Es ist ein düsterer Abend Anfang März, das Artheater in Köln Ehrenfeld ist gefüllt mit in dunkle Farben gekleidete Menschen. Hier steht heute Abend alles im Zeichen von Darkwave, EBM und Synthies: Das US-amerikanische Duo Boy Harsher spielt.
Lass Dir den Beitrag vorlesen:
Als Support läutet der Kanadier Cameron Findlay aka Kontravoid den Abend mit harten Beats ein. Was bei ihm auf der Platte noch feiner und hymniger erscheint, entpuppt sich live als astreiner EBM der neuen Generation. Kühle, flächige Klänge erzeugen einen tanzbaren und schweißtreibenden Clubsound mit late 80s-Charakter.
Düster & neblig
Wer die Musik von Boy Harsher kennt, weiß, dass ihn sehr wahrscheinlich keine wilde Rock’n’Roll-Bühnenshow erwarten wird. Allerdings ist die Art, wie Augustus Muller und Jae Matthews ihre Musik live präsentieren davon wirklich meilenweit entfernt.
Die beiden betreten gegen 21 Uhr die Bühne und beginnen sofort mit ihrer Show. Zu Beginn ist es so dunkel und vernebelt, dass die Menschen mit Mikro und Synthies im Dunst kaum auszumachen sind. Ihr Set baut sich langsam auf, Jae Matthews’ Stimme flüstert, singt, und wird immer lauter. Augustus Muller an den Synthies wird ebenfalls immer düsterer und härter. Interaktion mit dem Publikum: Kaum vorhanden. Die Atmosphäre kühl und anonym, die Musik ebenso.
Das Publikum tanzt immer ekstatischer, die Bühne wird zunehmend heller und der Soundteppich aus Synthies und der weichen, warmen Frauenstimme immer dichter – bis nach einer guten Stunde um kurz nach 22 Uhr dann bereits alles vorbei ist. Wortlos verlassen Matthews und Muller die Bühne, ebenso wortlos (ohne Forderungen nach einer Zugabe) wenden sich die Zuhörer ab und verlassen den Saal.