„Für das, was ich auslöse, gibt es doch kein Adjektiv“, so Rapper Textor im Titel Watch Me auf dem neuen Album Todesverachtung To Go von Kinderzimmer Productions. Dem ersten Album seit guten zehn Jahren übrigens. Und tatsächlich: Mit den Adjektiven hat man es schon schwer hier. Wie soll man das nun bezeichnen, was man da hört? Also neben Rap, HipHop usw. Old school sind heute so viele, dass es eigentlich modern ist. Vintage? Retro? Irgendwie ja auch schon Mode geworden, das zu sein. Anachronistisch könnte man es fast schon nennen, was Quasi Modo und Textor hier darbieten, allerdings ohne die negative Konnotation, die in diesem Wort oft mitschwingt.
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Was auf jeden Fall schnell auffällt: Dies hier ist weder ein Comeback um des Comebacks Willen noch der Aufsprung auf irgendwelche Züge, die den schnellen Euro versprechen. Dazu ist das Duo viel zu knarzig und eigen geblieben. Schon bei Bäng, dem Opener, wirken die Beats versch(r)oben, es scheppert und Textor macht das, was er am besten kann, indem er flüssige Reime darüber legt. Etwas weniger knarzig, aber immer noch scheppernd und eigen geht es auch weiter. Lecker bleiben beispielsweise, das ansprechend nach vorne geht und darauf verweist, dass Kinderzimmer Productions den Intellekt schärfen würden. Und ja: Tatsächlich ist das HipHop der intelligenteren Sorte, wie man es von der Band eben auch gewohnt ist.
Was dem Duo immer wieder gut gelingt: Sie musizieren an jedem Genre-Klischee vorbei. Bei Stücken wie Boogie Down mag man zwar sich selbst dabei erwischen, wie man mit dem Kopf mitnickt, aber unter der Oberfläche ist stets mehr zu finden. Zudem staunt man immer wieder, wo Textor die Worte herholt. Auch wenn es sich vielleicht nicht immer erschließt, was einem gesagt werden soll, so staunt man definitiv über die Wortspielereien. Generell ist man immer wieder angenehm davon angetan, wie Spaß und Tiefgang kombiniert werden. O-Oh Double Trouble beispielsweise wirkt locker, aber man entdeckt doch immer wieder doppelte Böden in diesem und anderen Stücken.
Wer nach Trends und angesagtem Sound sucht, der ist bei diesem Album nicht an der richtigen Adresse. Wer authentischen und gut gemachten HipHop sucht, kann hier schon eher beherzt zugreifen. Teilweise ist es vielleicht etwas zu knarzig und kantig, aber insgesamt ist das hier ein gutes Comeback geworden, das eigentlich gar nicht so recht nach Comeback klingen mag.
Tracklist KINDERZIMMER PRODUCTIONS – Todesverachtung To Go:
01. Bäng
02. Attacke
03. Lecker bleiben
04. Boogie Down
05. Watch Me
06. I Don’t Mind
07. Es kommt in Wellen
08. O-Oh Double Trouble
09. Todesverachtung To Go
10. Oh Yeah
11. Come On, Sign Up
Weblinks KINDERZIMMER PRODUCTIONS:
Homepage: www.kinderzimmer-productions.de
Facebook: www.facebook.com/Kinderzimmer-Productions-56065328466/