Ich bekenne mich schuldig. Ja, auch ich habe schon einmal bei einer Coverversion von Smoke On The Water mitgewirkt. Damals in der Schulband. Und ich freute mich natürlich diebisch, auch einmal das legendäre Riff in die Saiten zu hauen. So wie es tausende andere Musiker auch schon taten. Jetzt drehen Deep Purple aber den Spieß um, bekennen sich ebenfalls schuldig, wie Albumtitel und Coverdarstellung zeigen und bringen auf ihre alten Tage ein Cover-Album raus. Das ist zum einen schon einmal überraschend, da dies nach einer so langen Karriere doch eher unerwartet kommt, zum anderen aber auch wohltuend, denn der Ansatz, das zu tun, worauf man Lust hat, wird auch hier fortgesetzt. Soll heißen: Keine x-te Coverversion von Knockin‘ On Heaven’s Door und ähnlichen Cover-Dauerbrennern, sondern einfach eigene Favoriten.
Bei den Stücken sind somit auch solche dabei, deren Original man selbst erst einmal nachhören muss, und hier stellt man fest: Deep Purple sind auf der einen Seite die meiste Zeit recht nah am Original, klingen aber auf der anderen Seite eben auch unverkennbar nach Deep Purple. Das geht mit 7 And 7 Is bereits gut los. Geradliniger Rock’n’Roll, Purple-eske Gitarrenlinien und ein Arrangement, bei dem man auch in den Reihen von Love nichts auszusetzen haben dürfte. Auch Fleetwood Mac dürften nichts gegen die knallige Variante von Oh Well haben, die mit schleifendem Synthie, eindrucksvollen Gitarrensolo-Passagen und hohem Tempo daherkommt. Das ist etwas, das dabei für alle Stücke gilt: Ihnen wird sicherlich kein Unrecht getan auf diesem Album!
Deep Purple begeben sich auf ihrer Reise durch die Musikgeschichte auch einmal auf ungewohntes Terrain: Jazzig und swingend hört man die Band in Let The Good Times Roll (im Original von Ray Charles & Quincy Jones), was vielleicht zunächst einmal seltsam anmuten mag, aber dabei für eine angenehme Abwechslung sorgt. Diese wird auch bis zum Schluss immer wieder gerne hochgehalten, denn nach dem Klassiker White Room (Cream) begegnet noch ein Medley namens Caught In The Act, bei dem man so einige Stücke kombiniert hat, die offenbar nicht fehlen sollten, aber in voller Länge den Rahmen gesprengt hätten. Und wann hört man schon mal Going Down, Green Onions, Hot ’Lanta, Dazed and Confused und Gimme Some Lovin’ als einen zusammenhängenden Titel?
Halten wir also fest: Deep Purple machen weiterhin vor allem das, wonach ihnen der Sinn steht, präsentieren hier eine abwechslungsreiche Reise durch die Musikgeschichte und auch ihren eigenen Musikgeschmack und klingen dabei deutlich nach Deep Purple. Somit entsteht auf der einen Seite ein gelungenes Deep Purple-Album und auf der anderen Seite findet man auch so einige Stellen, an denen man gerne mal weiterhört, was sich denn hinter dem Original und dessen Künstler verbirgt.
Tracklist DEEP PURPLE – Turning To Crime:
01. 7 And 7 Is (Love)
02. Rockin’ Pneumonia And The Boogie Woogie Flu (Huey “Piano” Smith)
03. Oh Well (Fleetwood Mac)
04. Jenny Take A Ride! (Mitch Ryder & The Detroit Wheels)
05. Watching The River Flow (Bob Dylan)
06. Let The Good Times Roll (Ray Charles & Quincy Jones)
07. Dixie Chicken (Little Feat)
08. Shapes Of Things (The Yardbirds)
09. The Battle Of New Orleans (Johnny Horton)
10. Lucifer (Bon Seger System)
11. White Room (Cream)
12. Caught In The Act (Medley)
Weblinks DEEP PURPLE:
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