Da war sie wieder, diese Nostalgie. Ein Rezensionsangebot zum Album von Masha Qrella. Und die Erinnerung an andere Zeiten, als im Musikfernsehen Sendungen wie Wah² liefen, wo man Bands wie Contriva kennenlernen konnte und im Anschluss mit dem Album Tell Me When eine schöne Begleitung für den Sommer erwarb. Masha Qrella als einstiges Mitglied dieser Band blieb im Gedächtnis und machte nun auch mit Woanders neugierig. Einem Album, auf dem die Berlinerin Texte des Dichters und Schriftstellers Thomas Brasch vertont, dessen Todestag sich jüngst zum 20. Mal jährte. Ein Dichter, mit dem man wiederum alleine schon Seiten füllen könnte.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Masha Qrella entdeckte Brasch‘ Wrieken im Jahr 2012 durch den Roman Ab jetzt ist Ruhe, den die Schwester Marion veröffentlichte. Die erweckte Faszination wirkt hierbei am besten in Qrellas eigenen Worten: „Die persönliche Perspektive der Autorin kam mir sofort bekannt vor. Eine Familiengeschichte der DDR aus Perspektive der kleinen Schwester. Ich erwachte wie aus einer Amnesie! Das war auch meine Geschichte: Meine Perspektive und meine Vergangenheit! Ich hatte ja sogar meinen Namen geändert, um nicht auf meine Ostidentität reduziert zu werden. So begann ich die Texte von Thomas Brasch zu lesen. Deutschsprachige Texte, die mich einfach nicht mehr losließen!“
Schwere Kost, könnte man meinen, wenn man das so liest. Aber wie klingt das denn nun? An dieser Stelle ist eben auch die Erleichterung, wenn man so will: Das lässt sich sehr gut hören. Zwar Lyrik mit Tiefgang, aber dennoch eine Musik, die bei aller Ernsthaftigkeit ein leichtfüßiges Moment mit sich bringt. Das merkt man schon in den ersten Nummern Lied und Straßen, die zwar nachdenklich, aber auch beschwingt wirken und nicht zuletzt durch die Stimme Masha Qrellas eine angenehme Melancholie verbreiten. Der Indie-Sound ist dabei eine – und auch die dominierende – Facette, aber längst nicht alles. Geister zeigt es beispielsweise gut mit seinen pulsierenden Elektro-Sounds, schafft aber im gleichen Moment mit Piano- und Bassläufen viel Gefühl.
Dass Masha Qrella mit ihrer Begeisterung nicht allein ist, zeigen auch illustre Gäste auf dem Album. So unter anderem in Das Meer, bei dem sich Dirk von Lowtzow die Ehre gibt. Ein Duett, das eine ruhig eröffnende Indie-Pop-Nummer gibt, schon bald in treibende Gewässer gleitet und durch seine Zweistimmigkeit die Eingängigkeit erhöht. Den elektronischen Gestus wiederum begleitet Ja, Paniks Andreas Spechtl in Maschinen, das mit synthetischer Kühle seine Faszination ausstrahlt. Und dann ist da noch Märchen, in dem Brasch‘ Tochter Marion (zu von Tarwater mit erschaffenen Klängen übrigens) höchstpersönlich im gesprochenen Wort einen Text beisteuert.
Mit Woanders ist Masha Qrella ein faszinierendes Album gelungen, das einiges an Tiefgang beinhaltet, dabei aber dennoch nicht als verkopftes Monstrum begegnet, sondern ein starkes Indie-Album darstellt, das man sehr angenehm hören kann. Sehr begeisternd!
Tracklist MASHA QRELLA – Woanders:
01. Lied
02. Bleiben
03. Das Meer (feat. Dirk von Lowtzow)
04. Blaudunkel
05. Geister
06. Woanders
07. Maschinen (feat. Andreas Spechtl)
08. 27. September
09. Wind
10. Haut (feat. Tarwater)
11. Märchen (feat. Marion Brasch & Tarwater)
12. Hure
13. Straßen
14. Strand
15. Ratten
16. Tür
17. Nacht (feat. Chris Imler)
Weblinks MASHA QRELLA:
Homepage: www.mashaqrella.de
Facebook: www.facebook.com/mashaqrella
Twitter: www.twitter.com/mashaqrella