Manchmal muss man sich eben auch die eigenen Bildungslücken eingestehen. Wenn man bei The Chainsmokers an eine verkopfte, vielleicht gar philosophische Angelegenheit denkt, ist ziemlich auf dem Holzweg. Nicht nur diejenigen, die sich über die Welt viele oder eventuell gar zu viele Gedanken machen, erfüllen im künstlerischen Schaffen das Bild des Kettenrauchers, es kann auch anders sein: The Chainsmokers sind im Electro, teils housigen und sehr oft auch an der Grenze zum Pop Befindlichen musikalisch zu Hause. Die Tracks des Albums, die über die Zeit verteilt nach und nach bereits zu hören waren, haben über 1,3 Millionen Streams eingebracht, jetzt erscheinen sie auf Albumlänge, zusammen mit weiteren neuen Tracks.
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Der Einstieg ins Album gelingt durch The Reaper gemeinsam mit Amy Shark schon einmal. Verhalten, mit einer lockeren Nachdenklichkeit, pulsiert hier der Beat und man ist gespannt mitten im Geschehen. Ist es tanzbarer Pop? Poppiger Dance? Man weiß es nicht immer genau, aber die Handschrift des Duos ist erkennbar. Dazu gibt es wechselnde Features, die mal mehr mal weniger überraschen. Zudem bringen sie stets ihre eigene Note mit. Ist die bereits erwähnte Amy Shark eine australische Indie-Sängerin, so bringt beispielsweise in See That Way mit Sabrina Claudio eine puertorikanische Songwriterin ihre eigene Note mit ein und reichert den Sound der Chainsmokers an.
Was immer auffällt: Auch wenn die gastierenden Musiker teilweise vom Genre der Chainsmokers weit weg sind, fügt es sich stets wieder gut in den Sound ein. Auch Bebe Rexha beispielsweise, die zwar auch Pop macht, aber ansonsten nicht viel mit The Chainsmokers gemein hat, ist hier in Call U Mine eine passende Ergänzung. Als Exoten dürften dann noch Blink-182 gelten, die in P.S. I Hope You’re Happy mit von der Partie sind. Wenig überraschend, dass es hier dann auch tatsächlich einen rockigen Einschlag mit sich bringt, was zu hören ist. Der Beat-lastige Sound bleibt dennoch erhalten, sodass es im Gros weiterhin Electropop ist, was erklingt, dennoch aber die wohl „lauteste Nummer“ des Albums darstellt.
Eigentlich, so könnte man meinen, erscheint das Album nun zur falschen Jahreszeit – sofern man Musik auf diese Art und Weise einzuordnen versucht. Man hat hier eine Sammlung von zehn Stücken, die überwiegend ein sonniges Gemüt mit sich bringen und eben auch in die entsprechende Jahreszeit passen würden. Elektropoppig geht es zu, tut dem Hörer nicht weh und man schafft – gerade auch durch die vielen gefeatureten Künstler – eine Menge Abwechslungsreichtum. Was man ein wenig vermisst, ist der rote Faden in der Zusammenstellung. Es ist eher eine Compilation. Nicht immer springt der Funke über, mit seinen zehn Stücken ist das Album insgesamt recht kurz geworden. Dennoch kann das, was man hört gefallen. Eine solide Angelegenheit.
Tracklist THE CHAINSMOKERS – World War Joy:
01. The Reaper (feat. Amy Shark)
02. Family (with Kygo)
03. See The Way (feat. Sabrina Claudio)
04. P.S. I Hope You’re Happy (feat. Blink-182)
05. Push My Luck
06. Takeaway (with Illenium feat. Lennon Stella)
07. Call You Mine (feat. Bebe Rexha)
08. Do You Mean (feat. Ty Dolla Sign & Bülow)
09. Kills You Slowly
10. Who Do You Love (feat. 5 Seconds Of Summer)
Weblinks THE CHAINSMOKERS:
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