LILY ALLEN – No Shame

LILY ALLEN - No Shame
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7.5 Gesamtnote

Gesamtnote

7.5

Manchmal machen Künstler/Künstlerinnen es einem einfach nicht leicht. Da hat man als Hörer so seine Erwartungshaltungen und muss zunächst einmal beim ersten Hördurchgang feststellen: Die kannste dir mal direkt in die Haare schmieren. Aber eigentlich ist es ja genau das, was man immer wieder festhalten muss: Künstler sind eben Künstler und machen ihr Ding. Andernfalls wären sie Dienstleister. Eine Lily Allen ist dies nicht. Auf ihrem aktuellen Album No Shame sucht man Nummern der Sorte Smile oder auch Not Fair vergebens. Was anfangs irritierend klingt, ist eigentlich nur folgerichtig. Lily Allen hat vieles zu verarbeiten, das Album ist gewissermaßen gar ein Coming-of-Age-Album.

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„I’m a bad mother, I’m a bad wife, you saw it on the socials, you read it online“ ist eine zum Nachdenken anregende Zeile, die bereits im Opener Come On Then präsentiert wird. Ganz klar: Die Künstlerin verarbeitet hier Schicksalsschläge, Krisen und alles, was dazu gehört. Dreifache Mutter im Fokus der Öffentlichkeit, Trennung… Alles nicht so einfach. Das erklärt dann auch den ruhigen Grundton des Albums. Ihre musikalische Herkunft verleugnet sie dabei auch gar nicht, es ist nur ruhiger geworden. Gut gemachter Pop mit Anleihen aus Genres wie R&B und dazu mit einigen Features bleibt. Trigger Bang mit Giggs als Gastrapper beispielsweise sticht da heraus. Ruhiger, aber pulsierender Pop mit eingängigen Lines von Giggs dazu – das kann überzeugen.

Man merkt in den Stücken immer wieder, wie sehr zwischenmenschliche Themen hier eine Rolle spielen. Im Mid-Tempo-Popstück What Are You Waiting For beispielsweise ist die mit dem Titel gestellten Frage schon selbstredend. Der süßliche Gesang Lily Allens passt auch hier wieder. Interessant und sicherlich ein Highlight des Albums ist aber auch der Perspektivwechsel: Three erzählt auch Sicht ihrer dreijährigen Tochter. Ein balladeskes Piano-Stück, das mit Zeilen wie „Please don’t go, stay here with me, it’s not my fault, I’m only three“ für Gänsehaut sorgt. Ganz verlernt hat sie aber auch die Leichtfüßigkeit nicht. Waste mit Lady Chann hat zwar auch einen nachdenklichen Touch, aber geht angenehm tapsend nach vorne.

Im Endeffekt ist No Shame eines dieser Alben, die sich im Gehörgang entwickeln müssen. Es fehlt eben der klassische Hit, stattdessen traut sich Lily Allen, auch mal mehrere Balladen am Stück aufeinanderfolgen zu lassen. Das ist mutig, kommerziell betrachtet vielleicht nicht gerade eine weise Entscheidung, dafür ist es aber vor allem sehr ehrlich. Sicher, eins zwei Kracher hätten dem Album bestimmt gutgetan, aber auch so ist es ein schönes Album für Freunde der gut gemachten Popmusik.

Tracklist LILY ALLEN – No Shame:

01. Come On Then
02. Trigger Bang (feat. Giggs)
03. What You Waiting For
04. Your Choice (feat. Burna Boy)
05. Lost My Mind
06. Higher
07. Family Man
08. Apples
09. Three
10. Everything To Feel Something
11. Waste (feat. Lady Chann)
12. My One
13. Pushing Up Daisies
14. Cake

Weblinks LILY ALLEN:

Homepage: www.lilyallen.com
Facebook: www.facebook.com/lilyallen
Twitter: www.twitter.com/lilyallen

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