dachten, das wäre für die Leute schön, einen etwas anderen Vibe zu hören.
Ihr habt auch ein Video zu Stay gemacht. Könnt ihr ein bisschen über die Idee dahinter verraten?
Das Video zu Stay ist eine spaßige, spielerische Wiedergabe des Texts. Die Geschichte ist, dass Dave versucht, mich in den Tourvan zu bekommen, um einen Trip zu starten, während ich verschwinde. Er kommt zurück ins Haus und findet mich bei langwierigen Dingen wie Baden, Backen usw. Fun Fact: Das Haus ist tatsächlich mein Haus, meine Frau Anna und unsere Tochter Joanie sind im Video und es ist auch unser tatsächlicher Tourvan.
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Ich mochte auch Drive All Night. Worum geht’s hier? Wohin und warum fahrt ihr die ganze Nacht?
Drive All Night handelt davon auf die frühen Tage des Verliebtseins zurückzuschauen. Für mich geht es dabei um die Beziehung zu meiner Frau. Wie wir uns die ersten Dates hatten, während ich couchsurfen war und keine feste Anschrift hatte. Wenn wir allein sein wollten, mussten wir oft irgendwo hinfahren und das fand ich total super – einfach zum Reden, Musikhören und Zusammensein. Die Idee dazu ist, dass wir so miteinander verbunden sind, dass wir alles machen können. Das ist eine richtig gutgelaunte Nummer – etwas, wofür The Bros. Landreth nicht unbedingt bekannt sind.
After The Rain ist einer meiner Favoriten auf dem Album. Denkt ihr, dass Regen manchmal wichtig ist, um das Gefühl zu erleben, das darauf folgt?
After The Rain ist eine Metapher für Hoffnung. Es geht darum, einen Sturm durchzustehen, mit den Füßen am Boden zu bleiben und zu warten, bis das schlimmste vorbei ist und die Zeiten wieder normaler werden. Ich denke, Regen ist ein starkes Bild für eine Menge Dinge.
Wenn ihr das Album wieder als Ganzes betrachtet… Wie habt ihr die bisherigen Reaktionen darauf empfunden?
Bisher wurde das Album sehr auf aufgenommen. Die Stücke mit ihrem erneuerten Sound kommen ebenso gut an wie die Stücke im typischeren Stil. Das fühlt sich echt gut an, dass das so genossen wird.
Eines der Hauptthemen des Albums ist Hoffnung. Wie schwierig ist es für euch manchmal, die Hoffnung nicht zu verlieren? Gerade in der heutigen Zeit dürfte es für viele schwer sein, sie nicht zu verlieren.
Während das Album von Hoffnung handelt, geht es nicht gezwungenermaßen darum, diese nie zu verlieren. Wenn überhaupt, dann geht es darum, sie zu verlieren und dann wiederzufinden. Wir haben tiefgehend diese starken Gefühle erkundet: Schmerz, Verlust, Trauma, Musshandlung und natürlich Herzschmerz. Es ist wichtig, dass man sich erlaubt, Gefühle zuzulassen, um voranzukommen, zu heilen und weiterzugehen. So ist es zumindest für mich!
Wenn man Reviews zum Album liest, wird oft hervorgehoben, dass es ruhiger ist als die bisherigen. War das beabsichtigt oder ist das einfach beim Songwriting so gekommen?
Das ist tatsächlich von selbst gekommen. Wir haben versucht, zumindest ein oder zwei weitere fröhliche Stücke zu schreiben. Aber irgendwann saßen wir mit den Rough Mixes da, haben hin und her überlegt… Dave, ich und unser Co-Produzent und guter Freund Murray Pulver haben uns angeschaut und gedacht: Sind wir fertig? Wir haben es uns noch einmal angehört und gesagt: Ja! Es ist fertig! Für uns hat sich das wie eine hervorragende Sammlung von Stücken angehört, von denen jeder seine eigene Geschichte erzählt, die zu einer noch größeren Geschichte wird, wenn man sie zusammenlegt.
Es gibt immer diesen Gedanken, dass das dritte Album das schwierigste sei. Habt ihr das beim Schreiben gespürt? Glaubt ihr an diese „Drittes-Album-Sache“?
Das war einfach nur ein großes Vergnügen. Klar, es gab Momente, wo es mal schwieriger wurde, aber auch nicht schwieriger als bei den anderen Alben oder meinen Solo-Alben. Ehrlich gesagt wusste ich auch nicht, dass es da was mit dem dritten Song gibt, bevor wir fertig waren und wir danach gefragt wurden. Zudem habe ich schon drei Solo-Alben gemacht, sodass das technisch betrachtet jetzt mein sechstes Album ist.
Wo ihr bereits einige Erfolge zu verzeichnen habt: Fühlt man da noch so etwas wie Druck, wenn es an ein neues Album geht?
Ein bisschen Druck ist immer da, wenn es um neue Musik geht, aber da das Album ein so kooperativer Prozess mit dem Kernteam, Dave, Murray und mir sowie unseren Gästen war, hat es sich angefühlt, als sei es nicht nur Daves und mein Album. Es fühlt sich vielmehr wie eine Teamleistung an – das hat geholfen, es weniger beängstigend erscheinen zu lassen. Und: Wenn die erste Single draußen ist, ist der Rest einfach.
Ich habe gesehen, dass ihr später dieses Jahr auch auf Tour gehen werdet. Wie denkt ihr, werden die neuen Stücke live zwischen den älteren funktionieren?
Wir haben echt hart geprobt für diese Tour. Da wir eine so lange Auszeit hatten, konnten wir uns dieses Mal so gut vorbereiten wie nie zuvor. Wir haben in meinem Studio Platz geschaffen und jeden Morgen von 09:00 Uhr bis 12:30 Uhr geprobt. Wir sind echt aufgeregt, da wir so sonst nie eine Tour starten. Die neuen Stücke passen richtig gut mit den alten zusammen. Wir können es nicht abwarten, das alles zu spielen.
Warum würdet ihr sagen, sollte man definitiv kommen und euch live sehen? Was macht eure Shows besonders?
Wir sind eine Gruppe hartarbeitender Musiker, die ihre Sache wirklich ernst nimmt. Außerdem lieben wir es, Spaß zu haben und unsere Stücke zu spielen. Das ist eine ordentliche Show mit vielen speziellen Momenten. Von ruhig und intim bis laut und rockig. Das ist alles sehr harmonisch und dynamisch.
Wenn man das andersrum betrachtet: Was macht eine Show für euch besonders? Was muss passiert sein, damit ihr von der Bühne geht und sagt: „Ja, das war eine richtig gute Show heute“?
Die Möglichkeit zu haben, Musik mit Freunden zu teilen, ist ein großartiges Privileg, das ich nach zwei Jahren Pandemie nicht mehr für selbstverständlich erachte. Ich liebe es, diese Stücke zu spielen und zu singen. Wir haben hart gearbeitet, um die Stücke so weit zu kriegen, dass sie uns gemeinsam an besondere Orte bringt. Dabei hören genau hin und spüren diese gemeinsame Energie. Das ist ein großartiges Gefühl!
Zum Schluss würde ich gerne wissen: Könnt ihr schon Pläne für die nahe und ferne Zukunft nennen? Wie geht es weiter bei The Bros. Landreth?
Vor allem Touren, für die nächsten 18 Monate oder so. Wir haben viel Zeit verloren und wollen unbedingt wieder raus und unsere neuen Stücke mit den Menschen teilen. Wir freuen uns sehr, im September in Deutschland zu spielen.
Silver Linings Tour 2022:
13.09.2022 Hamburg, Nochtspeicher
14.09.2022 Köln, MTC
15.09.2022 Berlin, Prachtwerk
Weblinks THE BROS. LANDRETH:
Homepage: www.thebroslandreth.com
Facebook: www.facebook.com/thebroslandreth
Foto: BnB Studios