Da haben sich zwei gefunden – mit Marianne Faithfull und Warren Ellis. Gut, gefunden haben sie sich vielleicht schon vorher, schließlich war Ellis auch auf Faithfulls Album Negative Capability als Produzent mit dabei, diesmal aber ist das Mitglied von Nick Caves Bad Seeds durch und durch als Songwriter an Bord gewesen und somit schließlich auch nicht umsonst direkt mit als Artist genannt. Entstanden ist das Album bereits während des ersten Lockdowns – und hing dabei am seidenen Faden, denn Faithfull erkrankte selbst an Covid-19 und hatte mit ihren über 70 Jahren sehr mit der Infektion zu kämpfen. Aber sie kam wieder auf die Beine, ist wieder bei Stimme und rezitiert mit dieser auf dem Album Gedichte.
Ja, Gedichte! Diesmal sind es keine Texte von Marianne Faithfull, aber solche, die sie ihr Leben lang begleitet haben. Dazu Musik, die sich dem Songformat entzieht, Collagen-artig erklingt und vor allem im Ambient zu verorten ist. Schon der eröffnende Titeltrack zeigt gut, wie man sich das vorzustellen hat: Auf Vogelzwitschern folgen sphärische Klänge, flächig ertönen die Instrumente und Faithfull gibt den Text von Lord Byron in bester Spoken Word-Manier wieder. Das klingt zwar ungewohnt, aber auch eingängig dabei. Wenn es auch was von Klischee hat, von einem mit dem Album erfüllten Traum zu sprechen: Das Herzblut merkt man der Aufnahme an.
Und nicht nur dieser Aufnahme, sondern allen elf. Das hat auch illustre Gäste begeistert: So ist bspw. Brian Eno mit dabei und hat unter anderem den Sound zu La Belle Dame Sans Merci beigesteuert. Das Klangbett zum Text von John Keats ist eine gespenstische Collage, die die Stimme Faithfulls im selben Moment bedrohlich wie auch beruhigend wirken lässt. Ein weiterer Hochkaräter, der mit dabei ist, ist Nick Cave. Er hat sich für verschiedene Stücke ans Klavier gesetzt, unter anderem bei To The Moon, dem Gedicht von Percy Bysshe Shelley. Caves Klavierspiel in Kombination mit Streichern und natürlich der einzigartigen Stimme strahlt hier eine starke Harmonie aus.
Definitiv ist es ein Album geworden, mit dem man in der Form nicht gerechnet hat. Eines mit Anspruch – und zwar einem Anspruch, dem es durch und durch gerecht wird. Auch, wenn die Kombination aus Ambient und Spoken Word zunächst einmal „anstrengend“ anmutet, so ist es doch ein erstaunlich entspanntes Album. Sicher: Der Partykracher schlechthin dürfte das Album nicht sein, aber genauso sicher darf man sich auch sein, dass es nicht als solches konzipiert wurde. Dafür ist es ein Album, bei dem es sich lohnt, sich damit genauer auseinanderzusetzen, aber auch eines, das man gut „einfach mal so“ hören kann. Und damit ist definitiv eine Menge gewonnen!
Tracklist MARIANNE FAITHFULL with WARREN ELLIS – She Walks In Beauty:
01. She Walks in Beauty
02. The Bridge of Sighs
03. La Belle Dame sans Merci
04. Ode to a Nightingale
05. To Autumn
06. Ozymandias
07. The Prelude : Book One Introduction
08. Surprised by Joy
09. To the Moon
10. So We’ll Go No More a Roving
11. The Lady of Shallot
Weblinks MARIANNE FAITHFULL:
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