Eine Loreena McKennitt als Vorprogramm? Etwas, das man sich irgendwie schwer vorstellen kann. Und doch hat es das schon einmal gegeben. 1993 war es, als sie in der Royal Albert Hall den Opener für Mike Oldfield gemacht hat. Über 25 Jahre später kehrte sie nun in diese heiligen Hallen zurück, standesgemäß als Hauptact auf der Tour zu ihrer zu diesem Zeitpunkt jüngsten Veröffentlichung Lost Souls. Unter dem programmatischen Titel Live At The Royal Albert Hall erscheint dieser Auftritt nun auf zwei CDs mit insgesamt 20 Titeln und gibt einen guten Einblick in das Œuvre der Kanadierin, die zu diesem besonderen Anlass auch einen Schwung Gastmusiker mit dabei hatte, die ebenfalls mithalfen, diese Show zu einer ganz Besonderen zu machen.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Dabei gelingt ihr zweierlei: Man erkennt in der Songauswahl, dass es sich um die Tour zu Lost Souls handelt, wovon sechs Stücke den Weg in die Auswahl gefunden haben, zusätzlich aber ist es eine Auswahl, die einen abwechslungsreichen Querschnitt bietet. Das Abwechslungsreichtum wird schon deutlich, wenn man sieht, dass so unterschiedliche Instrumente wie Flamenco-Gitarre, Bodhran, Akkordeon, Klarinetten, Flöten und viele mehr dabei sind. Mit all diesen Mitteln entsteht der eklektische keltische Mix, der vor allem in Folk und Weltmusik beheimatet ist, aber dennoch schwierig festzulegen ist dabei. Man sollte dies auch gar nicht versuchen, sondern sich schlichtweg in den Klängen fallen lassen.
Genau das ist auch auf dieser Live-Aufnahme exzellent möglich. Eingängige Arrangements mit Liebe zum Detail, die nicht einfach eins zu eins den Alben nachempfunden sind, gibt es zu hören, die Ausnahmestimme brilliert wieder und auch an den Instrumenten merkt man die Spielfreude. Eine Nummer wie The Bonny Swans beispielsweise mit Streichern und hoher Stimme erzeugt Gänsehaut, und ergänzt dabei auch gut ein verzerrtes Gitarrensolo, das in aller Harmonie über der Komposition schwebt. Oder auch eine Nummer wie Santiago, die mittelalterlichen Charakter mit zeitgenössischen Momenten auf ansprechende Art und Weise kombinieren kann. Gar tanzbar geht es hier zu, was auf der Veröffentlichung wiederholt vorkommt. Das schnelle The Mummers‘ Dance beispielsweise trägt seinen Namen nicht umsonst.
Auf über 100 Minuten hat der Hörer hier eine rundum gelungene Live-Aufnahme, die wie eingangs schon erwähnt, einen guten Überblick über das Schaffen der Künstlerin bietet. Natürlich schafft man es bei der langen Karriere nicht, in der kurzen Zeit das Phänomen Loreena McKennitt in Gänze für sich zu erschließen, aber dennoch ist Live At The Royal Albert Hall sozusagen „für Einsteiger und Fortgeschrittene“. Wer die Künstlerin kennt, wird an der Aufnahme seine wahre Freude haben, als „Einsteiger“ findet man hier genug Anhaltspunkte, um von hier aus die Materie weiter und detaillierter zu erforschen. Sehr empfehlenswert!
Tracklist LOREENA MCKENNITT – Live At The Royal Albert Hall:
1-01. Bonny Portmore
1-02. All Souls Night
1-03. A Hundred Wishes
1-04. Ages Past, Ages Hence
1-05. Ballad Of The Foxhunter
1-06. Marco Polo
1-07. Spanish Guitars And Night Plazas
1-08. The Star Of The County Down
1-09. The Two Trees
1-10. The Bonny Swans
2-01. The Mystic’s Dream
2-02. Santiago
2-03. As I Roved Out
2-04. Manx Ayre
2-05. The Lady Of Shalott
2-06. The Mummers’ Dance
2-07. The Old Ways
2-08. Lost Souls
2-09. Tango To Evora
2-10. Dante’s Prayer
Weblinks LOREENA MCKENNITT:
Homepage: www.loreenamckennitt.com
Twitter: www.twitter.com/loreena