DIE KRUPPS – Düsseldorf, Zakk (29.04.2018)

Fotos: DIE KRUPPS
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Was für ein Wochenende für die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt! Der heimische Fußballklub darf sich endlich wieder Erstligist nennen, der verhasste Erzrivale aus dem Ort südlich von Leverkusen steigt parallel dazu ab – und dann spielt eine der wichtigsten und international einflussreichsten Bands der Stadt auch noch einen Gig in einer der Konzert-Kult-Locations der Stadt. Was für ein Timing! Bevor Die Krupps das fast ausverkaufte Zakk zum Kochen brachten, gab es wie aus den Vorjahren gewohnt erneut mutig gewählte Support-Acts auf Augen und Ohren.

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Allen voran Barabaz. Das Bremer Duo, über das man selbst im Internet nur wenige Infos findet, verstörte einen Teil des Publikums nachhaltig. Repetetive Textschnipsel, düstere Beats zwischen Dark Wave, Dubstep, Trap und HipHop, dazu Scratches und vor allem die seltsam gedrungene, kehlige Schreistimme des halb nackten, stark tätowierten jungen Mannes namens Ainar am Mikro irritierten. Womöglich passt der Sound von Barabaz gut ins Vorprogramm von Klangstabil, an diesem Abend war er einfach nur völlig deplatziert. Weniger Reaktionen zog ein Krupps-Support selten, einige Hundert Gäste verbrachten den Auftritt lieber bei einem kühlen Alt in Außenbereich des Zakk.

Zum Auftritt von Johnny Deathshadow wurde es deutlich voller. Klar, es gab ja auch dicke Gitarren auf die Ohren, wuchtig kommt der Sound der Hamburger durchaus daher. Stimmlich stinken die Nordlichter allerdings ziemlich ab. Dünner Background-Gesang wechselt sich ab mit wenig aufregenden Hartwurst-Growls. Den Vergleich mit Bands wie Hämatom oder Ost+Front, der sich aufgrund der martialischen Gesichtsbemalung der Musiker fast schon zwingend aufdrängt, verlieren die Johnnys trotz ordentlicher Songs deutlich.

Nach diesem alles in allem eher enttäuschenden Vorprogramm war es gegen 21:30 Uhr endlich Zeit für eine Band, die seit über drei Jahrzehnten ihre Live-Qualitäten nachgewiesen hat. Die Krupps starteten mit Kaltes Herz ihren gewohnten Ritt durch fast 30 Jahre Bandgeschichte – die Volle Kraft voraus-Klassiker finden ihren Weg ins Set ja leider schon länger nicht mehr. So auch an diesem Abend. Große Überraschungen für diejenigen, die die Krupps in den letzten drei, vier Jahren live gesehen, blieben aus. Lediglich der noch recht frische Trump-Diss Fuck You sorgte für eine kleine Setlist-Modifikation.

Dem Publikum im nun proppevollen Innenraum war das egal. Gute Akustik, beste Stimmung, ein ordentlicher Moshpit – Jürgen Englers Kultansage „Jetzt will ich was sehen hier“ wurde ausdrücklich erwidert. Im Vergleich zu den NRW-Gigs der letzten Jahre wirkte an diesem Abend im Zakk alles noch ein wenig euphorischer, der Heimvorteil wurde an diesem Sonntagabend beidseitig genutzt. Nachdem gegen 23:20 Uhr die letzten Töne von Bloodsuckers durch die Halle schepperten und der Jubel spätestens hier ohrenbetäubende Ausmaße annahm, konnte sich selbst der sonst so stoisch wirkende Ralf Dörper ein breites Grinsen nicht verkneifen. Engler schmiss im Euphorierausch noch Teile seines Stahlofons durch die Gegend – und dann war Schluss. Was bleibt, ist die Vorfreude auf August, wenn Die Krupps erneut in Deutschland unterwegs sind. Denn da wird’s nicht nur erneut feinste Metal Machine Music, sondern auch austro-kanadische Improvised Electronic Devices auf die Ohren geben

Setlist DIE KRUPPS @ Düsseldorf, Zakk (29.04.2018):

01. Kaltes Herz
02. Risikofaktor
03. The Dawning Of Doom
04. Isolation
05. Der Amboss
06. Schmutzfabrik
07. Fly Martyrs Fly
08. Black Beauty White Heat
09. Crossfire
10. Scent
11. Fuck You
12. To The Hilt
13. Metal Machine Music
14. Robo Sapien
15. Nazis Auf Speed
16. Fatherland
17. Machineries Of Joy (Z)
18. Bloodsuckers (Z)

Weblinks DIE KRUPPS:

Homepage: www.diekrupps.com
Facebook: www.facebook.com/diekruppsofficial

 

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